KI als Standortfaktor für Deutschland – was die Wirtschaft vom Staat fordert

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Ausbau von Studiengängen als drängendste Forderung. Mehr als neun von zehn Befragte wollen, dass der Staat in KI-Unternehmen investiert.

 

Internationale Konzerne wie Google und Microsoft wollen in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro in ihre deutschen Standorte investieren. Das Geld fließt vor allem in den Ausbau von Cloud-Hubs, denn der zunehmende Einsatz generativer KI treibt den Bedarf an Cloud-Infrastruktur an. Doch wie kann der Wirtschaftsstandort Deutschland darüber hinaus vom KI-Hype profitieren – beziehungsweise sicherstellen, international nicht abgehängt zu werden? Wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Horváth zeigt, befürwortet eine große Mehrheit der deutschen Unternehmen eine umfangreiche staatliche Unterstützung. Befragt wurden branchenübergreifend Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 200 Millionen Euro und mindestens 200 Mitarbeitenden.

 

Ausbau von Studiengängen als drängendstes Thema

95 Prozent der befragten Manager und Managerinnen fordern staatliche Unterstützung beim Ausbau von Studiengängen und ähnlichen Weiterbildungsformen mit KI-Schwerpunkten. Sowohl Befragte aus Vorstand beziehungsweise Geschäftsführung als auch auf Bereichs- und Fachebene erheben diese Forderung, letztere sogar zu 100 Prozent.

»Wenn wir generative KI hier nicht nur anwenden, sondern weiterentwickeln und neue Standards setzen wollen, brauchen wir viele tausend Fachkräfte, die die Technologie tief durchdringen, die sich mit maschinellem Lernen, Datenmodellen etc. auskennen«, sagt Helmut Ahr, CEO von Horváth.

Apropos auskennen: Neun von zehn Befragten fordern darüber hinaus, mindestens einen Minister beziehungsweise eine Ministerin mit dezidierten KI-Kompetenzen in die Regierung zu berufen. Eng damit zusammen hängt die zweitwichtigste Forderung: die Gründung einer politischen KI-Ethikkommission. 94 Prozent befürworten ein Gremium, das sich mit ethischen Grundsatzfragen und negativen sozialen Auswirkungen beim Einsatz von KI befasst.

 

Staatliche Unternehmensinvestitionen gefordert

Eine klare Mehrheit spricht sich zudem dafür aus, dass sich der Staat selbst an Unternehmen beteiligt, die KI-Innovationen entwickeln (93 Prozent). Auf Vorstands- beziehungsweise Geschäftsführungsebene geben 55 Prozent an, diese Forderung »voll und ganz« zu vertreten, weitere 41 Prozent unterstützen sie.

»KI-Technologieunternehmen sind für den Staat strategisch enorm relevant – in Bezug auf Wertschöpfung, den Schutz kritischer Infrastruktur sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit«, so Horváth-CEO Helmut Ahr.

Ebenfalls fast neun von zehn Befragten halten eine Lockerung von Regularien für notwendig, um KI-Innovationen nicht auszubremsen. Insbesondere strenge Datenschutzvorgaben werden als Herausforderung dafür gesehen, marktreife Lösungen hervorzubringen.

 

Länderübergreifende Allianzen bislang vor allem auf Kontrolle fokussiert

Auf die Bildung von Allianzen mit anderen Ländern und Gemeinschaften setzen 87 Prozent der befragten Führungskräfte. Bislang fokussieren sich länderübergreifende Initiativen auf den Schutz vor Missbrauch beim Einsatz von KI. Neben dem AI-Act auf EU-Ebene, der demnächst in Kraft treten soll, wurde bereits ein Abkommen von 18 Ländern unterzeichnet, unter anderem Deutschland und den USA, das allerdings unverbindlich ist.

»Neben der Eindämmung illegaler Nutzung von KI könnten länderübergreifende Initiativen auch für die Weiterentwicklung der Technologien geschaffen werden, etwa auf EU-Ebene. Auch Cloud-Infrastrukturen könnten auf EU-Ebene gebündelt werden«, so Ahr.

85 Prozent der Befragten befürworten eine staatliche Initiative zur Rekrutierung von KI-Fachkräften aus dem Ausland, um das bestehende Gap an Fachkräften zur überbrücken. »KI-Profis werden sich hierzulande jedoch nur niederlassen, wenn in den Technologiestandort Deutschland insgesamt investiert wird«, sagt der Horváth-CEO.

 

[1] Für die Studie wurden 102 Führungskräfte aus deutschen Unternehmen mit mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz und mindestens 200 Mitarbeitenden befragt. Die Unternehmen sind branchenübergreifend zusammengesetzt, wobei die Mehrheit aus dem produzierenden Gewerbe stammt.

 

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