Keine Frage: KI & Automatisierung ist das Hype-Thema, an dem aktuell niemand vorbeikommt. Bei aller Euphorie sollte man allerdings ein brisantes Thema nicht aus den Augen verlieren: Cloud Computing, und hierbei insbesondere das Management von Cloud-Kosten.
Unbestritten gilt Cloud Computing als eine Technologie, die Unternehmen zu entscheidenden Vorteilen verhelfen kann. Wie so oft liegen jedoch Chancen und Risiken nah beieinander. Skalierbarkeit, Flexibilität und kalkulierbare Kosten werden häufig als wichtigste Argumente genannt – Argumente, die vor allem auch viele kleine und mittelständische Unternehmen überzeugt haben.
Die Cloud spielt bereits bei vielen Unternehmen eine große Rolle, ob nun als Private Cloud, Public Cloud, Multi-Cloud, oder als Hybrid-Cloud. Fest steht: Ganz ohne Cloud wird vermutlich kaum ein Unternehmen mehr auskommen. Laut Prognosen werden bis 2026 etwa 50 Prozent aller Unternehmen ein Multi-Cloud-Modell nutzen. Aber viele unterschätzen derzeit noch die Kostenimplikationen.
Bei Public-Cloud-Anbietern bezahlt man meist für die angefragte Rechenleistung, und die installierte Software wie Betriebssystem und Datenbank. Ein weiterer Kostenpunkt sind die Transferkosten für In- und Output, also der Up- und Download von Daten. Enterprise-Architekten sollten also beispielsweise den Datenverkehr genau beobachten und entscheiden, ob Mischformen zwischen On-Premises und diversen Cloud-Varianten sinnvoll sind.
Mangelnde Transparenz sorgt für Verschwendung. Der Mehrheit der Unternehmen fehlt der Überblick, welche Kosten wo entstehen, wie sie zugeordnet und wie sie optimiert werden können. Laut Forbes werden 30 Prozent des Cloud-Budgets durch ungenutzte Cloud-Ressourcen verschwendet – ein vermeidbares Problem, das daher ein sorgfältiges Management erfordert. Andere Quellen wie Gartner gehen sogar von einer Verschwendung von bis zu 70 Prozent aus.
Unternehmen setzten vor allem auf Multi-Cloud-Dienste, um flexibler zu werden, eine bessere Performance zu erreichen, die Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter zu verhindern – sowie um lokale Vorteile oder Lizenzoptimierungen verschiedener Hyperscaler zu nutzen. Gleichzeitig werden die Verwaltung und Optimierung der Cloud-Kosten jedoch wesentlich schwieriger, wenn Daten und Ressourcen über mehrere Clouds verteilt sind.
Führende Marktforscher schlagen deshalb Alarm, denn in der Multi-Cloud läuft selten alles so glatt wie erwartet: Gartner etwa konstatiert, dass bei vielen Firmen die operativen Prozesse häufig noch nicht auf eine Multi-Cloud-Umgebung ausgerichtet seien, was ein adäquates Cloud-Management erschwere. Eine Studie von Anodot kommt zu dem Schluss, dass in 54 Prozent der Fälle die fehlende Transparenz in die Cloud-Kosten der Hauptgrund für Cloud-Verschwendung darstelle.
Mangelnde Transparenz führt schließlich zu einem weiteren Problem: Überkapazitäten und Cloud-Overspend. So kam Forrester bereits 2022 zu dem Ergebnis, dass 94 Prozent aller Unternehmen zu viele Cloud-Ressourcen bereitstellen, um keine Abnahme der Anwendungsleistung zu riskieren. Das Problem dabei: Durch diesen Cloud-Overspend sinkt automatisch der Return on Investment (ROI).
Kontrollverlust erhöht Governance-Risiken. Wer Server, Rechenleistung und Speicher bei AWS, Azure, Google und Co. bestellt, kann flexibel und schnell Leistung beziehen. Nutzer können sie heute hochfahren und morgen wieder herunterfahren. Das macht den Bezug von Infrastruktur aus der Cloud attraktiv. Aber wenn man diesen Weg einmal eingeschlagen hat, können die Kosten schnell aus dem Ruder laufen. Man verliert leicht den Überblick, wo diese entstehen und wo sie zugeordnet werden müssen. Die Folge sind steigende Kosten und unkontrollierte Cloud-Ressourcen.
Es entsteht zudem ein Governance-Problem, wenn Firmen nicht wissen, wo ihre Daten liegen. Die IT-Abteilung kann zwar den Zugang von Mitarbeitern zu internen Ressourcen sperren, wenn diese das Unternehmen verlassen. Kennt die IT aber nicht alle in der Cloud genutzten Anwendungen, hat die Person eventuell weiterhin Zugang und kann potenziell Daten abgreifen. Dies stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Darüber hinaus könnten Daten auch grenzübergreifend bewegt und an unbekannten Orten im Ausland gespeichert werden – etwa in China oder den USA.
Ein weiteres großes Thema ist die korrekte Verrechnung (Cost Allocation) von Cloud Services. Teilweise tauchen Rechnungen auf, aus denen nicht ersichtlich ist, welcher Mitarbeiter die Services erworben hat und wie diese zuzuordnen sind. Auch die effiziente Nutzung der Cloud kann problematisch sein. Wenn eine Cloud-Ressource bestellt wird, wird sie oft so dimensioniert, dass sie vor allem in Spitzenzeiten genügend Leistung bieten soll. Diese Lastspitzen sind aber selten, und in der übrigen Zeit bleibt die Rechnerleistung ungenutzt. Oder nach Abschluss eines Projekts wird vergessen, den nicht mehr benötigten Server abzuschalten. An dieser Stelle gibt es dann oft Defizite.
Cloud Cost Management sorgt für Abhilfe. Die Herstellung von Transparenz sowie die bedarfsgerechte und kosteneffiziente Bereitstellung der Cloud-Ressourcen sind große Herausforderungen. Denn selbst für FinOps-Profis ist eine exakte Bestimmung von Rechen-, Speicher- und Datenbankkonfigurationen keine leichte Aufgabe.
Eine CCM-Lösung sollte in der Lage sein, ungenutzte Cloud-Ressourcen zuverlässig zu identifizieren und die Ausgaben zu optimieren. Dabei ist das korrekte Tagging von Cloud-Ressourcen für das Budget-Management und Kosten-Allokation unerlässlich. So sehen Sie auf einen Blick, für welche Cloud Services welche Beträge ausgegeben werden und wie sich das mit dem vorgegebenen Budget verträgt. Werden Anomalien festgestellt, weil beispielsweise zu hohe, oder zu niedrige Kosten ausgewiesen werden, stimmt etwas nicht und sollte überprüft werden.
Auch das gezielte Managen von Abonnement-Lizenzen, etwa die Nutzung des »Bring Your Own License«-Modells (BYOL) sollte unbedingt zum Repertoire einer Tool-Lösung gehören. Neben den Monitoring- und Analysefähigkeiten eines Tools können zudem Managed Services besonders wertvoll sein, da sie eine spezialisierte, Tool-gestützte Expertise bereitstellen, die den meisten Unternehmen intern fehlt. Optimierungspotenziale, wie etwa den Erwerb oder die Skalierung von Reserved Instances, Right-Sizing oder BYOL werden erkannt und ausgeschöpft.
Christopher Brune (l.),
FinOps Lead, USU Solutions GmbH
Christian Achenbach,
FinOps Specialist, USU Software AG
Illustration: © Janos Huszka | Dreamstime.com
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