»EU AI Act? Sagt mir nichts« – Zwei Drittel der Entscheider kennen den Inhalt des Gesetzes nicht​

Illustration Absmeier foto freepik

 

Viele Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz fühlen sich laut Umfrage des IT-Dienstleisters adesso schlecht vorbereitet und beklagen Qualität sowie Quantität eigener Daten.

Der EU Artificial Intelligence Act (EU AI Act) – das kürzlich beschlossene und weltweit erste KI-Gesetz – hat weitreichende Auswirkungen auf den Einsatz der Technologie in allen Unternehmen, die in der Europäischen Union tätig sind. Doch noch ist das Thema in der Wirtschaft nicht wirklich angekommen. Der IT-Dienstleister adesso hat 778 Entscheider aus Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema Generative AI (GenAI) befragt. Zentrales Ergebnis: Gerade einmal 32 Prozent der Befragten geben an, die Inhalte des EU AI Act zu kennen. Dabei wird dieser der risikobasierte Regulierungsansatz in fast allen Projekten mit künstlicher Intelligenz (KI) eine Rolle spielen und voraussichtlich bereits im August 2024 in Kraft treten. Auch wenn das stufenweise Ausrollen bis 2026 dauert: Eine nachhaltige KI-Strategie sollte die Bestimmungen des EU AI Act bereits jetzt berücksichtigen.

»Die Auseinandersetzung mit dem EU AI Act ist essenziell für den Erfolg von Lösungen, die auf KI und GenAI aufbauen. Nur so lässt sich deren langfristige Rentabilität sicherstellen«, unterstreicht Benedikt Bonnmann, Vorstand von adesso und Experte für Data, Analytics sowie AI. »Ein durchdachter Leitfaden wie das adesso Scale AI Framework kann hier einen erheblichen Beitrag leisten.«

 

Hohe Ambitionen …

Auch wenn es mit dem Wissen über den EU AI Act noch hapert: Dem Thema GenAI messen die Befragten erwartungsgemäß eine sehr hohe Bedeutung bei. So sehen 77 Prozent in der Technologie eine Chance für das eigene Geschäftsmodell. Die Erwartungen sind hoch, der Optimismus groß. Angesichts dieser positiven Grundhaltung wiegt die negative Einschätzung der eigenen GenAI-Position umso schwerer: 20 Prozent sehen das eigene Unternehmen nur als »ausreichend«, 22 Prozent sogar als »unzureichend« auf GenAI vorbereitet. In den mehr als zwei Jahren seit Veröffentlichung von ChatGPT ist es fast der Hälfte der Unternehmen nicht gelungen, sich zum Thema GenAI vernünftig zu positionieren. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in die GenAI-Welt.

 

… geringe Reife

Dass viele Unternehmen schlecht vorbereitet sind, zeigt sich in weiteren Umfrageergebnissen: Bei der Frage nach den größten Hürden bei der Einführung von GenAI-Anwendungen nennen 31 Prozent die mangelnde Qualität oder Quantität der eigenen Daten. Damit stellt dieses Thema in den Augen der Befragten ein größeres Problem dar als beispielsweise die Qualität der generierten Antworten (25 Prozent sehen dies als Hürde) oder die Kosten des Projekts (23 Prozent). Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Prozesse rund um die eigenen Daten in vielen Betrieben zu kurz kommen. Dabei sind das systematische Sammeln, Prüfen, Aufbereiten und Verteilen die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Einführung und Verwendung von GenAI-Anwendungen. Nur wenn Unternehmen diese dringend notwendigen Grundlagen im Rahmen einer Datenstrategie und mittels eines Data Governance Framework schaffen, sind die selbstgesteckten Ziele erreichbar: Mehr als drei Viertel der Teilnehmenden geben an, dass ihr Unternehmen noch in den nächsten zwölf Monaten GenAI-Anwendungen implementieren will.

Benedikt Bonnmann ergänzt: »Das Datenmanagement in den Griff zu bekommen, ist die Hausaufgabe aller langfristig erfolgreichen Projekte mit künstlicher Intelligenz im Unternehmen. Entsprechend sollte in jedem Programm zur Einführung von KI und GenAI für diese Aufgaben entsprechend Zeit und Budget eingeräumt werden.«

 

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