Künstliche Intelligenz: In drei Etappen zur autonomen IT

Illustration: Absmeier, BlickPixel

Künstliche Intelligenz (KI) durchdringt immer mehr Bereiche. Neben Geräten und Maschinen unterstützen die neuen Technologien inzwischen auch den IT-Betrieb: Sie ermöglichen beispielsweise Netzwerke autonom zu betreiben. Für Unternehmen, die diesen Weg beschreiten wollen, rät das IT-Systemhaus Circular Informationssysteme einen Ansatz in 3 Etappen.

Chatbots beantworten Kundenfragen, intelligente Robotik steuert die Anlagenwartung und Spracherkennung vereinfacht die Handhabung mobiler Geräte: KI wird bereits vielfältig eingesetzt. Im IT-Betrieb finden sich die neuen Technologien unter dem Stichwort Self-Driving Network. Der Vorteil des sich selbst steuernden Netzwerks: Die IT-Umgebung erfordert deutlich weniger manuelle Eingriffe. Zudem wird sie zuverlässiger und sicherer. »Aber eine autonome IT implementiert sich nicht von heute auf morgen«, weiß Alexander Krist, Manager Sales Enterprise beim Beratungs- und IT-Systemhaus Circular Informationssysteme. Er rät, es schrittweise anzugehen.

  1. Daten gezielt sammeln und auswerten

Zunächst gilt es zu wissen, was im Netzwerk vor sich geht. Dafür braucht es aussagekräftige Daten zu Geräten und Systemen sowie zur Netzwerk- und Serviceleistung – idealerweise in Echtzeit. Teilweise ermitteln Monitoring-Lösungen diese Informationen noch über SNMP (Simple Network Management Protocol). Allerdings ist bei diesem Verfahren die Netzwerklast sehr hoch und die erfassten Daten teilweise ungenau. Ein akkurates Echtzeit-Performance-Monitoring lässt sich nur mit Streaming-Telemetrie erreichen. Denn Streaming-Telemetrie arbeitet push-basiert. Sie überträgt verlässliche Daten kontinuierlich nach definierten Richtlinien von unterschiedlichen Quellen wie Routern, Switches oder Firewalls an eine zentrale Plattform.

KI hilft hier bereits, Analysen zu beschleunigen – weil Administratoren ihre Fragen direkt in natürlicher Sprache stellen können. »Was ist mit meinem Switch los?«, »Welche Leistung lieferte das WLAN-Netzwerk am letzten Freitag?« oder »Wie arbeiten meine Switch-Uplinks?« beantwortet eine KI-gestützte Lösung detailliert. Zudem gibt sie Hilfen für das Troubleshooting. Des Weiteren unterstützen KI-Technologien prädiktive Analysen. Treten Anomalien auf, benachrichtigen sie den Administrator proaktiv. All dies geschieht, bevor ein Anwender überhaupt bemerkt, dass ein Netzwerk-Problem vorliegt.

  1. Automation vorantreiben

Eine weitere Voraussetzung für ein sich selbst steuerndes Netzwerk ist eine weitgehende Automatisierung. Moderne Steuerungssoftware bietet hierfür bereits umfassende Möglichkeiten, etwa um Datenflüsse flexibel zu lenken und Engpässe zu umgehen. Im WAN zum Beispiel gelingt dies heute schon über Lösungen für Software-definiertes WAN (SD-WAN). Deren Eckpfeiler sind: intelligentes Datenrouting, Zero Touch Provisioning und Unified Threat Management. Dabei priorisieren Administratoren zunächst den Datenverkehr und die Applikationen. Die Lösung routet dann die Daten im täglichen Betrieb intelligent, indem sie den jeweils am besten geeigneten WAN-Übertragungspfad automatisch und dynamisch auswählt. Das Zero Touch Provisioning sorgt dafür, dass sich neue Geräte wie Switches oder Router an verteilten Standorten automatisiert in Betrieb nehmen lassen. Unified Threat Management wiederum wacht als Schutzschild über die gesamte Netzwerk-Infrastruktur. Der Fokus der Administratoren verlagert sich damit von Routinetätigkeiten auf anspruchsvollere Aufgaben: die Definition des Regelwerks sowie die Behandlung von Ausnahmefällen.

  1. Die IT lernt Laufen

In Phase 3, dem selbststeuernden Netzwerk, greift der Administrator so gut wie gar nicht mehr aktiv ein. Eine KI-gestützte Netzwerk-Management-Lösung lernt aus den gesammelten und ausgewerteten Daten. Die implementierten Richtlinien und Automatisierungen kanalisieren dann die Umsetzung. Werden all diese Komponenten verbunden, lernt das System adaptiv und kann sich bis zu einem gewissen Grad selbst steuern und optimieren.

So identifiziert das System unter anderem im LAN oder WLAN die Ursachen für Probleme und leitet automatisiert Maßnahmen ein. Eine intelligente, selbstlernende Lösung wie die KI-gestützte Mist-Systems-Plattform von Juniper Networks fügt beispielsweise fehlende VLAN-Konfigurationen hinzu, korrigiert einen falsch konfigurierten Switch-Port oder passt das Radio Ressource Management der Access Points entsprechend dem Bedarf an. Kann eine KI-Engine eine Anomalie, wie etwa eine Veränderung im Bandbreitenmuster oder geändertes Serververhalten, noch nicht selbst lösen, benachrichtigt sie den Administrator proaktiv und lernt aus dessen Fehlerbehebung.

 

Das bringt´s

Das Netzwerk von heute muss schnell, agil und ausfallsicher sein. Dem steigenden Administrationsaufwand können Unternehmen mit autonomen Netzwerken begegnen. Diese werden sich zunehmend selbst einrichten, steuern, analysieren und optimieren. Sie werden damit sicherer und zuverlässiger – weil Netzwerke potenzielle Leistungsprobleme erkennen und beheben, noch bevor es die Anwender überhaupt merken. Doch die Erfahrung zeigt: Die Implementierung eines autonomen Netzwerks braucht Zeit und Fingerspitzengefühl. Jede Organisation hat individuelle Bedürfnisse, für die es die passende Lösung und Strategie zu ermitteln gilt. Bestehende Soft- und Hardware lässt sich nicht ad-hoc und komplett ersetzen und Richtlinien wollen festgelegt werden. Sind diese Hürden fachkundig gemeistert, zeigt sich: IT-Mitarbeiter verbringt deutlich weniger Zeit mit Routinetätigkeiten, mit knappen Ressourcen lässt sich so viel mehr erreichen.

 

2135 Artikel zu „Künstliche Intelligenz“

Unternehmen fordern freiwillig gesetzliche Regeln für künstliche Intelligenz

+++ Große Mehrheit fordert Klärung von Haftungsfragen und klare Kennzeichnung. +++ Nur jedes zehnte Unternehmen setzt KI bisher ein. +++ Wirtschaft erwartet starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. +++ TÜV-Verband stellt Studie zu künstlicher Intelligenz vor.   Die deutschen Unternehmen stehen künstlicher Intelligenz sehr positiv gegenüber und erhoffen sich durch die Nutzung der Technologie entscheidende Wettbewerbsvorteile.…

Services für künstliche Intelligenz: Neben fünf Top-Providern überzeugten auch einige Spezialisten

Das Marktanalyse- und Beratungsunternehmen PAC hat den PAC INNOVATION RADAR »AI-related Services in Germany 2020« veröffentlicht. Im Rahmen des Evaluierungsprozesses wurden die Serviceleistungen rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI) von knapp 30 Service-Providern analysiert. 21 von ihnen wurden in die finale Bewertung übernommen. Das Gesamtergebnis hat fünf Anbieter mit einer Wertung »Best in Class«…

Künstliche Intelligenz: Unternehmen geben Gas, Rahmenbedingungen bremsen

Künstliche Intelligenz gilt als eine der wichtigsten Technologien der Zukunft. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Kooperation mit dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) zeigt nun, wie sich KI im vergangenen Jahr in Deutschland entwickelt hat, wer sie antreibt – und was hemmt.   Mit künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich Ressourcen sparen,…

Künstliche Intelligenz braucht Regeln

+++ KI-gestützte Anwendungen in Abhängigkeit vom Risiko regulieren. +++ Sicherheit besonders kritischer KI-Systeme durch unabhängige Prüfungen gewährleisten. +++ VdTÜV veröffentlicht Positionspapier.   Der TÜV-Verband hat eine gesetzliche Regulierung von Produkten und Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) gefordert, um die Sicherheit von Menschen und den Schutz der Umwelt auch in der digitalen Welt gewährleisten zu können.…

Wo und wie findet künstliche Intelligenz in der Casino-Industrie Anwendung?

Auch wenn viele Unternehmen dem Thema der künstlichen Intelligenz noch skeptisch gegenüberstehen, hat die KI-Technologie in der Casino-Industrie mittlerweile eine große Relevanz und unterstützt wichtige Vorgänge im Glücksspielsektor. Eine KI trainiert sich selbst durch den Verbrauch von Milliarden an Daten aus unterschiedlichsten Quellen und verbessert ihr Wissen dadurch selbst. Durch das sogenannte »Deep Learning« wird…

Künstliche Intelligenz für die Zukunft der Cybersicherheit

320.000 neue Schadprogramme täglich: Diese Zahl hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in seinem Lagebericht 2019 veröffentlicht. Neben der zunehmenden Zahl der Angriffe werden diese immer professioneller. Cyber-Defense-Lösungen, die zur Entdeckung und Bewertung von Cyberangriffen künstliche Intelligenz (KI) nutzen, liefern dabei wertvolle Informationen für Cyber-Defense-Teams und sind von grundlegender Bedeutung für die…

Schutz kritischer Infrastruktur erfordert menschliche und künstliche Intelligenz

»Insight the Mind of a Hacker 2020« bietet einen Überblick über den Status Quo der internationalen ethischen Hacker-Gemeinschaft. Bugcrowd stellte die Ergebnisse der Studie »Inside the Mind of a Hacker 2020« vor [1]. Demnach spielen Kreativität und Einfallsreichtum eine wichtige Rolle, um kriminell motivierten Hackern den entscheidenden Schritt voraus zu sein. So reicht für 78…

Aus- und Weiterbildung: Wie künstliche Intelligenz die IT-Berufe verändert

KI wird die Berufswelt verändern und das betrifft auch die Tätigkeitsfelder der IT-Spezialisten selbst. Routinetätigkeiten, teilweise sogar die Programmierung, können von Algorithmen übernommen werden. Übergreifendes Wissen, Beratungskompetenz dagegen werden künftig ebenso gefragt sein wie spezifisches Branchenwissen. Eine zukunftsorientiere Aus- und Weiterbildung von Young Professionals sollte diese Entwicklungstendenzen im Blick haben.   Künstliche Intelligenz, kurz KI,…

Wie künstliche Intelligenz hilft, Krankheiten zu bekämpfen – Revolution im Gesundheitswesen

Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind gewaltig. Die Kosten steigen, das Geld ist knapp und die Margen sinken. Gleichzeitig fehlt es an Pflegepersonal, die vorhandenen Fachkräfte sind überarbeitet. Kliniken müssen effizient wirtschaften, um Patienten die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten – und gleichzeitig Datensicherheits- und Compliance-Anforderungen bei der Verarbeitung der anfallenden Daten sicherstellen.

Künstliche Intelligenz zur Rettung von Korallenriffen

Intel kooperiert mit Accenture und der Sulubaï Environmental Foundation, um durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zum Erhalt von Korallenriffen beizutragen. »Project: CORaiL« basiert auf intelligenten Unterwasserkameras, die es Forschern ermöglichen, datenbasierte Entscheidungen zum Schutz von Riffen zu treffen.   Was ist neu? Anlässlich des Earth Day 2020 stellt Intel gemeinsam mit Accenture und der Sulubaï…

Künstliche Intelligenz ist wichtiges Thema im Gesundheitswesen

Die Bedeutung von Technologie im Gesundheitswesen ist aktuell allgegenwärtiger denn je. Egal ob Telemedizin, die schnelle Auswertung von Befunden oder schlichtweg das Datenmanagement – moderne Informations- und Datentechnik spielt im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen nimmt ebenfalls rasch zu, wie Pure Storage berichtet. KI wird bereits zur Verbesserung der…

Wenn die künstliche Intelligenz zum TÜV muss

Künstliche Intelligenz: TÜViT entwickelt gemeinsam mit Fraunhofer AISEC einen Ansatz zur Zertifizierung von KI-Algorithmen. Innovatives Prüfverfahren soll die Vertrauenswürdigkeit von KI-Lösungen messbar machen.   Maschinelle Lernverfahren und Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) werden bereits heute in zahlreichen IT-Infrastrukturen und vernetzten Endgeräten als zentraler Baustein zur Analyse, Prognose und Steuerung eingesetzt, gleichzeitig wird in Deutschland zunehmend…

Künstliche Intelligenz ist zum integralen Bestandteil des Digital Workplace geworden

DW-Anbieter realisieren KI-Funktionen entweder selbst oder über Partner.   Bei Digital-Workplace-Lösungen gehören Funktionen der künstlichen Intelligenz (KI) mittlerweile zum Standard. KI-gestützte Hilfen etwa durch Service-Bots oder automatisierte Fehleranalysen bieten nicht mehr nur die großen Anbieter am deutschen Markt. Dies stellt der neue »ISG Provider Lens Digital Workplace of the Future Germany 2019« fest, eine Studie…

Studie zeigt, dass Unternehmen, die auf künstliche Intelligenz setzen, Gewinne 80 Prozent schneller steigern können

Weltweite Umfrage verdeutlicht, wie Unternehmen neue Technologien nutzen können, um Abläufe im Bereich Finance and Operations zu verbessern. Unternehmen, die KI und andere neue Technologien im Bereich Finance and Operations einsetzen, steigern ihren jährlichen Gewinn um 80 Prozent schneller als Firmen, die derartige Lösungen nicht nutzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Enterprise…

Wie sich Machine Learning und künstliche Intelligenz im Laufe der Zeit (nicht) verändert haben

Machine Learning, künstliche Intelligenz, Data Science, Data Mining, … Diese Begriffe haben sich im Laufe der Jahre gewandelt, aber wie viel ist wirklich neu und was gibt es eigentlich schon seit Jahrzehnten? Wird es maschinelles Lernen in 20 Jahren noch geben oder ist der Boom eines Tages einfach vorbei? Wo stehen wir aktuell in der…

KI-Schub für Unternehmen: Sechs Entwicklungen, die zeigen, wie künstliche Intelligenz Prozesse im Alltag beflügeln

KI-Einsatzmöglichkeiten im Zusammenspiel mit Unternehmensanwendungen. Dass künstliche Intelligenz (KI) eines der Trendthemen schlechthin ist, steht außer Frage. Eine aktuelle PwC-Studie kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass erst sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland KI einsetzen oder implementieren – es gibt demnach immensen Nachholbedarf. Oracle hat jetzt Anwendungsbereiche im ERP- und Geschäftssoftware-Umfeld zusammengestellt, in denen KI…

Künstliche Intelligenz und Automatisierung: Ohne Menschen geht es trotzdem nicht

Studie: Automatisierung und KI im Rechnungswesen und Controlling – was erwarten mittelständische Unternehmen?   Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) revolutionieren den kaufmännischen Bereich. Prozesse, Aufgaben und Rollenbilder – alles ist im Wandel. Welche Auswirkungen hat das für den Mittelstand und Organisationen? Antworten und Denkanstöße auf diese Frage liefert die Studie »Wer wollen wir sein –…

Künstliche Intelligenz und deren Zukunft

Wir leben in einer Zeit, in welcher der technische Fortschritt sich jede Minute weiter ausbreitet. Unsere Wissenschaftler arbeiten unter anderem im Bereich der künstlichen Intelligenz, um dort große Errungenschaften zu verbuchen. Diese Form der Technik kann zum Beispiel im Gebiet der Medizin moderne Wunder bewirken. Dort sind Roboter bereits seit einigen Jahren Hilfsmittel, die immer…

Künstliche Intelligenz, Green IT & Hyperautomation: die wichtigsten IT-Trends für 2020

Automatisierung hilft Druckereien, profitable Businessmodelle zur Unterstützung von Kunden aus Werbung und Marketing zu entwickeln. Produktionsanlagen warten, Verkehr in Smart Cities steuern oder Bilder digital erkennen: Künstliche Intelligenz wird in vielen Bereichen eingesetzt und ist daher das zentrale IT-Thema 2020. Hundertfach kürzere Latenzzeiten durch 5G und Hyperautomatisierung werden KI weiter vorantreiben und das tägliche Leben…