Automobilindustrie setzt auf KI sowie Echtzeitfunktionen – und kämpft mit Integration und Vertrauen

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KI, OTA-Updates und softwaregetriebene Innovationen gewinnen in der globalen Automobilindustrie rasant an Bedeutung. Doch während OEMs den Übergang zu softwaredefinierten Fahrzeugen vorantreiben, bremsen hohe Kosten, technische Komplexität und mangelndes Vertrauen in sicherheitskritische Systeme den Fortschritt. Das zeigt die aktuelle Branchenumfrage von Wards Intelligence, inzwischen Teil von Omdia, in Zusammenarbeit mit Sonatus [1].

 

Die Studie mit dem Titel »The State of Software-Defined Vehicles« beleuchtet die technologischen Prioritäten der Branche – mit Fokus auf künstliche Intelligenz, eingebettete Software und deren zukünftiges Potenzial.

Software schlägt Hardware: Branchenfokus verschiebt sich

Die Studie zeigt einen signifikanten Perspektivwechsel: Während im Vorjahr Datenmanagement und Systemintegration dominierten, stehen nun KI und softwarebezogene Fähigkeiten im Zentrum der Erwartungen. Über alle Regionen hinweg nennen die Befragten KI-basierte Fahrzeugfunktionen, Over-the-Air-Updates (OTA), kontinuierliche Softwarebereitstellung (CI/CD) und automatisierte Software-Rezertifizierungen als zentrale Bausteine zukünftiger Mobilität.

Auffällig ist zudem der gestiegene Zuspruch zu Open-Source-Lösungen in sicherheitskritischen Anwendungen. Wo bisher proprietäre Systeme dominierten, gewinnen nun Linux-basierte Plattformen an Vertrauen – eine Entwicklung, die auf den steigenden Bedarf nach Flexibilität und Skalierbarkeit hinweist.

 

KI als Treiber – aber mit regionalen Nuancen

KI-Anwendungen stehen global hoch im Kurs – vor allem in Bereichen wie ADAS (Assistenzsysteme), automatisiertes Fahren, vorausschauende Wartung und Leistungsoptimierung. Die Studie zeigt jedoch deutliche Unterschiede im Tempo: Während Nordamerika und Asien eine Einführung zwischen 2026 und 2029 erwarten, plant Deutschland mit einer Umsetzung ab 2028 – besonders im Bereich automatisierter Fahrfunktionen.

52  % der Befragten sehen dynamische Leistungsanpassungen (z. B. Reichweitenoptimierung) als die vielversprechendste Anwendung von KI im Fahrzeug. Auch die Personalisierung des Fahrkomforts (42  %) und die vorausschauende Wartung (37  %) gelten als zentrale Einsatzbereiche für KI im Automobil.

Deutschland: OTA als Top-Priorität, Automotive OS besonders relevant

In Deutschland setzen die Befragten klare technologische Prioritäten: 47  % nennen Over-the-Air-Updates (OTA) als besonders wichtig, 40  % KI-Anwendungen für automatisiertes Fahren (ADAS/AV) sowie ebenfalls 40  % Continuous Integration und Deployment (CI/CD). 34  % heben die Wiederverwendbarkeit von Softwareplattformen über verschiedene Fahrzeuglinien hinweg hervor. Außerdem zählt nur in Deutschland auch der standardisierte Software-Stack (Automotive OS) zu den fünf meistgenannten Schlüsseltechnologien für SDVs (Software-defined Vehicles).

Auch beim Blick auf die Fahrzeugarchitektur zeigt sich ein klares Bild: 79 % der deutschen OEMs rechnen bis 2030 mit dem breiten Durchbruch domänenübergreifender, zonaler E/E-Architekturen – ein zentraler Baustein für zukunftsfähige, softwaregetriebene Fahrzeugkonzepte.

Herausforderungen: Komplexität, Kosten – und Vertrauen

Trotz des technologischen Optimismus zeigt die Studie auch klare Hürden: 57 % der Befragten sehen Themen in den Bereichen Kostenoptimierung und Datenmanagement beziehungsweise Datenschutz als größte Bremse bei der SDV-Umstellung, 26 % sehen Schwierigkeiten durch veraltete Systeme, Abläufe und Denkweisen. In Deutschland wird zudem der Fachkräftemangel im Softwarebereich kritisch gesehen (32 %), auch die komplexe Software-Integration (30 %) zählt zu den größten Herausforderungen.

 

[1] Diese Umfrage wurde im März 2025 von Wards Intelligence online durchgeführt. Grundlage der Studie ist eine Stichprobe von 559 Teilnehmenden, die gleichmäßig auf China, Japan, Frankreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich sowie Nordamerika (USA und Kanada) verteilt ist. Damit wird sowohl die statistische Signifikanz als auch eine starke regionale Repräsentation sichergestellt. 76 % der Befragten sind direkt in der Automobilproduktion tätig.
Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie im eBook auf der Website von Sonatus.
https://www.sonatus.com/resources/software-defined-vehicle-survey-2025-ebook/

 

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