Medizinische Innovatoren: Global Innovation Index

https://www.globalinnovationindex.org/userfiles/file/reportpdf/GII2019-keyfinding-G-Web3.pdf

Medizinische Innovationen stehen heute mehr denn je im Fokus. Der demographische Wandel sowie schwerbehandelbare Krankheiten stellen das globale Gesundheitssystem vor massive Herausforderungen. Die medizinische Versorgung vor, während und nach einer Erkrankung ist zentraler Bestandteil einer optimalen Patientenbetreuung und kann heute nur durch neuartige Behandlungsmethoden erreicht werden. Aus diesem Grund widmete sich der neueste Global Innovation Index (GII) dem Thema »Gesunde Lebenswelten schaffen – die Zukunft medizinischer Innovation«. Dassault Systèmes unterstützte als Knowledge-Partner den neuesten GII durch Insights und Fallbeispiele aus der Medizin sowie bei der Ausarbeitung von Empfehlungen.

Der Global Innovation Index wird seit dem Jahr 2007 jährlich herausgegeben und soll für Entscheider aus Politik und Wirtschaft eine Orientierungshilfe für aufstrebende Innovationen weltweit darstellen. Der GII analysiert dazu knapp 130 Volkswirtschaften weltweit und wird dabei von namhaften Partnern unterstützt, die aufgrund ihrer Expertise einen wertvollen Beitrag bei der Identifikation und Förderung von Innovation leisten können.

 

Innovationsführer Schweiz – Europa weltweit an der Spitze

Eine zentrale Rolle des Global Innovation Index nimmt die globale Betrachtung besonders innovativer Länder und Regionen ein. Weltweit hat sich die Schweiz – wie in den Jahren zuvor auch – einen Spitzenplatz gesichert. Deutschland wurde ein Platz unter den Top 10 zuteil und steht damit gleichauf mit Ländern wie Singapur oder Israel. Generell ist Europa als Innovationsstandort besonders beliebt: 12 der ersten 20 Plätze gingen alleine nach Europa.

Der Index belegt, dass besonders volkswirtschaftlich starke Länder einen hohen Innovationsgrad aufweisen. Zudem wurde festgestellt, dass das Gefälle von einkommensstarken Ländern, wie etwa Deutschland oder die Schweiz, zu solchen mit mittlerem Einkommen, beispielsweise China, weiterhin stark ausgeprägt ist. Europa nimmt demnach seit Jahren vordere Plätze im globalen Ranking ein. Die Experten bescheinigen jedoch auch vielen Ländern in Asien eine kontinuierliche Intensivierung der Innovationsbestrebungen. So übertreffen etwa Hongkong, Südkorea oder Japan die erwartbaren Leistungen in puncto Innovationskraft, gemessen am aktuellen Entwicklungsstand.

 

Qualitätskriterien entscheidend

Zu den bewerteten Kriterien zählt nicht nur die Quantität an innovativen Leistungen. Eine viel entscheidendere Rolle spielt die gezeigte Qualität. Der GII misst dies anhand von Qualitätsstandards lokaler Universitäten, der Anzahl internationaler Patente sowie wissenschaftlicher Publikationen. Daraus wird ein Gesamtbild der Innovationskraft einzelner Länder abgeleitet und in die Bewertung aufgenommen.

Bei einkommensstarken Volkswirtschaften ist Deutschland erstmals auf den zweiten Rang, hinter den USA, vorgerückt. Die Schweiz verbucht hierbei einen vierten Platz. Auch hier zeigt sich die Vormachtstellung europäischer Länder: Sechs der ersten zehn Plätze gingen an Europa.

https://www.globalinnovationindex.org/userfiles/file/reportpdf/GII2019-keyfinding-G-Web3.pdf

 

 

Sechs Erkenntnisse aus dem Global Innovation Index

Neben der Listung besonders erfolgreicher Nationen, beschäftigt sich der GII ebenso mit relevanten medizinischen Erkenntnissen, die durch Innovationen erschlossen und gefördert werden. Sechs Punkte wurden dabei identifiziert:

  1. Hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle ist wichtig für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und die Lebensqualität der Bürger insgesamt. Während in den letzten Jahrzehnten über viele Dimensionen hinweg beträchtliche Fortschritte erzielt wurden, weist der Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung für große Anteile der Weltbevölkerung noch immer erhebliche Lücken auf.

 

  1. Medizinische Innovationen sind für die Schließung der Lücken in der globalen Gesundheitsversorgung entscheidend. Doch stehen medizinischen Innovationen und deren Verbreitung heute Hindernisse entgegen, die dringend überwunden werden müssen. Erstens hat die FuE-Produktivität im Gesundheitswesen sich in jüngster Zeit verlangsamt – das Finden neuer Heilmethoden für neue Krankheiten ist mühsam und langwierig. Daher konnte in der Behandlung vieler akuter und chronischer Krankheiten wie Krebs, Depressionen oder Alzheimer bislang noch kein Durchbruch erzielt werden. Zweitens verläuft die Verbreitung von Innovationen im Gesundheitswesen grundsätzlich langsamer als in anderen Branchen. Die Entwicklung medizinischer Innovationen »vom Labortisch zum Krankenbett« ist ein langer Prozess, der bisweilen Jahrzehnte dauert. Dies liegt an der Komplexität des Innovations-Ökosystems im Gesundheitswesen und an den unterschiedlichen Anreizen, die das Handeln der beteiligten Akteure bestimmen.

 

  1. Glücklicherweise erleben die FuE und die Innovationen im Gesundheitswesen gerade eine Renaissance, was womöglich dazu beiträgt, den Rückgang der Innovationsproduktivität der letzten Jahrzehnte in der Pharmabranche zu überwinden. Diese Innovationen finden über mehrere Dimensionen hinweg statt und erfassen wissenschaftliche Kerndisziplinen, die Arzneimittelentwicklung, die pflegerische Versorgung und Organisations- und Geschäftsmodelle. Die Abbildung zeigt die Gebiete, die für die medizinischen Innvoationen der nächsten Jahre am aussichtsreichsten sind. Vor allem technikorientierte medizinische Erfindungen und Innovationen florieren, wobei die Medizintechnik in den letzten zehn Jahren mehr Patentverfahren zählt als die Pharmabranche und diesbezüglich schneller wächst.

 

 

  1. Die Konvergenz digitaler und biologischer Technologien stört die Gesundheitsversorgung und verstärkt die Notwendigkeit der Datenintegration und -verwaltung innerhalb des Gesundheits-Ökosystems. Innovation im Gesundheitsbereich spielt sich heute rund um große Datenmengen, das »Internet der Dinge« und künstliche Intelligenz herum ab und zieht große Machtverschiebungen innerhalb der Gesundheitsbranche sowie von dieser weg nach sich. Durch dieses Phänomen werden Innovationen im Gesundheitswesen künftig auch nicht-technische Gebiete erfassen, etwa die Umgestaltung von Geschäftsmodellen und neue Verfahren, statt sich allein um neue Technologien zu drehen.

 

  1. Aufstrebende Märkte haben die einzigartige Chance, sich medizinische Innovationen zunutze zu machen und in neue Gesundheitsversorgungsmodelle zu investieren, um so den Abstand in der Gesundheitsversorgung auf die stärker entwickelten Märkte zu verkürzen. Dabei ist Vorsicht geboten, um sicherzustellen, dass durch neue Gesundheitsinnovationen und die damit verbundenen Kosten das gesundheitliche Gefälle zwischen Reich und Arm nicht noch verschärft wird. Für Entwicklungsländer besteht die wirkliche Herausforderung oft darin, über keine wenigstens minimal funktionierenden Gesundheitssysteme zu verfügen und nicht unbedingt in einem stärkeren Bedarf an FuE oder neuen Technologien. Die Anwendung einfacher oder angepasster Technologien kann mehr Leben retten als die neuesten Hightech-Lösungen.

 

  1. Abschließend regt der GII-Bericht 2019 an, bei der strategischen Ausrichtung von Gesundheitsinnovationen einige zentrale Prioritäten zu setzen, die folgende Punkte beinhalten: die Notwendigkeit, hinreichende finanzielle Mittel für medizinische Innovationen sicherzustellen (vor allem in der öffentlichen Forschung), die Schaffung funktioneller Innovationssysteme, einen erleichterten Weg für Innovationen »vom Labortisch zum Krankenbett«, die Ausbildung und den Erhalt qualifizierter Gesundheitsfachkräfte, Verschiebung des Innovationsschwerpunkts von der Heilung hin zur Prävention, die Unterstützung neuer Dateninfrastruktur- und digitaler Gesundheitsstrategien zur gezielten Schaffung einer Dateninfrastruktur und die Entwicklung von Verfahren für eine effiziente und sichere Erhebung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten.

 

[1] Mehr zum Global Innovation Index »Gesunde Lebenswelten schaffen – die Zukunft medizinischer Innovation«: www.globalinnovationindex.org
https://www.globalinnovationindex.org/userfiles/file/reportpdf/GII2019-keyfinding-G-Web3.pdf

 

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