Mensch-Maschine-Schnittstelle –
Die letzteN GrenzeN

Das Gehirn, Data Analytics und das Rennen um die Bedeutung der menschlichen Seele.

Maschinen mittels IoT mit Computern vernetzen und die Produktion dadurch auf Vordermann bringen, das ist mittlerweile fast ein alter Hut. Viel spannender ist, was immer mehr BrainTech-Startups planen. Technologieunternehmen haben die Vision zusammen mit dem Internet der Dinge das »Internet des Körpers« zu entwickeln: Sensoren und Geräte, die auf oder in den Körper platziert werden und dann Daten über eine Reihe von Variablen an Klinik- und Forschungsteams übermitteln.

Ganz vorne dabei Firmen wie Facebook oder Neuralink von Tesla-Gründer Elon Musk. Sie wollen das Gehirn und Computer verbinden, um Krankheiten zu heilen, neue Wege der Computerbedienung zu ermöglichen oder Gedanken in die Cloud zu schicken. Ob das Ganze eine Horrorvision oder eine fantastische Zukunft darstellt, das bleibt abzuwarten.

100 Milliarden sind eine Hausnummer. Denn vor den Erfolg haben die Götter den Fleiß gesetzt. Wer Gehirn und IoT verbinden will, der muss 100 Milliarden in den Griff bekommen. 100 Milliarden ist die Anzahl der Neuronen, die sich durchschnittlich im menschlichen Gehirn befinden. Sie stellen eine enorme Herausforderung für Forscher dar, die den Menschen quantifizieren und ihm die Möglichkeit geben wollen, mit Computersystemen zu kommunizieren. Bestehende Fallstudien zeigen, dass Gehirn-Computer-Schnittstellen möglich sind. Doch genau diese hundert Milliarden Neuronen unterscheiden das menschliche Gehirn und die Maschinen voneinander, mit denen die Forscher bisher gearbeitet haben.

Die Wissenschaft hat bisher immer Möglichkeiten gefunden, neue und bessere Maschinen zu entwickeln, Daten effizienter zu nutzen und letztendlich noch bessere Ergebnisse sowie Profite zu generieren. Aber der menschliche Körper ist in diesem Fall etwas komplett anderes. Neben der Menge an Zellen kommt hinzu, dass jedes Gehirn ein Unikat ist und sich darüber hinaus auch noch andauernd verändert. Kurz gesagt, es ist kompliziert.

Zukunft schon heute?! Die Visionen reichen weit. Einige glauben gar, dass Menschen in Zukunft in der Lage sein werden, Gedanken zu lesen? Keiner weiß, ob das erreichbar ist, aber ausschließen möchte ich es mit Rückblick auf die bisher erreichten technologischen Erfolge nicht. Bereits heutzutage lassen sich Roboter mit dem menschlichen Gehirn steuern – wenn auch nur rudimentär.

Die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen ist weiter fortgeschritten, als allgemein bekannt. So hat die Johns Hopkins University erfolgreich Roboterarme entwickelt, die der Benutzer durch Sensoren steuern kann, die direkt an seinem Nervensystem befestigt sind [1]. Und die Forscher der University of California haben es geschafft, Gehirnwellen in einen Text zu übersetzen, indem sie neuronale Echtzeit-Spracherkennungssoftware und eine geringe Menge an Trainingsdaten verwendeten.

Doch sollte man bei der Entwicklung neuer Innovationen immer auch nach deren Sinnhaftigkeit fragen. Der Fokus sollte auf der Verbesserung des Lebens für Menschen mit körperlichen und gesundheitlichen Einschränkungen liegen. Zu den schon jetzt verfügbaren Lösungen gehören beispielsweise Cochlea-Implantate, die Menschen mit Hörbeeinträchtigungen helfen sollen, Geräusche, insbesondere Sprache, leichter zu verstehen. Im Gegensatz zu Hörgeräten, die alles einfach nur lauter klingen lassen, verwenden Cochlea-Implantate elektrische Signale, die direkt den Hörnerv zum Gehirn stimulieren und das Gefühl des Hörens vermitteln.

Das Potenzial in diesem Segment ist auf jeden Fall riesig. Kein Wunder also, dass immer mehr internationale Unternehmen in die Technologie investieren. So auch Hitachi, die in vielen IT-Sektoren aber auch in der Gesundheitsbranche aktiv sind. Das Unternehmen unterstützt beispielsweise Krankenhäuser dabei, einen strategischen Umgang mit Daten zu entwickeln, um so den Patienten eine bessere Versorgung zu bieten. Zudem stellt man Kliniken Mittel zur Verfügung, damit Ärzte die Genomik ihrer Patienten leichter sequenzieren und die Daten mit einer Präsenzbibliothek vergleichen können. Die Daten können so analysiert und eine entsprechende Behandlungsmöglichkeit abgeleitet werden.

Kein Unternehmen wird alleine die aufkommenden Herausforderungen bewältigen und daher ist Hitachi Mitglied der Alliance for Internet of Things Innovation, um IoT-Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten in Branchen wie dem Gesundheitswesen zu unterstützen [2].

Fortschritt mit Sinn und Zweck. Auch wenn die Gehirn-Schnittstelle vor allem in Verbindung mit dem Internet der Dinge vielleicht noch ein paar Jahre auf sich warten lässt. Schon jetzt sind Verbindungen zwischen Körper und Computer im Alltag vieler Menschen angekommen. So nutzen allein in Deutschland über 6 Millionen Menschen Wearables zur Überwachung und Analyse, ihrer Gesundheits- und Wellnessdaten [3]. Das Beispiel verdeutlicht wie einfach Mensch und Technologie zusammenarbeiten können. Mit Technologie lassen sich Daten gewinnen, auswerten und so neue Erkenntnisse sammeln, um sich selber weiter zu entwickeln und Dinge effektiver und besser zu machen.

Aber überall da wo Mensch und Maschine aufeinander treffen gibt es auch berechtigte ethische und datenschutzrechtliche Bedenken. Die Leistungen und Daten des Körpers zu messen und zu analysieren sollte vorrangig dazu dienen die Gesundheit zu verbessern. Kursierende Vorstellungen, die nur nach Profitmaximierung oder mehr nach Science-Fiction als nach Science Fact klingen, sollte man immer kritisch hinterfragen.

Daten sind nicht nur das Öl der Zukunft, sondern sie bilden auch den neuen Mittelpunkt aller Innovationen.  Daten werden zu einem der mächtigsten Werkzeuge, und wenn sie richtig eingesetzt werden, können sie der Menschheit und der Forschung helfen, sich weiter zu entwickeln. Dabei obliegt es der Verantwortung der Menschen, sie richtig einzusetzen. Ich bin gespannt, wie weit sich die letzteN GrenzeN verschieben lassen.



Wael Elrifai ist VP, Digital Insights Solution Engineering bei Hitachi Vantara und als Buchautor und öffentlicher Redner im Bereich AI & IOT tätig. Der diplomierte Elektroingenieur und Volkswirt ist Mitglied der Association for Computing Machinery, der Special Interest Group for Artificial Intelligence, der Royal Economic Society und des Royal Institute of International Affairs. 
[1] https://hub.jhu.edu/2016/08/25/prosthetic-arm-sensory-touch/
[2] https://aioti.eu
[3] https://de.statista.com/outlook/319/137/wearables/deutschland#market-revenue

 

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