Cybersicherheit im Gesundheitswesen – Die Zukunft gehört der KI

Die Cybersicherheit im Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen. Zur stetig fortschreitenden Digitalisierung gesellt sich nun auch die Einführung der elektronischen Patientenakte hinzu und bedingt dadurch eine signifikante Vergrößerung der Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Besonders Ransomware-Angriffe und DDoS-Attacken, die auf sensible Patientendaten und kritische Infrastrukturen abzielen, sind in den letzten Jahren stark angestiegen.

Durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung im Gesundheitswesen entstehen in logischer Konsequenz auch mehr potenzielle Einfallstore für Angriffe, was die Anzahl der Sicherheitswarnungen in der firmeneigenen IT-Abteilung derart erhöht, dass einige relevante Warnmeldungen in einem Meer von falschen Alarmen untergehen. Da qualifizierte IT-Spezialisten schwer zu finden sind, wird der Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) immer wichtiger. Diese Technologien sind notwendig, um die Vielzahl von Cyberbedrohungen effizient zu überwachen und zu bewältigen. So können Gesundheitseinrichtungen ihre Systeme und Daten besser schützen und die Sicherheit der Patienten gewährleisten.

Digitale Patientenakte: Ein Fortschritt mit Sicherheitsrisiken. Ransomware-Angriffe und raffinierte DDoS-Attacken haben in den letzten Jahren stark zugenommen und zielen häufig auf sensible Patientendaten und kritische Systeme ab. Diese Angriffe führen oft zu erheblichen Betriebsstörungen und stellen eine direkte Bedrohung für die Sicherheit der Patienten dar. Ein prominentes Beispiel ist der Angriff auf das Universitätsklinikum Düsseldorf im Jahr 2020, bei dem die IT-Systeme des Krankenhauses durch eine Ransomware-Attacke lahmgelegt wurden. Dies führte dazu, dass Notfallpatienten abgewiesen werden mussten, und wird mit dem Tod einer Frau in Verbindung gebracht, die aufgrund des Cyberangriffs in eine weiter entfernte Klinik verlegt werden musste​.

Die digitale Patientenakte, die eine effizientere Gesundheitsversorgung ermöglichen soll hat auch eine Kehrseite: Die für eine optimale Behandlung benötigten Patientendaten sowie ihre Verarbeitung, Übermittlung und Speicherung, erhöhen gleichzeitig die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland dient als aktuelles Beispiel für die Herausforderungen der Digitalisierung, sowohl im medizinischen Sektor als auch in anderen Branchen. Während die ePA die Datenverfügbarkeit und die Kommunikation im Gesundheitswesen verbessern soll, erhöht sie auch die Komplexität und die potenziellen Schwachstellen der IT-Infrastruktur, wie Sicherheitsforscher immer wieder betonen​ (Pinsent Masons, SafetyDetectives)​.

Automatisierung und KI helfen bei der Skalierung der IT-Sicherheit. Angesichts des Mangels an qualifizierten IT-Spezialisten – nicht nur im Gesundheitswesen – wird der Einsatz von Automatisierung KI immer wichtiger. KI kann dabei helfen, große Mengen an Daten in Echtzeit zu analysieren, Bedrohungen zu identifizieren und Sicherheitsvorfälle zu priorisieren. So wurde in einem Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervorgehoben, dass die Automatisierung und der Einsatz von KI essenzielle Werkzeuge sind, um den wachsenden Bedrohungen durch Cyberangriffe zu begegnen und die Effizienz der Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen​ (Building Better Healthcare)​.

Moderne Sicherheitsstrategien, wie die Netzwerksegmentierung und die Implementierung von Defense-in-Depth-Ansätzen, spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Durch die Segmentierung des Netzwerks können potenzielle Angreifer daran gehindert werden, sich lateral innerhalb des Netzwerks zu bewegen, wodurch die Auswirkungen eines erfolgreichen Angriffs minimiert werden. Defense-in-Depth-Strategien, die mehrere Schichten von Sicherheitsmaßnahmen kombinieren, erhöhen die Resilienz des Gesamtsystems gegen verschiedene Arten von Bedrohungen. Ein aktuelles Beispiel sind die IT-Sicherheitsrichtlinien für Krankenhäuser – deren Umsetzung das Bundesministerium für Gesundheit fordert – die detaillierte Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit im Gesundheitswesen vorschlagen​​.

Die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Sicherheitsstrategien ist entscheidend, um mit der sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungslandschaft Schritt halten zu können. Einrichtungen im Gesundheitswesen müssen deshalb ihre Sicherheitsinfrastruktur regelmäßig überprüfen und aktualisieren, um neue Schwachstellen zu schließen und aufkommende Bedrohungen frühzeitig erkennen und effektiv abwehren zu können. Der Einsatz moderner Technologien und spezialisierter Sicherheitslösungen ist dabei unerlässlich, um die Cybersicherheit zu stärken und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Fazit. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich, die durch moderne Cyberangriffe zusätzlich verstärkt werden. Der Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz kann helfen, Bedrohungen effizient zu erkennen und zu bewältigen. Netzwerksegmentierung und Defense-in-Depth-Strategien erhöhen die Resilienz gegenüber Angriffen. Durch kontinuierliche Anpassung und den Einsatz fortschrittlicher Technologien können Gesundheitseinrichtungen ihre Cybersicherheit stärken und gleichzeitig IT-Spezialisten entlasten. Ein pro-aktiver Sicherheitsansatz ist entscheidend, um die digitale Transformation sicher und erfolgreich zu gestalten.

 


Andreas Riepen ist als Head of Central & Eastern Europe für die Region Central Europe bei Vectra AI zuständig und verfügt über 17 Jahre Erfahrung in der IT-Branche, im Enterprise- sowie SMB-Bereich.

 

 

Illustration: © Luisfilipemoreira | Dreamstime.com

 

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