Lehren aus dem FinCEN-Datenleck – mit Fintech und Regtech Schwarzgeld aufspüren

Illustration: Absmeier, Capri23Auto

Der aktuelle Fall des sogenannten FinCEN-Files-Datenlecks zeigt, dass das Aufspüren von Schwarzgeld und die Bekämpfung von Geldwäsche für die Finanzbranche eine ständige Herausforderung bleibt. Im Fall des FinCEN-Files-Datenlecks gelangten sogenannte Verdachtsmeldungen an die Öffentlichkeit, die im Zeitraum zwischen 1999 und 2017 bei der US-amerikanischen Anti-Geldwäsche-Behörde Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) eingereicht wurden. Den Recherchen eines internationalen Journalisten-Netzwerks zufolge sollen Banken mutmaßliche Kriminelle als Kunden akzeptiert und für diese Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt haben. Verdachtsmeldungen seien mitunter nur sehr zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung an die Aufsichtsbehörden weitergeleitet worden.

 

Digitalisierung bewirkt massive Veränderung der Finanzbranche

Um die Problematik richtig einordnen zu können ist es nötig, sich in Erinnerung zu rufen, dass die Digitalisierung die Finanzbranche so massiv verändert wie kaum eine anderen Wirtschaftssektor. Nahezu jeder Vorgang bei den Finanzdienstleistungen kann mittlerweile online erfolgen. Eine logische Folge sind Filialschließungen im großen Maßstab. In Großbritannien wurde zwischen 2015 und 2019 etwa ein Drittel aller Bankfilialen geschlossen und auch in Deutschland kam es zu einem regelrechten Filialsterben. Die Ausdünnung der Filialnetze wird sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Krise weiter beschleunigen.

Natürlich erfolgt der zunehmende Einsatz digitaler Technologien nicht nur bei den kundenorientierten Funktionen oder Dienstleistungen. Digitale Technologien werden auch im Bereich der Risikoeinschätzung von Kunden und der Betrugserkennung eingesetzt – nicht zuletzt aufgrund gestiegener regulatorischer Anforderungen, die die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten und Finanzkriminalität eindämmen sollen. Im Jahr 2019 Jahr kam es zum Beispiel auf globaler Ebene zu täglich über 220 regulatorischen Änderungen – das entspricht etwa 80.000 Aktualisierungen allein in diesem einen Jahr! Und es kommen ständig neue Vorgaben hinzu, mit denen die Sicherheitsbestimmungen und die Sorgfaltspflichten der Banken verschärft werden.

 

Regtech auf dem Vormarsch

Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass sich Finanzinstitutionen verstärkt sogenannten Regtech-Anwendungen zuwenden, um ihre gesetzlichen Pflichten effektiver und effizienter erfüllen zu können. Mit den neuen Technologien sollen die mit der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben befassten Teams mit tieferem Wissen und effektiveren Arbeitsweisen ausgestattet werden. Beispielsweise können solche Technologien die Know Your Customer (KYC)- und Customer Due Diligence (CDD)-Lösungen verbessern und zur Kostensenkung beitragen. Durch ein effektives Alarm- und Fallmanagement können die sogenannten »False Positives«, also Fehlalarme, reduziert, die Effizienz verbessert und erhebliche Zeiteinsparungen erzielt werden.

Auch wenn Regtech-Anwendungen viele Vorteile im Hinblick auf die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben mit sich bringen, so ist es mit der Entscheidung für eine solche Lösung nicht getan, denn die Implementierung neuer Technologien kann komplex sein. Die Teams müssen in der Lage sein, die neuen Lösungen zu verstehen, um sie wirklich nutzen und davon profitieren zu können. Wenn neue Technologien an bestehende Lösungen angedockt werden, können Finanzinstitutionen zudem mit Problemen bezüglich der Datenströme konfrontiert werden, wenn Datensätze unzugänglich oder schwer zu extrahieren sind. Viele Unternehmen werden sich sicherlich zunächst auf die Entwicklung spezieller Fähigkeiten und Fertigkeiten konzentrieren, um ihre Investitionen in Regtech zu nutzen. Angesichts der verschärften Beobachtung, unter der die Branche nach dem FinCEN-Files-Datenleck steht, ist dies keine geringe Herausforderung.

 

Mit Hilfe der Cloud Regtech effizient einsetzen

Wie sollen die Finanzinstitute in dieser Situation agieren? Immer mehr Finanzinstitute wenden sich bei der Implementierung neuer Regtech-Lösungen der Cloud zu. Da in der Cloud gehostete Lösungen flexibel, schnell und effizient sind, können Finanzinstitute damit die Komplexität ihrer Compliance-Prozesse reduzieren und Innovationen zur Bekämpfung von Finanzkriminalität und zur Erfüllung der regulatorischen Anforderungen nutzen. Größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit hilft Unternehmen, Größenvorteile zu erreichen und Datenmanagementprobleme ohne erheblichen Kapitalaufwand zu bewältigen. Neben der Skalierbarkeit sorgt die Kompatibilität mit mehreren Umgebungen, die bei einer Migration in die Cloud erreicht wird, dafür, dass unterschiedliche Datensätze konsolidiert werden können. Eine Compliance-Softwarelösung wie zum Beispiel die in der Cloud gehostete NetReveal 360-Grad-Lösung von BAE Systems Applied Intelligence hat für die Finanzinstitute den Vorteil, dass sie interne Infrastrukturen und Software-Lösungen nicht selbst verwalten und keine Wartungsarbeiten und Aktualisierungen durchführen müssen, da sie diese Aufgaben an einen Managed Services Provider übertragen können.

Peter Fisher, Financial Crimes Product Director, BAE Systems

 

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