Arbeiten am Limit: Überlastet und ausgebrannt?

Hoher Zeitdruck und zunehmende Arbeitsverdichtung, aber auch zu viel Arbeit für die eigentlich vereinbarte Arbeitszeit sind Faktoren, die bei vielen Beschäftigten hierzulande zu Überlastung führen. Wie der aktuelle DGB-Report »Arbeiten am Limit« zeigt, geben 10 Prozent der Beschäftigten an, dass sie die Arbeitsmenge sehr häufig nicht in der vorgesehenen Arbeitszeit schaffen [1]. Bei 16 Prozent ist das oft der Fall, bei 55 Prozent selten.

Dass eine zu große Arbeitsmenge auch im Privaten Auswirkungen hat, zeigt die Antwort der Befragten auf die Frage, ob sie sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt fühlen. Der Anteil derjenigen, die zustimmen, ist unter denen mit zu hoher Arbeitsmenge deutlich höher als unter denen, deren Arbeitsmenge der Zeit angemessen ist, wie die Grafik von Statista zeigt. Hedda Nier

[1] https://index-gute-arbeit.dgb.de/++co++07123474-1042-11ea-bc98-52540088cada

 

https://de.statista.com/infografik/20231/zusammenhang-von-arbeitsmenge-und-ausgebranntsein/

 

 

REPORT 2019 – ARBEITEN AM LIMIT

Arbeitsintensität ist das Schwerpunktthema der bundesweiten Repräsentativerhebung mit dem DGB-Index Gute Arbeit 2019. Die Ergebnisse der Befragung von mehr als 6.500 zufällig ausgewählten abhängig Beschäftigten zeigen, dass hohe Arbeitsbelastungen in Deutschland weit verbreitet sind. Neben einem hohen Zeitdruck bei der Arbeit und zunehmender Arbeitsverdichtung berichten viele Befragte über quantitative Überlastung.

Jede/r Vierte gibt an, dass die zu bewältigende Arbeitsmenge nicht in der dafür vorgesehenen Zeit zu bewältigen ist. Die Arbeitssituation dieser Gruppe ist durch eine systematische Überlastung gekennzeichnet.

Eine zu hohe Arbeitsmenge steht in engem Zusammenhang mit anderen belastenden Merkmalen der Arbeitssituation: Betroffene lassen häufiger Erholungspausen ausfallen, fühlen sich nach der Arbeit oft erschöpft und schätzen ihren Gesundheitszustand schlechter ein als Beschäftigte, die nicht von Überlastung betroffen sind.

Überlastungssituationen entstehen häufig aufgrund von Personalknappheit. 38 Prozent der Beschäftigten geben an, dass sie wegen fehlendem Personal mehr Arbeit bewältigen, bzw. länger arbeiten müssen. Diese Gruppe leistet deutlich häufiger Überstunden und macht Abstriche bei der Qualität der Arbeit, um das geforderte Arbeitspensum schaffen zu können.

Anpassungsmöglichkeiten durch einen individuellen Einfluss auf die Arbeitsmenge und Anpassungen der Ziele bei unvorhergesehenen Ereignissen können Instrumente zur Vermeidung von Überlastung sein. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass zwei Drittel der Beschäftigten ihre Arbeitsmenge gar nicht oder nur in geringem Maß beeinflussen können. Flexibilitätspuffer, z.B. eine Anpassung der Arbeitsmenge an veränderte Rahmenbedingungen, stehen nur für die Hälfte der Befragten zur Verfügung.

 

DGB-Index Gute Arbeit – Jahresreport 2019 (PDF, 248 kB)

 

Wodurch entsteht eine hohe quantitative Belastung bei der Arbeit?

Ein wichtiger Faktor ist der Mangel an ausreichendem Personal, sei es auf Grund chronischer Unterbesetzung oder infolge krankheitsbedingter Ausfälle. In der Befragung des DGB-Index Gute Arbeit 2019 gaben insgesamt 38 Prozent aller Befragten an, sehr häufig oder oft wegen fehlendem Personal mehr arbeiten zu müssen. Personalknappheit ist eine weit verbreitete Ursache für Mehrbelastung.
Besonders häufig tritt Mehrarbeit wegen Personalmangel in den Branchen Erziehung und Unterricht, Gastgewerbe sowie im Gesundheitswesen auf (Abb. 14).
Der hohe Frauenanteil in den überproportional betroffenen Branchen ist ein Grund dafür, dass vollzeitbeschäftigte Frauen mit 45 Prozent am häufigsten von Mehrarbeit aufgrund von Personalmangel berichten. Bei vollzeitbeschäftigten Männern liegt der Anteil dagegen bei 35 Prozent.
Personalmangel wird häufig durch Mehrarbeit in Form von Überstunden kompensiert. Dort, wo das Personal knapp ist, leisten fast zwei Drittel aller Beschäftigten Überstunden (Abb. 15). In Arbeitssituationen ohne Personalmangel liegt dieser Anteil bei 37 Prozent.
Durch Überstunden können Beschäftigte versuchen, eine zu hohe Arbeitsbelastung zu bewältigen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, an der Qualität der Arbeitsausführung zu sparen. Abstriche bei der Qualität der Arbeit können die für einzelne Arbeitsschritte benötigte Arbeitszeit reduzieren und damit eine Antwort auf eine quantitative Überforderung sein.
Insgesamt gibt etwa ein Viertel aller Befragten an, sehr häufig oder oft Abstriche bei der Qualität der Arbeit zu machen, um das Arbeitspensum bewältigen zu können. Dass die Personalsituation dabei eine Rolle spielt, zeigt der Anteil von 40 Prozent mit Qualitätsabstrichen im Kontext von Personalmangel (Abb. 16).
Qualitätsabstriche sind nicht nur Ausdruck der Überlastung der Beschäftigten. Sie haben auch Konsequenzen für die KundInnen, PatientInnen oder KlientInnen, die die entsprechenden Produkte oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Besonders verbreitet ist dieses Problem zum Beispiel in der Alten- und Krankenpflege, wo die Beschäftigten überdurchschnittlich hohen psychischen und körperlichen Belastungen ausgesetzt sind.

 

 

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