2040 wird das Gesundheits- und Sozialwesen der größte Wirtschaftsbereich sein

http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb0121.pdf

Die Alterung der Bevölkerung sorgt dafür, dass das Gesundheits- und Sozialwesen mit bundesweit sieben Millionen Beschäftigten im Jahr 2040 die meisten Erwerbstätigen stellen wird, ca. 660.000 mehr als noch in diesem Jahr. Dies geht aus einer Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Die Corona-Pandemie dürfte das Wachstum der Branche zusätzlich verstärken.

Im Vergleich dazu wird die Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe abnehmen. Die Forscherinnen und Forscher rechnen hier mit einem Rückgang von 1,4 Millionen Erwerbstätigen auf 6,1 Millionen Erwerbstätige bis 2040. Dies sei auf die nachlassende Dynamik der Exporte und den Anpassungsdruck zum Beispiel in der Automobilindustrie zurückzuführen. Im Dienstleistungsgewerbe verringern sich vor allem in den Bereichen Handel sowie Instandsetzung und Reparatur von Kraftfahrzeugen die Erwerbstätigenanteile. Der weniger personalintensive Online-Handel stellt dabei eine Ausnahme dar.

Die Forscherinnen und Forscher haben auch untersucht, wie sich die Zahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen entwickelt. Die Zahl der Erwerbspersonen ist bis zum Jahr 2040 in allen Bundesländern außer den Stadtstaaten Berlin und Hamburg rückläufig, insbesondere in den östlichen Bundesländern ist ein starker Rückgang zu erwarten. Damit verbunden nimmt die Zahl der Erwerbstätigen ebenfalls fast überall ab, sodass mit Engpässen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Berufen zu rechnen ist. Absolut betrachtet werden die meisten Arbeitsplätze in den großen bevölkerungsstarken Flächenstaaten auf- und abgebaut. Relativ betrachtet, also bezogen auf die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2020, entstehen bis 2040 die meisten Arbeitsplätze in Berlin und Hamburg und die wenigsten in den Flächenstaaten im Osten des Landes.

Für Arbeitgeber dürfte die Rekrutierung von Arbeitskräften in vielen Wirtschaftsbereichen und Regionen in der längeren Frist zunehmend schwieriger werden. Wolle man die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht aufs Spiel setzen, seien gut ausgebildete Arbeitskräfte unabdingbar. Die Forscherinnen und Forscher schreiben: »Dies erfordert eine bestmögliche Bildung und Qualifizierung der nachfolgenden Jahrgänge und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ebenso wie die Attraktivität des Standorts Deutschland für qualifizierte und vom Arbeitsmarkt benötigte Migrantinnen und Migranten.«

Die Analysen basieren auf der sechsten Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe-Projekt) und geben einen Überblick über die voraussichtliche Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts bis 2040. Hierbei sind auch die kurzfristigen Effekte der Covid-19-Pandemie abgebildet, sich daraus eventuell ergebende längerfristige Verhaltensänderungen der Unternehmen allerdings nicht.

 

[1] Die Studie ist abrufbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb0121.pdf. Detailliertere Informationen zu den einzelnen Bundesländern sind in einem Forschungsbericht abrufbar unter: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2021/fb0121.pdf.

 


Arbeitskräftemangel in 2030 birgt große Gefahr für Wohlstand und Wachstum

 

Deutschland könnten in 15 Jahren zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Alle Bundesländer sind davon betroffen, die neuen Bundesländer aber besonders stark. Verlust an Wirtschaftsleistung in 2030 bis zu 550 Milliarden Euro möglich.

Vom Babyboom zur Mangelware – der demografische Wandel wird zu einem großen Problem für den deutschen Arbeitsmarkt, denn Fachkräftemangel bremst das Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 noch verschärfen. In Deutschland könnten so in den kommenden 15 Jahren 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Dies geht aus der neuen Studie Die halbierte Generation von The Boston Consulting Group hervor. »Von dieser Arbeitskräftelücke sind alle Bundesländer betroffen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, steht das deutsche Wirtschaftswachstum auf dem Spiel und letztlich auch unser Wohlstand«, sagt Rainer Strack, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. Den Berechnungen zufolge könnten Deutschland aufgrund dieser Lücke in 2030 rund 410 bis 550 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung entgehen.

Arbeitskräfteangebot deckt nicht den Bedarf

In der Studie werden vier verschiedene Szenarien simuliert, wie sich Arbeitskräfteangebot und -bedarf bis 2030 entwickeln könnten, um aus dieser Differenz die Arbeitskräftelücke zu berechnen. Eines der vier Szenarien ist das sogenannte Basisszenario, dem beispielsweise eine optimistische Bevölkerungsentwicklung zugrunde liegt, die bereits eine hohe Nettomigration und eine steigende Erwerbsquote voraussetzt.

In diesem Basisszenario ergibt sich in Deutschland eine Arbeitskräftelücke von 6,1 Millionen im Jahr 2030. In den Bundesländern werden die Lücken unterschiedlich groß sein: Während Bayern das nach absoluten Zahlen höchste Arbeitskräftedefizit von rund 1,2 Millionen verzeichnen könnte, sieht sich Thüringen mit der größten relativen Lücke von minus 28 Prozent konfrontiert. »Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Mangel zum großen Problem werden«, sagt Rainer Strack voraus. »Den Verlust von bis zu einem Fünftel der Arbeitskräfte werden diese Regionen kaum verkraften, ohne in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblichen Schaden zu nehmen. Bleiben Gegenmaßnahmen aus, sind eine weitere Verödung ländlicher Gebiete, die Abwanderung von Betrieben und das Schrumpfen lokaler Märkte absehbar.«

Hoher Handlungsdruck: Deutschland braucht langfristige Personalstrategie

Das Wachstum der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – würde im Verhältnis zu Vergangenheitswerten folglich drastisch zurückgehen: von durchschnittlich 1,3 auf 0,5 Prozent pro Jahr. Der Handlungsdruck für die Beteiligten in Politik und Wirtschaft, diese Auswirkungen abzumildern, ist hoch.

»Wir brauchen eine langfristige Personalplanung – das gilt für Unternehmen wie auch für Deutschland. Im Vergleich zur Kapitalseite, bei der kontinuierlich gemessen wird, wie produktiv Eigen- und Fremdkapital eingesetzt werden, sind viele Unternehmen und eben auch die deutsche Politik von einer vergleichbar intensiven Betrachtung des Vermögenswertes ›Mitarbeiter‹ noch weit entfernt«, resümiert Strack. »Wir müssen uns viel stärker damit auseinandersetzen, welche Mitarbeiter wir jetzt und in Zukunft brauchen, woher sie kommen und wie wir sie bestmöglich ausbilden können.«

[1] Die aktuelle Untersuchung »Die halbierte Generation« ist eine Vertiefung und Weiterentwicklung der BCG-Studie The Global Workforce Crisis. $10 Trillion at Risk aus dem Jahr 2014 über demografische Entwicklungen und ihre Folgen auf weltweiter Ebene. Das Onlineportal findet sich unter www.bcgperspectives.com.

grafik bcg bestimmung von arbeitskräftemangel und -angebot deutschland 2030

grafik bcg treiber arbeitskräfteangebot deutschland 2030

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