Die IT-Prioritäten 2026 – Was auf der CIO-Agenda ganz oben steht

Nicht neue Technologien prägen 2026, sondern der Umgang mit den bestehenden. Für CIOs stehen damit drei zentrale Handlungsfelder auf der Prioritätenliste: die sinnvolle Integration von künstlicher Intelligenz (KI), die Optimierung der wachsenden Kosten und das Schließen von Sicherheitslücken. Innovation ist dabei zweitrangig, wichtiger sind Governance und Kontrolle.

Der Flexera IT Priorities Report 2026 verdeutlicht diesen Trend klar [1]. Für CIOs liegt der Fokus nicht mehr auf dem Experimentieren mit neuen, sondern vielmehr auf deren konkreter Umsetzung und den messbaren Nutzen für das Unternehmen. Zum dritten Mal in Folge rangiert die Integration von KI ganz oben auf der IT-Agenda (33 %), gefolgt von Kostenoptimierung (24 %) und Risikominimierung (22 %). Diese Rangliste spiegelt eine reifende IT-Landschaft wider, in der Erfolg weniger vom Tempo der Disruption als von der Fähigkeit abhängt, Komplexität zu beherrschen.

 

Abbildung 1: KI, Kosten und Sicherheit: Die drei Top-IT-Prioritäten für CIOs im nächsten Jahr

 

KI: Vom reinen Einsatz zum spürbaren Ergebnis. Unternehmen befinden sich mitten in einer Transformationswelle, in der künstliche Intelligenz zu einem zentralen Bestandteil der IT-Strategie geworden ist. Doch so wichtig die Technologie ist, so anspruchsvoll bleibt es, sie in einer bereits hochkomplexen IT-Landschaft richtig zu verankern und langfristig erfolgreich zu nutzen. Ganze 94 % der IT-Leiter suchen derzeit nach Wegen, KI sinnvoll in ihre Technologielandschaft zu integrieren.

In vielen Unternehmen beschränkt sich ihr Einsatzgebiet bislang darauf, Prozesse zu automatisieren und zu beschleunigen. Drei von fünf nutzen Chatbots (61 %), knapp die Hälfte arbeitet mit Coding-Assistenten (49 %), und 39 % setzen KI im Aufgaben- oder Projektmanagement ein.

Welcher konkrete Nutzen sich daraus ergibt, ist allerdings schwer zu belegen. Momentan planen nur 19 % der Unternehmen, die Wirksamkeit ihrer KI-Initiativen im kommenden Jahr gezielt zu messen – ein Fehler. Denn ohne klare Kennzahlen droht das Potenzial von KI wirkungslos zu verpuffen, mitsamt der oftmals teuren Investitionen. Damit KI messbar zum Geschäftserfolg beiträgt, braucht es robuste Governance-Strukturen, eindeutige Leistungskennzahlen (KPIs) und ein durchgängiges Monitoring. Erst dann wird aus dem Technologieeinsatz auch tatsächlicher Mehrwert.

Kosten: Spagat zwischen Innovation und Kontrolle. KI ist und bleibt teuer. Die rapide Integration schlägt sich deshalb auch direkt und in großem Umfang auf bestehende IT-Budgets aus. Die Kostenkontrolle gestaltet sich in vielen Unternehmen mittlerweile zu einem strategischen Drahtseilakt. Acht von zehn IT-Leitern geben an, dass ihre Ausgaben für KI-Anwendungen gestiegen sind; mehr als ein Drittel befürchtet bereits eine Überinvestition.

Die fehlende Evaluierung des KI-Mehrwerts macht es schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auf welches KI-Tool lässt sich verzichten? Wo lohnt sich die Investition, sowohl mittel- als auch langfristig? Und wo ergeben sich Möglichkeiten zur Konsolidierung und Optimierung? Hinzu kommt, dass Preismodelle der Anbieter sich ändern und eine Punktlandung bei der Kostenplanung verhindern. Ein Dorn im Auge vieler IT-Abteilungen bleibt die Schatten-IT, die durch KI zusätzlichen Auftrieb erhält. Mehr als 70 % der Befragten glauben, dass Fachabteilungen mehr Cloud- und SaaS-Anwendungen einkaufen, als der IT überhaupt bekannt sind. Im Vorjahr waren es noch 68 %.

CIOs üben seit jeher den Spagat zwischen Investition und Sparkurs. Der anhaltende KI-Goldrausch droht die Governance nun jedoch gänzlich zu überholen. Viele der neuen Technologien lassen sich nicht mehr nahtlos in bestehende On-Premises- oder Cloud-Umgebungen einfügen, was das Managen der IT-Assets erschwert. Neue Prozesse und Verantwortlichkeiten sind nötig, doch die Umsetzung verläuft uneinheitlich. Kein Wunder, dass sich ein deutlicher Trend hin zu FinOps-Ansätzen und SaaS-Management-Plattformen abzeichnet. Sie sollen eine ganzheitliche Sicht schaffen und für mehr Transparenz und Kontrolle im IT-Budget sorgen.

 

Abbildung 2: Ein Trend der sich fortsetzt: Unternehmen stellen Kosteneffizienz vor IT-Sicherheit.

 

Sicherheit: Klare Sicht auf die Verteidigungslinie. Komplexität verringert Sichtbarkeit und fehlende Sichtbarkeit schafft Risiken. Je vernetzter die Systeme, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten. Kein Wunder also, dass IT-Sicherheit seit Jahren zu den wichtigsten Prioritäten auf der CIO-Agenda zählt. Die Zahl der Cyberangriffe befindet sich auf einem Allzeithoch und Unternehmen geraten immer häufiger ins Visier professioneller Hacker.

Das eigentliche Dilemma: Was Sicherheit gewährleisten soll, kann sie zugleich behindern. Strenge Sicherheitsricht-linien schützen sensible Daten, erschweren aber oft den Zugriff auf genau die Informationen, die für Transparenz und Kontrolle nötig wären. Laut Flexera-Umfrage sehen 31 % der Befragten in diesen restriktiven Protokollen das größte Hindernis für mehr IT-Sichtbarkeit.

Eine weitere Hürde ist der Fachkräftemangel: Ein Viertel der IT-Leiter nennt fehlendes Know-how als zentrales Problem, wenn es darum geht, komplexe IT-Umgebungen sicher und transparent zu verwalten. Der Mangel an Fachwissen bremst nicht nur Sicherheitsinitiativen, sondern erhöht auch das Risiko von Fehlkonfigurationen und Ineffizienzen. Der Aufbau interner Kompetenzen wird damit zu einer zentralen Voraussetzung, um digitale Sicherheit langfristig zu gewährleisten.

Fazit. Im Jahr 2026 jagen CIOs nicht der nächsten großen Technologie-Welle hinterher, sondern lernen, den Wandel gezielt zu steuern. KI, Kosten und Sicherheit sind keine getrennten Themen, sondern eng miteinander verknüpfte Schwerpunkte, die das Fundament moderner IT-Strategien bilden. Wer in der wachsenden Komplexität frühzeitig Durchblick schafft, der kann aus den technologischen Innovationen auch langfristig messbaren Geschäftserfolg generieren.

 


Wolfgang Schuster berät als Senior Solution Value Advisor bei Flexera Unternehmen bei Fragen rund um das IT-Asset-Management (ITAM) sowie das Cloud Management. Er blickt auf über 25 Jahre Erfahrung als Business Senior Consultant zurück. Vor Flexera arbeitete er u.a. bei Deloitte und war Mitbegründer der COMPLION AG, einem Beratungsunternehmen für SAM, Datenschutz und IT-Security.

 

[1] https://www.flexera.de/resources/reports/ITV-REPORT-IT-Priorities?utm_source=pr_agency&utm_med

 

Illustration: © Volodymyr Melnyk | Dreamstime.com

 

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