Digitale Wirtschaft schickt ihre Mitarbeiter flächendeckend ins Home Office

Neun von zehn Unternehmen empfehlen Arbeit von zu Hause aus, zwei Drittel haben das sogar angeordnet. Präsident Berg: Chancen und Vorteile der Digitalisierung für die Arbeitswelt nutzen.

Illustration: Absmeier, Kaboompics

Unter dem Eindruck der Corona-Krise wird flexibles Arbeiten zum Standard. Neun von zehn Unternehmen (89 Prozent) der Digitalwirtschaft empfehlen ihren Mitarbeitern im Home Office zu arbeiten. Zwei Drittel (64 Prozent) haben das sogar angeordnet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom, an der sich 235 Unternehmen der IT-, Telekommunikations- und sich digitalisierender Branchen beteiligt haben [1].

Demnach ist es nach Einschätzung der befragten Unternehmen für durchschnittlich 86 Prozent der Mitarbeiter möglich, ihre Tätigkeit im Home Office auszuüben. Für den unternehmensinternen Austausch greift man auf digitale Technologien zurück. 95 Prozent der Unternehmen ersetzen Präsenztreffen durch Videokonferenzen.

»Digitale Technologien sind der Garant dafür, das Wirtschaftsleben in Zeiten von Ausgangssperren, Kontaktverboten und Produktionsstopps am Laufen zu halten. Die Corona-Krise ist eine Aufforderung an Politik und Wirtschaft, die Arbeitswelt schnellstmöglich, umfassend und dauerhaft zu digitalisieren«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

 

Stilllegung der Wirtschaft

Die weitgehende Stilllegung der Wirtschaft stellt die Digitalunternehmen vor enorme Herausforderungen. Jeweils sechs von zehn der befragten Unternehmen berichten von einer großen Verunsicherung ihrer Kunden (61 Prozent) und von zurückgestellten Aufträgen (60 Prozent). Jedes Vierte (23 Prozent) hat heute bereits mit Auftragsstornierungen zu kämpfen. Jedes zweite befragte Unternehmen (49 Prozent) hat angesichts der Krise seinerseits Investitionsentscheidungen zurückgestellt, bei jedem Fünften (20 Prozent) wurde die Produktion eingeschränkt. Das liegt auch an unterbrochenen Lieferketten. Betroffen sind insbesondere Unternehmen, die Geschäftskontakte nach China unterhalten. 81 Prozent dieser Unternehmen berichten von eingestellten oder beeinträchtigten Zulieferungen aus China. Auch innerhalb Europas (48 Prozent) und Deutschlands (40 Prozent) kommt es infolge von Grenzschließungen und anderen Beschränkungen zu Lieferproblemen und Lieferstopps für die darauf angewiesenen Unternehmen.

 

Negative Auswirkungen auf Geschäftsergebnis befürchtet

Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im Jahr 2020 sind entsprechend stark getrübt. Für die Gesamtwirtschaft erwarten die befragten Unternehmen zu 97 Prozent negative Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt und zu 92 Prozent einen Rückschlag für den Arbeitsmarkt. Auch für die Branche selbst wird mehrheitlich von negativen Auswirkungen auf Umsatz (65 Prozent) und Beschäftigung (47 Prozent) ausgegangen. Acht von zehn der befragten Unternehmen (79 Prozent) rechnen mit negativen Auswirkungen auf ihr eigenes Geschäftsergebnis im Jahr 2020. Vier von zehn (37 Prozent) befürchten negative Auswirkungen auf die Beschäftigung im eigenen Unternehmen, 55 Prozent erwarten keinen Einfluss darauf.

 

Betriebsschließungen und Kurzarbeit

Für einen Teil stellt sich mit der Corona-Krise die Existenzfrage. 5 Prozent der befragten Unternehmen haben Betriebsschließungen beschlossen, weitere 10 Prozent diskutieren darüber. 7 Prozent haben die Arbeitszeit verkürzt beziehungsweise Kurzarbeit eingeführt, weitere 34 Prozent erwägen dies.

Der Blick in die nähere Zukunft ist wenig optimistisch. Nahezu alle befragten Unternehmen (94 Prozent) erwarten eine weitere Zuspitzung der Wirtschaftskrise. 92 Prozent rechnen mit einer weltweiten Rezession. Berg: »Digitalisierung ist der Silberstreif am Horizont der Corona-Krise.«

 

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Zwischen dem 17. und 22. März 2020 wurden dabei 235 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche sowie Unternehmen in sich digitalisierenden Branchen online befragt, darunter jeweils Mitglieder sowie Nicht-Mitglieder des Bitkom e. V.

 

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