Komplett datengesteuerte Unternehmen – »Data Analytics betrifft das ganze Unternehmen«

Künstliche Intelligenz ermöglicht die Analyse von Informationen in hoher Geschwindigkeit – doch wie lässt sich die ­Technologie langfristig effizient nutzen? Im Gespräch mit »manage it« betont Jörg Tewes, CEO beim Nürnberger Anbieter von Hochleistungs-Analytics-Datenbanken Exasol, wie wichtig eine leistungsstarke, skalierbare Dateninfrastruktur für den erfolgreichen Einsatz von Data Analytics in Unternehmen ist.


Herr Tewes, wie sehen Sie die deutschen Unternehmen im Bereich Datennutzung aufgestellt – schöpfen sie den Wert ihrer Daten wirklich aus?

Eine Data-Analytics-Strategie zu haben und Daten als Grundlage für Geschäftsentschei­dungen zu nutzen, ist heute für die Firmen nichts Neues mehr. Ich würde sagen, nahezu alle Unternehmen sind hier – unterschiedlich weit – unterwegs. Da sie sich mit einer kontinuierlich ansteigenden Datenflut konfrontiert sehen, verlagern sie außerdem mehr und mehr IT-Workloads in die Cloud. Allerdings gibt es vor allem im deutschsprachigen Raum eine Reihe von Branchen, wie das Finanzwesen oder den Gesundheitsbereich, für die es problematisch ist, personenbezogene oder geschäftskritische Daten in der Cloud zu speichern. Damit die Dateninitiativen dieser Unternehmen nicht schon im Ansatz stecken bleiben, muss es möglich sein, Daten nach Bedarf On-Premises, in mehreren Clouds oder in einer hybriden Umgebung zu verwalten. Diese Flexibilität hilft auch dabei, eine weitere große Herausforderung zu bewältigen: Unternehmen kommen immer schneller an den Punkt, dass die Dateninfrastruktur, die sie sich aufgebaut haben, nicht mehr zu ihren Anforderungen passt – hier brauchen sie die entsprechende Skalierbarkeit. Sind sie dann an einen bestimmten Anbieter oder ein System langfristig gebunden, bleiben entscheidende Weiterentwicklungen und Umstruk­turierungen möglicherweise auf der Strecke.

 

Jörg Tewes,
CEO bei Exasol


Das heißt, Sie verfolgen bei Exasol keine Cloud-First-Strategie?

Einer unserer wichtigsten Sweet Spots ist die Prämisse, dass unsere Kunden Exasol flexibel in verschiedenen Umgebungen einsetzen können. Wir unterstützen die drei großen Cloud-Plattformen AWS, Google und Microsoft, bieten aber auch eine eigene SaaS-Lösung an. Wir geben den Unternehmen die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wo sie ihre Daten verwalten möchten, On-Premises, in der Cloud oder einer hybriden Lösung, und, was ganz wichtig ist: Sie können jederzeit wechseln und auch frei kombinieren. Viele unserer Kunden haben nur einen Teil ihrer Daten im Rechenzentrum liegen und nutzen für schnelle und umfangreiche Datenanalysen die Cloud. Stark regulierte oder sensible Branchen wie das Gesundheitswesen oder Finance werden ihre sensibelsten Daten wahrscheinlich On-Premises aufbewahren. Aber auch sie könnten über weniger sensible Daten verfügen, die sie in die Cloud migrieren könnten, zum Beispiel nicht personalisierte Marketingdaten, und würden daher von einem hybriden Ansatz profitieren.


Wie wirkt es sich auf Datenprojekte aus, wenn IT-Budgets gekürzt werden?

Es stimmt, IT-Budgets werden in vielen Unternehmen knapper. Aber ich denke, man muss anders an die Frage herangehen: Daten werden künftig nicht mehr nur von Analytics-Teams und Data Scientists genutzt werden und können so in viel größerem Maß als bisher das Geschäft vorantreiben und auf die Wertschöpfung einzahlen. Die traditionellen Silos müssen aufbrechen, die unternehmensübergreifende Relevanz von Data Analytics muss erkannt werden. Exasol unterstützt diesen Wandel hin zum komplett datengesteuerten Unternehmen, indem wir etwa Datenabfragen in natürlicher Sprache anbieten. Auch Teams, die bislang nicht zu den Daten-Endusern zählten, gelangen so intuitiv und interaktiv zu datengetriebenen Entscheidungen.


Welche Entwicklungen sehen Sie noch auf uns zukommen – Stichwort Smart Cities und IoT? 

Um in der intelligent vernetzten Stadt der Zukunft den Verkehr zu steuern oder die Energieversorgung zu optimieren, sind komplett neue Dimensionen von Datenmengen beziehungsweise deren Analyse nötig. Diese lassen sich nur mit hoch skalierbaren und extrem performanten Data-Analytics-Plattformen bewältigen. Die Datenbank von Exasol baut auf der In-Memory-Technologie auf und ist dadurch in der Lage, sowohl steigende Datenvolumen als auch strukturierte und unstrukturierte Daten aus unterschiedlichen Quellen für Analysen nahezu in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. 

Aber auch im Bereich Predictive Maintenance in der Industrie, also der vorausschauenden und nachhaltigen Wartung von Anlagen, spielen große und komplexe Datenmengen eine Rolle.


Was braucht eine Data-Analytics-Plattform, um für die Zukunft gewappnet zu sein?

Performanz, Skalierbarkeit und Kostentransparenz. Mit dem Thema künstliche Intelligenz hat die Datennutzung in Unternehmen eine ganz neue Komplexität erreicht. Die spannendste Frage, die unsere Kunden derzeit umtreibt, lautet: Wie kann eine wachsende Anzahl von Anwendern mit Hilfe von KI schneller und kostengünstiger zu tiefergehenden Entscheidungen kommen? An diesem Punkt kommt es darauf an, die richtige Technologie zu haben, die große Datenmengen in kurzer Zeit durchsuchen kann. Wir bieten hier als schnelle, skalierbare und vielseitige Abfrage-Engine Exasol Espresso an. Dabei handelt es sich um einen Acceleration Layer, der zwischen die zentralen Datenbanken und die verwendeten Business-Intelligence-Tools geschaltet wird. Innerhalb von Minuten lässt sich diese Beschleunigungsschicht in das bestehende Datenmanagementsystem integrieren. Dabei können Daten aus verschiedensten Quellen zusammengeführt werden. Die Unternehmen können ihre bestehenden Systeme weiter nutzen und gleichzeitig schnelle und umfassende Dateninsights gewinnen – ohne Umbau des Tech-Stacks und ohne versteckte Kosten. 


Wo bringt Ihrer Meinung nach KI den Unternehmen den größten Mehrwert?

Unternehmen müssen sich jetzt darüber klar werden, wie sie KI künftig einsetzen wollen. Im Mittelpunkt steht dabei die Herausforderung – und das ist wohl die größte Revolution, die wir im nächsten Jahrzehnt erleben werden – wie sie komplexe Geschäftsprozesse und Entscheidungen datengetrieben und mit Hilfe von KI automatisieren, beschleunigen und verbessern können. Ein Beispiel aus der Praxis findet sich im Supply Chain Management. KI-Lösungen können hier basierend auf einer Vielzahl von Faktoren wie Verkaufszahlen, Lagerbeständen und Lieferketteninformationen präzise Planungen durchführen. Durch die Berechnung typischer Datenabfragen in Sekundenschnelle können Daten analysiert und Muster erkannt werden – etwa im Bereich Dynamic Pricing oder bei der Überwachung und Steuerung von Lieferketten. Durch diese neue Ebene der Datenleistung können mehr Anwender komplexere Fragen an größere Datenmengen stellen, um letztendlich Prozesse zu optimieren, neue Einnahmequellen zu identifizieren und fundierte Entscheidungen für ihr Unternehmen zu treffen – und das mit weniger Ressourcen und Kosten.

 


Als Veteran der Technologiebranche hat Jörg Tewes mehr als 30 Jahre Erfahrung darin, innovative Produkte auf den Markt zu bringen und das Wachstum von Unternehmen sowohl in den USA als auch in Europa zu steigern. Seit Januar 2023 ist er Chief Executive Office bei Exasol, Anbieter von Hochleistungs-Analyticsdatenbanken aus Nürnberg.

 

Illustration: © Login, Alesia Lys | shutterstock.com

 


 

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