Modernes Datenmanagement – Compliance-Stolperfallen bei unstrukturierten Daten vermeiden

Unternehmen sammeln und verarbeiten immer größere Mengen von Daten. Über 80 Prozent dieser Daten sind inzwischen unstrukturiert – einschließlich Word-Dokumenten, PDF-Dateien und E-Mails. Dass diese kein definiertes Format haben, erschwert nicht nur ihre Organisation, Speicherung und Analyse. Ohne ein adäquates Datenmanagement können sich auch Sicherheits- und Compliance-Risiken auftun.

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), das Bundesdatenschutzgesetz und DORA sind nur einige der Verordnungen, denen Firmen inzwischen nachkommen müssen. Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Geldbußen, Strafen und Gerichtsverfahren. Darüber hinaus können die Aufsichtsbehörden je nach Schwere eines Verstoßes weitere Untersuchungen einleiten, Sanktionen verhängen und gegebenenfalls auch Lizenzen oder Genehmigungen entziehen.

Dies kann Unternehmen empfindlich treffen. So wurde gegen Meta im Mai 2023 eine Rekordstrafe von 1,2 Milliarden Euro wegen rechtswidriger Übertragung personenbezogener Daten aus der Europäischen Union in die USA verhängt. Ähnlich wurde Amazon aufgrund von DSGVO-Verstößen zur Zahlung von 746 Millionen Euro verurteilt. Das luxemburgische Verwaltungsgericht bestätigte das Urteil im März diesen Jahres.

Doch nicht nur Branchengiganten sind betroffen. Kreditkartenunternehmen und Händlerbanken beispielweise können Unternehmen, die PCI-DSS-Vorgaben für die Verarbeitung von Kartenzahlungen und Transaktionsdaten nicht einhalten, ebenfalls Bußgelder auferlegen. Diese reichen von 20 US-Dollar pro Monat bis zu über 5.000 US-Dollar. Um ihre Compliance sicherzustellen, müssen Unternehmen aber erst einmal im Detail verstehen, welche Daten sie haben, wo diese gespeichert sind und wer auf sie zugreift. Nur dann können sie mit diesen Daten gemäß den gesetzlichen Vorschriften umgehen und diese auch schützen.

Zielgerichtetes Datenmanagement. Gerade bei ihren rasant wachsenden unstrukturierten Datenbeständen fehlt Unternehmen jedoch oft der Überblick. Das Problem: Strukturierte Daten wie Umsatzzahlen, Bestandsangaben und Kundendaten sind normalerweise in einem vordefinierten, standardisierten Format abgelegt – beispielsweise in einer Datenbank oder Tabelle – und lassen sich leicht durchsuchen und analysieren. Unstrukturierte Daten dagegen, die heute bei Weitem den Löwenanteil der Unternehmensdaten ausmachen, weisen kein konsistentes Format auf und sind dadurch viel schwieriger zu kategorisieren. Um sie in den Griff zu bekommen, brauchen Unternehmen vor allem eine zielgerichtete Datenmanagement-Strategie.

Damit sie Risiken bei der Datenverarbeitung vermeiden und gesetzliche Vorschriften zuverlässig einhalten können, sollten Firmen sicherstellen, dass ihre Datenmanagement-Lösung über folgende Merkmale verfügt:

  • Datenerkennung und -klassifizierung: Mit der Möglichkeit, unstrukturierte Daten zu identifizieren und zu klassifizieren, können die verantwortlichen Teams sich einen Überblick darüber verschaffen, wo sich in ihrem Unternehmen sensible und Compliance-relevante Daten befinden.
  • Automatische Datenannotation und Kennzeichnung (Tagging und Labelling): Die automatische Kennzeichnung und Beschriftung von Daten auf Basis ihrer Inhalte und Metadaten erlaubt es Unternehmen, geeignete Compliance-Richtlinien und -Kontrollen zum Schutz sensibler Informationen anzuwenden.
  • Risikobewertung und Risikominderung: Die entsprechenden Prozesse und Tools bewerten datenbezogene Risiken, indem sie Daten identifizieren, die nicht regelkonform sind oder bei denen das Risiko von Richtlinienverstößen besteht. Auf diese Weise lassen sich Einblicke zu potenziellen Schwachstellen gewinnen und Maßnahmen zur Risikominderung priorisieren.
  • Audits und Reporting: Detaillierte Audit-Protokolle und Compliance-Berichte liefern nicht nur die für gesetzliche Audits erforderliche Dokumentation. Sie helfen auch beim Nachweis der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und unterstützen interne sowie externe Compliance-Audits.
  • Richtlinien zur Datenspeicherung und -löschung: Datenmanagement-Lösungen, die es Unternehmen erlauben, konkrete Richtlinien zur Datenspeicherung und -löschung zu implementieren, stellen sicher, dass alle Daten nur so lange wie nötig gespeichert und danach in angemessener Weise wieder vom Speicher entfernt werden. Damit können Unternehmen Compliance-Vorgaben zur Datenminimierung und gesetzliche Aufbewahrungsfristen erfüllen.
  • Zugriffskontrolle und Überwachung: Datenzugriffsmuster und -berechtigungen sollten sorgfältig überwacht werden, damit nur autorisierte Nutzer Zugang zu sensiblen Unternehmensdaten haben. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um gesetzliche Anforderungen an die Zugriffskontrolle einzuhalten.

Mitarbeitende und Prozesse berücksichtigen. Neben der Einführung einer umfassenden Datenmanagement-Strategie sollten Unternehmen aber auch die für die Daten zuständigen Mitarbeitenden und die dazugehörigen Prozesse berücksichtigen. Denn die Datenmanagement-Lösungen müssen letztendlich nicht nur der IT-Abteilung dienen, sondern sollten auch die Nutzer und Dateneigentümer selbst in die Lage versetzen, ihre Inhalte korrekt zu klassifizieren, sowie Unterstützung bei der automatisierten Klassifizierung bieten.

Dann können die für die jeweiligen Daten verantwortlichen Mitarbeitenden die korrekten Datenverwaltungsschritte in Zusammenarbeit mit den Compliance-Verantwortlichen festlegen. Ebenso können IT-Teams auf Basis der Klassifizierung die Löschung, Bereinigung, Archivierung oder Speicherung veralteter, inaktiver oder verwaister Daten veranlassen.

Eines ist klar: Compliance-Anforderungen werden in Zukunft noch komplexer werden und lassen sich manuell kaum noch bewältigen. Moderne Plattformen für das Management unstrukturierter Daten bieten die nötige Unterstützung. Nur ein koordinierter Ansatz, der nachhaltig Transparenz und Ordnung in der Datenumgebung schafft, kann Unternehmen die Einhaltung der Vorschriften auch langfristig erleichtern und dabei für mehr Effizienz sorgen.

 


Sascha Hempe,
Regional Sales Manager,
DACH & Nordics,
Datadobi

 

 

Illustration: © Generative AI | shutterstock.com

 

1627 Artikel zu „Datenmanagement „

Die neuen Regeln des Datenmanagements

Mit den neuen Regeln des Datenmanagements können Unternehmen das Volumen und die Komplexität ihrer Daten in den Griff bekommen sowie Cybersicherheit und Observability verbessern [1].   Hindernisse beim Datenmanagement haben ganz reale Folgen Unternehmen haben Schwierigkeiten, Lösungen für die rapide ansteigenden Datenmengen und die zunehmende Komplexität zu finden. Viele haben ihre Datenmanagement-Verfahren nicht weiterentwickelt –…

Finanzdienstleister kämpfen mit KI-Herausforderungen an Datenmanagement und -infrastruktur

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 84 % der Führungskräfte katastrophale Datenverluste befürchten, weil KI die Infrastruktur überlastet. 41 % Prozent geben an, dass KI bereits ein kritischer Teil ihrer Arbeit ist.   Die rasanten Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) stellen traditionelle Dateninfrastrukturen vor nie dagewesene Herausforderungen und zwingen Unternehmen im Banken-, Finanzdienstleistungs- und…

Ganzheitliches Datenmanagement, um KI-Initiativen erfolgreich voranzutreiben – Vom Datensumpf zum einfach nutzbaren Datenprodukt

An Daten herrscht in den meisten Unternehmen kein Mangel, doch in der Regel sind sie über unzählige Standorte und Systeme verteilt. Zum Training von KI oder für KI-Auswertungen lassen sie sich daher nur schlecht effizient einsetzen. Unternehmen benötigen neue Ansätze, Daten effizient zu verwalten und nutzbar zu machen.

IT-Störungen: IT- und Datenmanagement – effizient, sicher und nachhaltig

Umfrage: Vier von zehn Beschäftigten klagen über IT-Störungen im Wochentakt. Neues Whitepaper zeigt Unternehmen Strategien und Lösungen für ein modernes IT- und Datenmanagement.   Serverausfälle, Softwareabstürze, verschwundene E-Mails – in 40 Prozent der deutschen Unternehmen vergeht keine Woche ohne IT-Störung. Das ist das alarmierende Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die im Auftrag von Lufthansa Industry Solutions…

Cleveres Datenmanagement: Strategischer KI-Einsatz

Das Jahr 2024 markierte einen Wendepunkt für die generative KI. Chat GPT und andere Akteure haben sich zu einigen der am schnellsten wachsenden Plattformen der letzten Zeit entwickelt. Doch inmitten dieser aufregenden KI-Revolution wird ein entscheidender Aspekt oft übersehen: das Datenmanagement. Ein starkes und durchdachtes Datenmanagement könnte der Schlüssel sein, um das volle Potenzial von…

Wie logisches Datenmanagement das ESG-Reporting vereinfacht

Mit zunehmendem Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen wächst auch der Druck, den Stakeholder diesbezüglich auf Unternehmen ausüben. Gerade auf Seiten der Gesetzesgeber entstehen vermehrt Richtlinien, die »ESG« (Enviornmental, Social und Governance)-Anliegen vorantreiben und Unternehmen zu mehr Transparenz in Form von entsprechender Berichterstattung verpflichten. Damit haben jedoch viele Unternehmen Schwierigkeiten. Wie logische Datenmanagement-Plattformen auf Basis von Datenvirtualisierung sie…

Logisches Datenmanagement: In fünf Schritten zur besseren Patientenversorgung

Das Management von Daten aus klinischen Informationssystemen wie KIS, LIMS oder auch der elektronischen Patientenakte (ePA) und ihre Überführung in ein gemeinsames klinisches Datenrepository stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Die Daten liegen meist in unterschiedlichen, voneinander getrennten Systemen und in ungleichen Formaten vor. Dies erhöht jedoch die Fehlerwahrscheinlichkeit, wodurch die Qualität der Patientenversorgung sowie…

Datenmanagement 2024: Trends, die auf Unternehmen zukommen

Im kommenden Jahr werden Unternehmen ihr Augenmerk stärker als bisher auf ihre Datenmanagementstrategie legen müssen. Sie sind oft immer noch nicht in der Lage, das Optimum aus ihren Daten herauszuholen, gleichzeitig laufen die Speicherkosten zunehmend aus dem Ruder. Ein Grund hierfür: der zentralisierte Ansatz, den viele noch verwenden, der angesichts der Massen an verteilten Daten…

Produktdatenmanagement technischer Industrieprodukte: Kontextinformationen abbilden 

Für den optimalen Vertrieb komplexer technischer Produkte benötigen Unternehmen ein sauberes Datenmanagement. Doch oft verteilen sich Produktinformationen über verschiedene Systeme, sind nicht aktuell und inkonsistent. Eine Product Experience Plattform (PXP) vereint die verschiedenen Quellen und erlaubt es, die Vertriebskanäle einheitlich, zielgruppengerecht und stets aktuell zu bespielen. Komplexität und Kontext der Ware können berücksichtigt werden.  …

KYC ist die Blaupause für das ESG-Datenmanagement

ESG-Datenmodelle stecken bei vielen Banken noch in den Kinderschuhen. Umso wichtiger ist es, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen und sich von Grauzonen bei der Regulierung und der Anbieterstruktur nicht täuschen zu lassen.Wie sehen die Entwicklungsschritte zu einem ESG-Datenmodell optimalerweise aus und wie können Banken ihre KYC-Bestandsmodelle gewinnbringend einsetzen.   Die Anforderungen von KYC (Know Your Customer)…

Effektives Datenmanagement mit und durch künstliche Intelligenz

Die digitale Transformation erfordert von Unternehmen, dass sie ihre Daten effizient und sicher verwalten, analysieren und nutzen können. Dabei spielen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) eine entscheidende Rolle, um aus den Daten wertvolle Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Doch wie können Unternehmen KI und ML in ihre bestehenden IT-Infrastrukturen integrieren, ohne dabei die Performance,…

Effektives Datenmanagement: Künstliche Intelligenz als Innovationstreiber in komplexen IT-Infrastrukturen

Künstliche Intelligenz (KI) ist zweifellos ein wegweisender Meilenstein für die Technologiebranche. Während das volle Potenzial erst nach und nach erkennbar wird, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass KI-Anwendungen eine intensive Datennutzung erfordern. Die Folge: Effektives und verantwortungsvolles Datenmanagement wird zum entscheidenden Faktor für eine Vielzahl von Use Cases.   Unternehmen stehen schon heute vor der…

Proaktives Datenmanagement ist die unterschätzte Waffe gegen Insider-Bedrohungen

Ein Kommentar von Stefan Hirschberg, Datadobi   Insider-Bedrohung sind nach wie vor eine der größten Bedrohungen für Unternehmen. Denn Insider-Bedrohungen lauern im Herzen eines jeden Unternehmens, getarnt als vertrauenswürdige Mitarbeiter oder Partner. Um diese große Herausforderung zu meistern, setzen Unternehmen auf eine umfassende Strategie verschiedener Gegenmaßnahmen. Dazu gehören auf der Technologieseite strenge Zugangskontrollen, die Überwachung…

Datenmanagement 2023: Was ändert sich?

  Daten stehen in immer größerer Quantität und Qualität zur Verfügung. Vier Entwicklungen, die die Datennutzung und das Datenmanagement 2023 prägen werden.   Die zu verwaltende Datenmenge steigt unaufhaltsam. Dafür gibt es mehrere Gründe wie die Digitalisierung, die Vernetzung von Geräten oder die Datengenerierung über Sensoren. Die Herausforderungen für die Datenverwaltung erhöhen sich dadurch parallel.…

Strukturiertes Datenmanagement – Smartes Datenmanagement macht das Leben leichter

Nur in wenigen, meist großen, Unternehmen stehen Daten so abrufbereit und aussagekräftig zur Verfügung, dass sie jederzeit zur Steuerung der Geschäftsentwicklung genutzt werden können. Das ist fatal für all jene, die das nicht tun. Denn die eigenen Daten, Kunden, Kosten, Abläufe genau zu kennen, ist ein wichtiger Hebel zur Strategie­anpassung und Maßnahmenplanung. Jeder Grad an Digitalisierung bringt Wettbewerbsvorteile.