Interconnection – Digitale Infrastrukturen für sicheres autonomes Fahren

Die Mobilität, also die Art und Weise wie wir uns fortbewegen und reisen, unterliegt einem stetigen Wandel. Die Entwicklung hin zur Industrie 4.0, die derzeit bei vielen Automobilproduzenten beobachtet werden kann, wirkt sich auch auf die Mobilität aus: Autos werden vernetzter, smarter und vor allem autonom.

Beim Thema »autonomes Fahren« denken viele Menschen zunächst an Fahrzeuge, die auf der Grundlage einer hochentwickelten KI komplett selbstständig von A nach B fahren und den Verkehr eigenständig einschätzen. Ein solches Fahrzeug benötigt keine Fahrer mehr. Stattdessen können sich die Insassen als Passagiere zurücklehnen, die Lieblingslektüre aufschlagen und ohne großen Eigenaufwand am Ziel ankommen. Obwohl die Automobilbranche in den letzten Jahren bereits große Fortschritte verzeichnen konnte und stetig neue technologische Errungenschaften hervorbringt, bleibt diese Art des autonomen Fahrens zurzeit noch eine Vision. Stand heute, hat der Begriff Autonomie im Kontext des Automobils gleich mehrere Bedeutungen.

Der Autonomiegrad autonomer Fahrzeuge. Um die Fortschritte in der Entwicklung des autonomen Fahrens abbilden zu können, spricht man innerhalb des Sektors von fünf Assistenzklassen. Diese definieren den Autonomisierungsgrad eines Fahrzeugs und dienen zugleich auch der Automobilindustrie als Richtlinie: Durch die Kategorisierung in Klassen definieren Autohersteller, inwiefern Fahrzeuge unabhängig vom Fahrer agieren können und wie stark sie mit ihrer Umgebung vernetzt sind. 

Während Stufe 0 das klassische Automobil beschreibt, bei dem der Fahrer noch alle Aufgaben wie etwa lenken, bremsen und beschleunigen selbst übernimmt, definiert Stufe 1 das assistierte Fahren, das in Form von Einparkhilfen und Tempomaten bereits heute weit verbreitet ist. Als Stufe 2 bezeichnet man das teilautomatisierte Fahren, bei dem Lenk- und Spurassistenten dem Fahrer in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen die Arbeit gänzlich abnehmen können. Ab Stufe 3 kann die Kontrolle für eine gewisse Zeit ganz an das Fahrzeug abgeben werden. Stufe 4 und 5 umfassen jeweils das vollautomatisierte und voll autonome Fahren, die den Passagieren maximalen Komfort während der Fahrt ermöglichen.

Sichere Daten für Sicherheit im Straßenverkehr. Die fortschrittlichsten Fahrzeuge, die heute auf dem Markt sind, lassen sich Stufe 2 und 3 zuordnen. Die anfangs beschriebenen autonomen Fahrzeuge auf Level 4 und 5 existieren als Prototypen von Tech-Unternehmen, haben bisher aber noch keine Marktreife erreicht. Assistiertes, teilautonomes und vollautonomes Fahren versprechen enorme Vorteile, vor allem für die Sicherheit im Straßenverkehr: Etwa 90 Prozent der Verkehrsunfälle werden durch menschliches Versagen ausgelöst. Schon das assistierte Fahren kann zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen, indem smarte Systeme den Fahrer auf Risikosituationen beim Überholen, Abbiegen, Bremsen oder Parken hinweisen. Teilautonome sowie autonome Fahrzeuge müssen dabei nicht zwingend vernetzt sein. Um aber schnell und effektiv Gefahrensituationen einschätzen und Unfälle vermeiden zu können, ist es hilfreich, wenn Fahrzeuge Zugriff auf aktuelle Umgebungs- und Verkehrsdaten haben, mit denen sie Gefahrensituationen besser antizipieren können. 

Diese bereits heute realisierbaren Assistenzanwendungen stellen jedoch hohe Anforderungen an die zugrundeliegende IT-Infrastruktur. Einerseits benötigen Fahrzeuge an Bord effektive Rechenkapazitäten, mit denen die Flut an verschiedenen Sensordaten ausgewertet werden können. Andererseits müssen hochautomatisierte Autos aber auch in der Lage sein, sich über leistungsstarke Schnittstellen mit anderen Verkehrsteilnehmern, Herstellern oder IT-Partnern zu verbinden. Zentrales Thema ist dabei die Datensicherheit – sowohl was die Verfügbarkeit kritischer Verkehrs- und Umgebungsdaten, als auch den Schutz vor externen und unautorisierten Zugriff auf Fahrzeugdaten angeht, die das Fahrzeug mit Partnern und der Umgebung austauscht.

 

Die digitale Infrastruktur stellt die wichtigste Grundlage dafür dar, dass Fahrzeuge miteinander und mit ihrer Umwelt im Austausch stehen können. Über Interconnection, also die direkte und private Verbindung zwischen Automobilherstellern, Navigationssystem-Providern, Fahrzeugkommunikationssystemanbietern, sowie den Anbietern städtischer Straßenverkehrssysteme, werden Informationen zuverlässig und sicher ausgetauscht.

Die digitale Infrastruktur stellt die wichtigste Grundlage dafür dar, dass Fahrzeuge miteinander und mit ihrer Umwelt im Austausch stehen können. Über Interconnection, also die direkte und private Verbindung zwischen Automobilherstellern, Navigationssystem-Providern, Fahrzeugkommunikationssystemanbietern, sowie den Anbietern städtischer Straßenverkehrssysteme, werden Informationen zuverlässig und sicher ausgetauscht.

 

Teil eines digitalen Ökosystems.Gerade, um das Vertrauen in autonomes Fahren künftig weiter zu festigen, ist es daher für Hersteller unerlässlich, auf eine IT-Infrastruktur zu setzen, die bei der Datenübertragung die größtmögliche Verfügbarkeiten von Daten und deren Sicherheit gewährleistet. Einerseits spielt hier die End-to-end-Verschlüsselung bei der Übertragung der Daten zwischen Fahrzeug und Hersteller eine Rolle. Zusätzlich können aber auch Rechenzentren eine wichtige Aufgabe erfüllen, da sie den sicheren und schnellen Datenaustausch zwischen Automobilherstellern, Cloud-Providern und IoT-Partnern innerhalb sogenannter »digitaler Ökosysteme« ermöglichen: Hier können Automobilhersteller und IoT-Partner kritische Fahrzeug- und Umgebungsdaten austauschen und somit Anwendungen wie das assistierte oder autonome Fahren stetig verbessern. 

Ein Beispiel dafür ist etwa die Kommunikation unterschiedlichster Systeme und Fahrzeuge untereinander, wenn etwa Bordkameras die Umgebung rund um das Auto überwachen, um Unfälle zu verhindern, bevor sie passieren. Denn noch während das Auto diese Daten produziert, muss es entscheiden: Welche Daten können von der im Auto eingebauten IT selbst verarbeitet werden? Und was muss zur Verarbeitung an einen zentralen Standort übertragen werden?

Diese Verbindung zu Clouds, Netzwerken und anderen Teilnehmern des Ökosystems muss möglichst schnell, zu jeder Zeit und weltweit an jedem Standort gewährleistet sein. Denn schließlich sind Autos mobil. Hier kommen Rechenzentren und darin angesiedelte digitale Ökosysteme ins Spiel, auf deren Plattform verschiedene Akteure zusammentreffen. 

Über Interconnection, das heißt direkte und private Verbindungen zwischen Automobil­herstellern, Navigations­system-Providern, Fahrzeug­kommunikations­system­anbietern, sowie den Anbietern städtischer Straßenverkehrssysteme, werden Informationen zuverlässig und sicher ausgetauscht.

Interconnection unterstützt somit die Zukunftsvision des autonomen Fahrens und wird zunehmend zur Standardlösung für die Automobilwirtschaft, um die wachsenden Datenmengen sicher und mit geringen Latenzzeiten zu bewältigen. Diese digitale Infrastruktur stellt somit die wichtigste Grundlage dafür dar, dass Fahrzeuge miteinander und mit ihrer Umwelt im Austausch stehen können, damit die höchsten Sicherheitsstandards für alle Teilnehmer des Straßenverkehrs gewährleistet sind. 


Donald Badoux
ist Managing Director
bei Equinix Germany

 

 

 

Illustration: © Andrey Suslov /shutterstock.com

 

151 search results for „Autonomes Fahren“

5G, autonomes Fahren und Anwendungen im Energiemanagement treiben Wachstum für elektronische Mess- und Prüftechnik an

Größere technologische Komplexität und Konvergenz steigern die Nachfrage nach Testausrüstung.   Autonomes Fahren, 5G, das Internet of Things (IoT), Rechenzentren, Energielösungen und digitale Hochgeschwindigkeitsstandards sind die Wachstumsmotoren im Markt für elektronische Mess- und Prüftechnik (T&M: Test and Measurement) für die nächsten fünf Jahre. Eine neue Wachstumsphase hat bereits begonnen, denn die Technologien entwickeln sich weiter…

Trend Watch 2019 beleuchtet aktuelle Trends wie das Internet der Dinge, 5G und autonomes Fahren

Der diesjährige Bericht gibt Einblicke in die Megatrends von heute sowie die damit verbundenen Herausforderungen für die Mess- und Prüfbranche. National Instruments trägt mit seiner softwaredefinierten Plattform zu einer schnelleren Entwicklung leistungsstarker automatisierter Mess- und automatisierter Prüfsysteme bei. Das Unternehmen stellte Ende Oktober 2018 die aktuelle Ausgabe seines jährlich erscheinenden Technologieberichts vor, den NI Trend…

Kooperation für zukünftiges autonomes Fahren

Technologie für autonomes Fahren auf der digitalen Teststrecke A9 erfolgreich getestet.   Bei einer Reihe von Fahrtests auf der digitalen Teststrecke der Autobahn A9 in Deutschland haben die Deutsche Telekom, Fraunhofer ESK, Hexagon und Nokia einen Meilenstein auf dem Weg zum sicheren autonomen Fahren erreicht. Die Unternehmen erzielten eine Ortungsgenauigkeit für Fahrzeuge im Bereich von…

Die drei goldenen Regeln für sicheres autonomes Fahren

Functional Safety und Cyber Security sind die Bedingungen für verlässliche Sicherheit im autonomen Automobil.   Die Technologie- und Innovationsberatungsgesellschaft Invensity hat die drei wichtigsten Bedingungen für uneingeschränkt sicheres autonomes Fahren definiert. Die drei goldenen Regeln der Sicherheit im vernetzten Automobil lauten: Software muss verlässlich alle Bereiche des Automobils kontrollieren, das Zusammenspiel diverser Automobil-Software untereinander muss…

Cybercrime größte Gefahr für autonomes Fahren

Ein Blick in eine Zukunft zwischen Drohnen und der 25-Stunden-Woche. Die Technologie- und Innovationsberatungsgesellschaft Invensity hat konkrete Szenarien entworfen, wie die Welt in den Jahren 2023 und 2030 aussehen könnte. Geschäftsführer Frank Lichtenberg beschreibt die Hintergründe des Gedankenspiels: »Mit unseren Szenarien wollten wir bewusst keine Studie erstellen oder fantasieren, sondern auf reale Themen bezogen aufzeigen,…

Autonomes Fahren: Können die Deutschen loslassen?

44 Prozent der Befragte einer EY-Umfrage würden (vielleicht) selbstfahrende Autos nutzen, die keinen menschlichen Eingriff zulassen. Deutlich höher (68 Prozent) ist die Bereitschaft zu autonomem Fahren, wenn Insassen notfalls selbst eingreifen können. Skepsis hin oder her, die Mehrheit rechnet damit, dass sich autonomes Fahren früher oder später durchsetzen wird. Laut EY-Partner Peter Fuß müssen allerdings…

Autonomes Fahren: Interessiert, aber nach wie vor skeptisch

Aktuell sind die Deutschen an der Möglichkeit des autonomen Fahrens zwar interessiert. Bei vielen herrscht aber noch Skepsis hinsichtlich der Sicherheit, vielen ist über die technische Funktionsweise zu wenig bekannt. Das ergab eine Befragung durch Dialego.   Vor wenigen Wochen wurde im Bundestag das Straßenverkehrsgesetz für automatisiertes Fahren geändert. Nun darf der Autofahrer, wenn er auf…

Autonomes Fahren: Knackpunkt Sicherheit

Interesse für selbstfahrende Autos sinkt laut Deloitte-Studie – nachgewiesene Sicherheit würde 47 Prozent überzeugen. Autonomes Fahren, alternative Antriebe und voll vernetzte Fahrzeuge gelten als Schlüsselelemente des künftigen Individualverkehrs. Jedoch scheint die Straße zur schönen neuen mobilen Welt nicht ganz geradlinig zu verlaufen. Wie die Global-Automotive-Consumer-Studie von Deloitte zeigt, stößt vor allem das Prinzip des autonom…

Rollende Daten: Informationen sind der Treiber für autonomes Fahren

Auf dem Feld fahrerloser und vernetzter Autos tummeln sich verschiedene Spieler. Da sind zum einen die großen Namen im Automobilgeschäft, wie Mercedes, Tesla, VW oder BMW. Doch neben Expertise in der Produktion ist für den Fortschritt im autonomen Fahren vor allem Erfahrung im Umgang mit Daten essenziell. Diese bringt die zweite Gruppe an Anbietern mit:…

Autonomes Fahren – vom Kunden nicht gewünscht

Autonomes Fahren ist ein interessantes Thema, aber die deutschen Autofahrer wollen immer noch selbst eingreifen können. Anbieter sollten daher eher andere Connected-Car-Themen priorisieren. Mehrere Studien sagen einen immensen Markt für autonomes Fahren voraus und zeigen auf, dass auch die Deutschen dafür bereit sind. Doch bereit sein heißt nicht automatisch wollen. Der deutsche Autofahrer stellt eine…

Autonomes Fahren: Markteinführung erst ab 2029

Die Markteinführung vom autonomen Fahren liegt für deutsche Autokäufer noch in weiter Ferne: im Schnitt rechnen deutsche Autokäufer mit einer serienreifen Produktion autonom fahrender Pkw erst im Jahr 2029. Das ergab eine aktuelle Online-Befragung von 1.000 Neuwagenkäufern des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos [1]. Die vollkommene Kontrolle über das Fahrzeug abzugeben, können sich zudem nur ein…

E-Autos, autonomes Fahren: Was wollen die Deutschen wirklich?

Eine repräsentative Umfrage von puls im Auftrag von mobile.de zeigt: Elektromobilität ist für 38,6 Prozent der Deutschen das wichtigste automobile Trendthema der kommenden fünf Jahre. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit einigem Abstand vernetzte Services und autonomes Fahren. Bemerkenswert: Als Treiber der Mobilität der Zukunft liegen IT-Unternehmen wie Google mittlerweile fast gleichauf mit…