Von Lanzenreitern zu Alleskönnern: eine kurze Geschichte des Freelancings

Illustration Absmeier foto freepik

Wie Freelancing begann – und welche Rolle es in der Zukunft spielt.

 

  • Die Anfänge der Selbstständigkeit gehen zurück bis ins Mittelalter, als frei arbeitende Lanzenträger ihre Dienste anboten
  • Seit den 1970ern: Digitale Technologien lösen Freelancing-Boom aus
  • Freiberuflerinnen und Freiberufler als Rückgrat der Arbeitswelt von morgen

 

Sie waren frei arbeitende Söldner, Handwerker oder Hofnarren: Selbstständige gibt es schon seit Jahrhunderten. Zum Tag des Freelancers, der jährlich am 14. Mai gefeiert wird, sehen wir uns die Geschichte des Freelancings näher an – und wagen einen Blick in die Zukunft selbstständiger Arbeit.

Freelancing ist aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken: Annähernd die Hälfte der arbeitenden Weltbevölkerung ist heute selbstständig tätig. Auch hierzulande steigt die Zahl der Freiberufler:innen unaufhörlich: Waren es vor drei Jahrzehnten noch etwa 500.000, sind es inzwischen knapp 1,5 Millionen. »Freelancing ist die Antwort auf viele Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen heutzutage auseinandersetzen müssen. So können Selbstständige beispielsweise dabei unterstützen, den allgegenwärtigen Fachkräftemangel abzufedern, flexibel kurzfristige Auftragsspitzen aufzufangen oder zusätzliche Expertise in Unternehmen einzubringen«, so Thomas Maas, CEO der Freelancing-Plattform freelancermap. Eine echte Erfolgsgeschichte ist das Freelancing aber schon seit Hunderten von Jahren.

 

Die Anfänge des Freelancings

Obwohl es – vor allem im militärischen Bereich – schon früher selbstständig Tätige gab, entstand der Begriff des »Freelancers« erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Als sein Erfinder gilt der schottische Schriftsteller Sir Walter Scott, der 1820 in seinem Roman »Ivanhoe« freie Lanzenreiter als »Free Lances« betitelte. Im Laufe der Jahr(hundert)e wurde diese Bedeutung dann metaphorisch auf alle Personen übertragen, die ihre Fähigkeiten und ihr Wissen auf Projektbasis anbieten, ohne dabei fest an einen Arbeitgeber gebunden zu sein. Solche Personen gab es schon im Mittelalter zuhauf und über die verschiedensten Berufsgruppen hinweg: Sie waren etwa Handwerker oder auch Künstler. So arbeitete auch ein Universalgenie wie Leonardo da Vinci selbstständig und auf Auftragsbasis, wenn er nicht gerade an einem adeligen Hof festangestellt war.

 

Auf dem Weg in die Moderne: Freelancing zu Zeiten der industriellen Revolution

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann die erste industrielle Revolution, die Anfang des 19. Jahrhunderts auch hierzulande Fahrt aufnahm. Mit ihr wandelte sich die Agrar- zur Industriegesellschaft, was zu erheblichen Veränderungen im Leben der Menschen – und damit auch der arbeitenden Bevölkerung – führte. So implementierte der erste deutsche Reichskanzler, Otto von Bismarck, in den 1880er Jahren das weltweit erste Sozialgesetz, das eine Kranken-, eine Unfall- sowie eine Invaliden- und Altersversicherung beinhaltete. »Zugleich kam es zu einer Abgrenzung von freiberuflich Tätigen gegenüber anderen Formen der Erwerbstätigkeit wie Unternehmertum, Angestelltenverhältnis oder Lohnarbeit«, so der CEO von freelancermap. »Denn Selbstständige kamen nicht in den Genuss dieser modernen Entwicklungen.«

 

Freelancing-Boom im digitalen Zeitalter

Zu einem echten Freelancing-Boom kam es in Deutschland ab den 1970er-Jahren im Rahmen der dritten industriellen Revolution: Die Arbeitswelt begann, sich durch die fortschreitende Globalisierung und den technologischen Wandel massiv zu verändern. Dies führte zu einer merklichen Zunahme von flexibleren, oft projektbezogenen Arbeitsformen, wie sie vor allem in den Bereichen IT, Beratung, Gestaltung und Medien vorkommen. Mit dem Einzug des Internets – und später der sozialen Medien – in den Lebensalltag der Menschen erhielt das Freelancing einen weiteren Schub: In immer mehr Branchen und Tätigkeitsbereichen sind Selbstständige zu finden. Auch Freelancing-Plattformen wie freelancermap haben zu dieser Entwicklung beigetragen: Sie ermöglichen es Freiberufler:innen, Aufträge leichter zu finden und ihre Dienstleistungen auch über regionale und staatliche Grenzen hinweg anzubieten.

Verbesserungsbedarf in Sachen soziale Absicherung von Selbstständigen gibt es jedoch nach wie vor: Freelancer müssen sich hierzulande auch heute noch selbst um Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung kümmern. Zumindest ihre Rechte und Arbeitsbedingungen sind inzwischen rechtlich festgeschrieben – wenn auch nur in Form einer Kombination von Gesetzen und Regelungen aus verschiedenen Gesetzbüchern, etwa dem Sozialgesetzbuch, der Gewerbeordnung und dem Einkommenssteuergesetz.

 

Die Zukunft des Freelancings

In einem sind sich Expert:innen einig: Die Zukunft der Arbeitswelt wird von Freelancern mitgestaltet. Als hervorragend qualifizierte und flexible moderne »Lanzenreiter:innen« bilden sie schon heute das Rückgrat der Wirtschaft. Zudem hat sich Freelancing in den letzten Jahren mehr und mehr zu einem echten Lebensstil entwickelt: Vor allem die Generationen Y und Z entscheiden sich immer häufiger gegen ein klassisches Angestelltenverhältnis. In den USA sind bereits 52 Prozent der arbeitenden Generation Z als Freelancer unterwegs. Auch in Deutschland wird dieses Wachstum durch die jüngeren Generationen vorangetrieben. Aspekte wie Selbstbestimmung und Unabhängigkeit spielen zunehmend zentrale Rollen. Das sehen auch die Freelancer selbst so: Laut dem aktuellen Freelancer-Kompass 2024 von freelancermap würde sich nur ein Prozent der Befragten nicht wieder für das Freelancing entscheiden.

 

 

277 Artikel zu „Freelancer“

Compliance-Checkliste: Rechtskonforme Arbeit mit Freelancern im In- und Ausland

Fehlende Fachkräfte, besonders in den Bereichen IT, aber auch bei Tätigkeiten der Technik und Technologie, bremsen laut ifo das Wachstum von über 50 Prozent der Unternehmen [i]. Daher entscheiden sich immer mehr Organisationen, ihre Teams durch Freelancer aus dem In- und Ausland zu verstärken. Allerdings sind sich viele Unternehmen nicht über die rechtlichen Voraussetzungen und…

Jobkiller oder Karriere-Booster? Was die KI-Revolution für Freelancer bedeutet

Die Gefahren und Chancen von künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz werden seit dem Aufkommen von ChatGPT, Google Bard und Co. heiß diskutiert. Vor allem Freelancer sehen in der KI eine Bedrohung – und spüren bereits eine Veränderung bezüglich der Auftragslage in ihren Tätigkeitsbereichen. Andere Freiberufler fühlen sich weniger betroffen. Thomas Maas, Geschäftsführer der Freelancing-Plattform freelancermap, und…

Fünf Dinge, die man als Freelancer jetzt tun sollte, um die KI-Revolution zu überleben

Freelancer sind aus der modernen Arbeitswelt kaum wegzudenken. Sie bringen Flexibilität und Expertise in Unternehmen und Projekte. Doch heute, wo künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung sich schneller denn je fortentwickeln, gehen die Aufträge in einigen Bereichen bereits merklich zurück. Für Freelancer ist das eine neue Herausforderung. Aber wer sich jetzt vorbereitet, für den kann KI…

Freelancer: Lösung für den Mangel an Fachkräften im öffentlichen Dienst?

dbb-Chef Silberbach: »Problem ist ein Flächenbrand«   Digital zur Wahl, einen neuen Wohnsitz anmelden oder die Rente beantragen: Was etwa in Estland längst Standard ist, klingt in Deutschland noch nach Zukunftsmusik. Ein Grund für die schleppende Digitalisierung der Verwaltung: Im öffentlichen Dienst klafft eine riesige Personallücke – vor allem bei Spezialisten für IT, Software und…

Stundensätze und Gehälter: Sind Freelancer die Gewinner der Krise?

Ergebnisse GULP Arbeitsleben Studie 2021 – Stundensätze und Gehälter.   GULP, ein spezialisierter Personaldienstleister in den Bereichen IT, Engineering und Life Science, hat die Ergebnisse der GULP Arbeitsleben Studie 2021 veröffentlicht. Trotz der widrigen Umstände haben sich die Stundensätze von Freelancern erneut erhöht, während sich das Bruttogehalt von Festangestellten entgegengesetzt entwickelte. Doch das muss nicht…

Tipps für erfolgreiche Freelancer: Vom Projektmanagement bis zur Preisgestaltung

Als Freelancer zu arbeiten bedeutet, sein eigener Chef zu sein, absolute Flexibilität zu genießen – und das von überall aus. So zumindest die allgemeine Einschätzung. Die immensen Herausforderungen, die mit der Selbstständigkeit einhergehen, werden jedoch in der Außenwahrnehmung oft übersehen: Passende Aufträge zu finden kann sich als schwierig erweisen, es fließt viel Zeit und Energie…

IT-Branche sucht Freelancer – Chance für den Traum von der Selbstständigkeit

83 Prozent der Großunternehmen rechnen in den kommenden ein bis zwei Jahren mit einer zunehmenden Nachfrage von externen Projektdienstleistern im Zusammenhang mit IT-Sicherheit. Für knapp drei Viertel der Unternehmen kommt ein Einsatz von IT-Spezialisten grundsätzlich in Frage. Das ergab eine repräsentative Befragung von mehr als 300 Unternehmen ab 500 Mitarbeiter, die von Bitkom Research im…

IT-Security: Unternehmen sehen steigenden Freelancer-Bedarf

Für drei Viertel der Großunternehmen kommt eine Beauftragung von externen IT-Spezialisten für IT-Security-Projekte in Frage. Acht von zehn Großunternehmen rechnen mit zunehmender Nachfrage nach externen Spezialisten im Bereich IT-Sicherheit.   Beim Thema IT-Security misst die Wirtschaft externen Projektdienstleistern eine wichtige Rolle bei. Für drei Viertel der Großunternehmen (72 Prozent) kommt der Einsatz von externen IT-Spezialisten…

Steuertipps für IT-Freelancer

Steuern und Freiberufler – eine-ganz-besondere-Beziehung. Denn Freelancer müssen viel selbst erledigen, was sonst der Arbeitgeber übernimmt: Rechnungen schreiben, Umsatzsteuern abführen, Betriebskosten korrekt berechnen. Ein paar einfache Hinweise erleichtern aber den Umgang mit dem Finanzamt.   Rechnungen richtig schreiben Ordnungsgemäße Rechnungen sind entscheidend für eine unkomplizierte Steuererklärung. Wichtig sind bei Rechnungen die Pflichtangaben: Name und Adresse…

Dienstleistungsverträge mit Freelancern: So schließen Sie Schritt für Schritt einen korrekten Freelancer-Vertrag

Freelancer-Verträge zu schließen, ist kompliziert: Scheinselbstständigkeit, Vertragsbestandteile oder Urlaubsanspruch sind die gängigen Stolpersteine. Sie haben sich entschieden, einen Freelancer zu beauftragen und jetzt muss ein Vertrag her? Dann sind Sie bei uns richtig. Wir erklären Schritt für Schritt, was im Vertrag enthalten sein muss. Außerdem erhalten Sie eine Muster-Vorlage im Word-Format zum kostenfreien Download. Diese…

Big Data treibt Nachfrage nach IT-Freelancern – EU-DSGVO erleichtert Projekte

■ Vier von zehn Großunternehmen rechnen mit steigender Nachfrage nach IT-Freelancern für Big-Data-Projekte. ■ Mehrheit geht von positiven Impulsen der EU-DSGVO für Big Data aus. ■ Freiberufler leisten ein Viertel des Arbeitsvolumens in IT-Projekten.   Big Data ist in Zeiten des digitalen Wandels ein absolutes Trendthema und steigert den Bedarf an IT-Freelancern. Damit rechnen vier…

Freelancer: Stundensätze auf Rekordhoch

Der Durchschnittsstundensatz von IT- und Engineering-Freelancern im deutschsprachigen Raum ist so hoch wie noch nie. Das geht aus der aktuellen GULP Freelancer Studie hervor. Die durchschnittliche Honorarforderung ist demnach um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – ein Rekordwachstum in der mittlerweile fünfjährigen Geschichte der Studie, die von GULP, einem führenden Personaldienstleister in den…

Fachkräftemangel: IT-Freelancer für Unternehmen unentbehrlich

■  In sieben von zehn Unternehmen sind Freiberufler von sehr großer Bedeutung. ■  Die Hälfte der Unternehmen sieht steigende Bedeutung im zweiten Halbjahr. ■  Herausforderungen bei der Beauftragung: Budget, Compliance und Verfügbarkeit. In Zeiten des Fachkräftemangels bieten sie Kompetenz, Erfahrung und sind eine echte Unterstützung: Sieben von zehn Unternehmen (70 Prozent) sagen, dass IT-Freiberufler für…

IT-Freelancer unverzichtbar für Digitalisierungsprojekte

Umsatzwachstum der führenden Agenturen durchschnittlich auf über 15 Prozent gestiegen. Nachfrage trotzt den steigenden rechtlichen Anforderungen. Cyber Security und Big Data/Analytics sind besonders gefragte Themen.   Die Digitalisierung der Wirtschaft sorgt für steigende Projektbudgets. Große Unternehmen setzen dabei stark auf IT-Freelancer, um fehlende Kompetenzen in den Teams zu ergänzen. Nachdem die führenden Anbieter von Rekrutierung,…

Big Data: Hier verdienen Freelancer am besten

Im Großraum München gab es in den letzten zwölf Monaten die meisten Big-Data-Projektanfragen. Das ergibt eine aktuelle Auswertung von GULP, einem Personaldienstleister in den Bereichen IT, Engineering und Finance. Der höchste Stundensatz lässt sich jedoch nicht in der bayerischen IT-Hochburg erzielen. Auch hinsichtlich der allgemeinen Angebotssituation ist bei Big Data noch Luft nach oben. Für…

Freelancer-Studie: das müssen IT- und Engineering-Experten können

Um als Freelancer erfolgreich zu sein, zählt nicht nur das rein fachliche Wissen, sondern auch Soft Skills wie selbstständiges Arbeiten oder Teamfähigkeit. Das ergibt die Freelancer-Studie von GULP, einem Personaldienstleister in den Bereichen IT, Engineering und Finance. Für den dritten Teil der aktuellen Studie wurden 1.291 IT- und Engineering-Experten befragt, welche Skills ihrer Einschätzung nach…

Freelancer-Studie: selbstständig aus Überzeugung

Kürzere Projektdauern, mehr Arbeitsbelastung, aber dennoch zufrieden: Im zweiten Teil der aktuellen Freelancer-Studie wurden 1.291 Freiberufler zu allen Themen rund ums Projekt befragt [1]. Die Teilnehmer gaben Auskunft, wie sie an Projekte kommen, wie sich ihre tägliche Arbeit im Projekt gestaltet und wie zufrieden sie mit ihrem Selbstständigen-Dasein sind. Interessante Zahlen liefert die Umfrage beim…

Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland

Anbieter müssen für nahezu jedes dritte Projekt neue IT-Freelancer rekrutieren. Rekrutierungsaufwand belastet die Rendite. Kenntnis der Agenturen zur Verfügbarkeit der IT-Freelancer ist ausbaufähig. Direkte Anschlussprojekte für IT-Freelancer eher selten. Die führenden Anbieter für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten mussten im Jahr 2015 häufig einen hohen Rekrutierungsaufwand betreiben, um die jeweiligen Kundenprojekte mit IT-Freelancern besetzen…

Freelancer-Report: Deutschland hat die meisten Freelancer in ganz Europa

Deutsche Städte sind Gewinner im Städtevergleich. EU-Mitgliedsstaaten haben die meisten Freelancer. London mit starken Zuwächsen. Leipzig, Mailand und Barcelona verlieren. Ein aktueller Report zum Freelancer-Markt in Europa [1] vergleicht die ersten sechs Monate dieses Jahres mit den ersten beiden Quartalen von 2015 und bildet ein umfassendes Bild des aktuellen Freelancer-Marktes in Europa ab. Die Ergebnisse:…

IT-Freelancer-Markt profitiert von hoher Nachfrage: Gesetzliche Rahmenbedingungen werden planbar

Top-10-Agenturen wachsen durchschnittlich um 11 Prozent. Hoher Bedarf an Security-Experten. Anforderungen an Besetzungsgeschwindigkeit steigen. Anbieter bauen Beratung zu Compliance-Anforderungen aus. Die führenden Anbieter von Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten haben im Jahr 2015 von der hohen Nachfrage profitiert und ihre Umsätze durchschnittlich um 11 Prozent steigern können. Insgesamt erzielten die größten 10 Agenturen einen…