Integration von künstlicher Intelligenz – »AI gehört nicht nur in den Code, sondern ins System Mensch«

Kathy Pham, Vice President AI bei Workday, betont, dass KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Verantwortung gesehen werden sollte, und dass es wichtig ist, Technologie sinnvoll in menschliche Abläufe zu integrieren. Zudem weist sie auf Unterschiede in der Akzeptanz neuer Technologien zwischen den USA und Europa sowie die Bedeutung von Vertrauen und ethischen Leitplanken hin.


Frau Pham, Sie haben gesagt, dass KI nicht nur funktionieren, sondern auch für etwas stehen sollte. Wie oft treffen sich in der Praxis die Welten von Human Resources und Artificial Intelligence?

Ich denke oft über die Verbindung zwischen Menschen und KI nach. Dabei hilft mir der Blick zurück: Wie haben wir Technologien in den letzten Jahrzehnten in unsere Systeme eingebunden? KI ist besonders, weil sie Vorhersagen trifft und automatisiert. Aber der wichtigste Ausgangspunkt ist: Wir wollen Probleme von Menschen, Unternehmen und Gesellschaft lösen. Die Frage ist nicht: Wo passt die Technologie? Sondern: Wie bringen wir Technologie sinnvoll in menschliche Abläufe?

Wir sagen oft »Human in the Loop«, aber ich denke, es geht eher darum, »AI in den Loop« zu bringen. Bei Workday verstehen wir Arbeit als Gesamtheit: Prozesse, Menschen, Rollen, Gebäude. Und genau dort fragen wir uns: Wo macht ein Agent Sinn?

 

Kathy Pham,
Vice President AI
bei Workday

 

» Viele nutzen KI – sie wissen es nur nicht. «


Viele Menschen sehen KI als Werkzeug. Sie sprechen aber von Verantwortung. Was passiert, wenn Menschen das nicht unterscheiden können?

Viele nutzen heute schon KI, ohne es zu wissen. Google Maps ist ein gutes Beispiel. Aber proble­matisch wird es, wenn Unternehmen Tools einführen mit dem Hinweis: »Du musst das jetzt nutzen.« Dann ist es die Aufgabe des Unternehmens, Mitarbeitende anzuleiten. Auch wenn jemand zum Beispiel ChatGPT privat
nutzt – im Unternehmen ist es ein anderes Spielfeld. Ähnlich wie bei E-Mails – Gmail für private Zwecke und Outlook beruflich – man muss es nur neu lernen.

» Europa vertraut anders – und das ist gut so. «


Gibt es Unterschiede in der Akzeptanz neuer Technologien zwischen USA und Europa?

Ja. Hierzu haben wir Studien in Auftrag gegeben, zum Beispiel zum Vertrauen und zu Skills. Die Adoptionsbereitschaft ist ähnlich, aber in Europa ist die Vertrauensfrage viel präsenter. So sind Datenschutz und ethische Leitplanken hier viel zentraler.

» Menschen sind mehr als ein Lebenslauf. «


Wie stellt Workday sicher, dass Menschen im HR-System nicht auf ihren Lebenslauf reduziert werden?

Genau das versuchen wir zu vermeiden. Ein Lebenslauf ist oft reduktiv. Workday arbeitet seit über zehn Jahren mit Skills-Management und maschinellem Lernen. Ziel ist, verborgene Fähigkeiten sichtbar zu machen und neue Karrierepfade zu öffnen.

» Es geht um Werte, nicht nur Technologie. «


Gab es einen Moment in Ihrer Karriere, wo Ihnen klar wurde: Es geht nicht um Technik, sondern um Werte?

Ja. Schon im Studium habe ich mich gefragt: Wozu bauen wir das eigentlich? Der große Wendepunkt kam, als ich Big Tech verließ und in die US-Regierung ging. Plötzlich baute ich Systeme für Veteranen, Steuerzahler, Sozialdienste. Technologie wurde menschlich. Später kam eine Fellowship an der Harvard Kennedy School – interdisziplinär mit Historikern, Journalisten, Ökonomen hinzu. Das hat meinen Blick auf Technologie dauerhaft verändert.

» Vertrauen entsteht, wenn Technik das tut, was sie verspricht – und mehr. «


Was macht KI vertrauenswürdig?

Zwei Dinge: Sie tut, was sie verspricht. Und sie tut es gut. Heißt: Sie erkennt gesellschaftliche Auswirkungen, Bias, globale Unterschiede. Beispiel: Lebensläufe sehen in Japan anders aus als in den USA. Gute KI muss das erkennen.

» 2030: Wenn Prozesse leicht werden, haben wir es geschafft. «


Wenn wir uns 2030 wieder treffen: Woran erkennen wir, dass wir mit KI die richtigen Entscheidungen getroffen haben?

Wenn Prozesse wie Mitarbeiterbewertungen nicht mehr Wochen dauern. Wenn Systeme Informationen intelligent zusammenführen und Menschen mehr Zeit für Gespräche bleibt. Wenn KI so hilfreich ist wie ein guter Assistent – ohne das Menschliche zu verlieren.

» German Angst ist okay – aber Nichtstun ist schlimmer. «


Letzte Frage: Wie gehen wir in Deutschland mit der »German Angst« vor neuen Technologien um?

Angst ist okay. Aber wir müssen uns fragen: Was passiert, wenn wir nichts ändern? In der Verwaltung zum Beispiel können veraltete Systeme zu echten Problemen führen. Wir brauchen Expertinnen und Experten, die zeigen, wie Technologie echte Probleme löst. So entsteht Vertrauen.

Vielen Dank für das inspirierende Gespräch!

 


Illustration: © Generative AI | shutterstock.com

 

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