Legacy im Rechenzentrum: Was tun, wenn das Ende der Garantiedauer erreicht ist?

Illustration Absmeier foto freepik

Mit Third-Party-Maintenance (TPM) schützen Unternehmen ihre Investitionen in die IT-Landschaft, indem sie die Betriebsdauer von Hardware wie Storage-Systemen, Netzwerk-Switches und Servern verlängern. Der Beitrag zeigt, wie CIOs die Drittwartung nutzen, um beispielsweise ihre IT-Kosten zu optimieren.

 

Auch wenn Organisationen vermehrt ihre IT-Ressourcen aus der Cloud beziehen, bleibt das eigene Rechenzentrum weiterhin eine zentrale Komponente der IT-Landschaft. Künftig werden CIOs jedoch vorsichtiger, was Investitionen in neue Hardware angeht und werden daher vermutlich bestehende Systeme länger nutzen. Eine Analyse von Gartner belegt diese Zurückhaltung und prognostiziert ein um zehn Prozent verringertes Wachstum der globalen Hardware-Ausgaben im Jahr 2024. Gartner spricht von einer neuen Welle von Pragmatismus und finanziellen Beschränkungen der CIOs, die teilweise ihre IT-Ausgaben zurückstellen würden. Es würden sich die Schwerpunkte der Investitionen in Richtung Kostenkontrolle, Effizienz und Automatisierung verschieben.

Damit rücken Dauerthemen der CIO-Agenda wieder in den Vordergrund, nämlich wie sich die getätigten Investitionen in das Rechenzentrum schützen und die Betriebsdauer der Hardware verlängern lassen. Insbesondere für die Laufzeitverlängerung bestehender Systeme gibt es einen pragmatischen Ansatz, der darin besteht, die vorhandene Hardware im Rechenzentrum länger zu nutzen. CIOs sollten daher überlegen, wie sie einen Hardware-Refresh nach Ablauf der standardmäßigen Nutzungsdauer beziehungsweise der OEM-Garantie verschieben können. Angenehmer Nebeneffekt: Durch die verlängerte Nutzungsdauer werden potenziell weniger gefährliche Stoffe aus alter Hardware in den Kreislauf zurückgeführt und der eigene Ressourcenverbrauch geht zurück. So kann die IT dabei helfen, das Thema Sustainability voranzutreiben.

 

Alternativen zur Herstellergarantie

Bei einer Verlängerung des Lebenszyklus von beispielsweise Netzwerkkomponenten, Storage-Systemen oder Servern stehen die IT-Verantwortlichen vor der Frage, wie sie Support und Wartung über die vom Hersteller definierte Garantie- und Service-Dauer hinweg realisieren. Denn: Während der Garantiezeit der Geräte bieten Hersteller einen Basis-Support. Nach Ablauf dieser Zeit, also meist nach zwei bis drei Jahren, schießen die Supportkosten in die Höhe. Für CIOs soll es dadurch attraktiver werden in neue Hardware zu investieren. Die Strategie von Herstellern ist daher oftmals, den Unternehmen neue Geräte schmackhaft zu machen, anstatt langfristigen Support zu unterstützen.

In dieser Situation helfen spezialisierte IT-Dienstleister für Drittwartung (Third-Party Maintenance). Das Konzept für TPM ist nicht neu, vor dem Hintergrund der oben genannten Anforderungen und Marktentwicklungen jedoch aktueller denn je. TPM ermöglicht es Unternehmen, die Nutzungsdauer ihrer IT-Ressourcen über den vom Hersteller angegebenen Zeitrahmen hinaus zu verlängern. So können CIOs Investitionsausgaben aufschieben und die Rentabilität ihrer Investitionen maximieren. Unternehmen schöpfen damit mehr Wert aus ihrer bestehenden Infrastruktur, ohne auf die Leistung oder Zuverlässigkeit ihrer Systeme verzichten zu müssen.

 

Mehr Flexibilität

Darüber hinaus helfen Drittanbieter für IT-Wartung dabei, die Wartungskosten für Hardware-Systeme in der Gesamtbetrachtung zu senken. Ein Beispiel ist eine mögliche Zusammenfassung aller Wartungsverträge einzelner Hersteller, wodurch die IT-Abteilung eine Menge Zeit spart. Auch ein zentrales Monitoring aller Firmenstandorte durch den TPM-Anbieter ist möglich. Weiterhin helfen diese Dienstleister dabei, die Reaktionszeiten bei IT-Ausfällen zu verkürzen, da sie Support für eine ganze Reihe von Systemen unterschiedlicher Hersteller aus einer Hand bieten. Dafür halten insbesondere die größeren Anbieter regionale Logistikzentren über alle Kontinente bereit, um einen Tausch defekter Hardware rasch vornehmen zu können. In den Servicezentren sind daher mehrere Tausend Ersatzteile oder Geräte verfügbar.

 

Abgrenzung zum Outsourcing

TPM unterscheidet sich durch einen wichtigen Aspekt vom klassischen Datacenter-Outsourcing: Die Verantwortung und Kontrolle der IT-Infrastruktur verbleiben beim Unternehmen. Der externe Dienstleister stellt jedoch die Erfahrung und das Fachwissen seiner Experten zur Verfügung, um den Betrieb der Systeme zu sichern. Welche Leistungen das im Detail sind, klären die beiden Vertragspartner individuell miteinander: Ein TPM-Anbieter sollte in der Lage sein, SLAs individuell den Anforderungen des Kunden anzupassen sowie eine Betreuung über einen zentralen Ansprechpartner zu ermöglichen, um somit Aufwände in der Abstimmung zu minimieren.

Viele Kunden, die erfolgreich auf TPM setzen, haben ihre SLAs auf die tatsächlich benötigten Leistungen angepasst. Dies erfolgt ausgehend von ihren Geschäftsabläufen: Manche Dienste benötigen eventuell keinen teuren 24-Stunden-Support an 365 Tagen. Für einige Bereiche kann daher auch ein 8x5xNBD-Service für Überwachung oder für einen Vor-Ort-Service ausreichend sein. Hierbei bietet der externe Dienstleister beispielsweise ein Monitoring von 8 bis 17 Uhr an (8 am bis 5 pm) – und ein Vor-Ort-Service am nächsten Arbeitstag (NBD: Next Business Day).

Mit diesem Angebot würde ein Unternehmen während der üblichen Geschäftszeiten eine kontinuierliche Überwachung von Applikationen oder Netzwerken sowie einen Service vor Ort erhalten. Dadurch lässt sich die IT-Infrastruktur auf mögliche Probleme proaktiv überwachen und bei ersten Warnzeichen können diese sofort gemeldet und behoben werden.

 

Fazit

Insgesamt bietet TPM den IT-Verantwortlichen mehr als nur eine verlängerte Garantiedauer mit einem Austausch defekter Hardware vor Ort. Je nach Anbieter sind Leistungen möglich wie ein Monitoring für Netzwerke und Anwendungen oder das Ausführen von Backups und Updates. Mit TPM erhalten Unternehmen also einen strategischen Ansatz, ihre IT-Kosten zu optimieren, die IT-Sicherheit zu verbessern und langfristig die Ausfallsicherheit zu erhöhen.

Sascha Petry, Business Development, Park Place Technologies

 

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