Disruption: Unternehmen verfolgen Innovationen nicht diszipliniert und ambitioniert genug

In Zeiten von hohem Wettbewerbsdruck, Digitalisierung und sich schnell ändernden Kundenanforderungen sind Innovationen eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg, darin sind sich die Führungskräfte deutscher Firmen einig. In der aktuellen Studie der Unternehmensberatung Axxcon »Innovationskultur in deutschen Unternehmen: Halbherzige Initiativen oder ambitioniert in die Zukunft?« erklären 84 Prozent der 200 befragten Geschäftsführer, IT-Leiter und Verantwortlichen für das Business Development aus verschiedenen Branchen, dass Innovationen in ihrem Unternehmen eine sehr große oder eher große Rolle spielen [1]. Allerdings – so zeigen die Ergebnisse der Umfrage ebenfalls deutlich – fehlt es den Firmen bei der Umsetzung dieser Erkenntnis an Konsequenz und einer stringenten Ausrichtung.

So haben weniger als ein Drittel der Unternehmen ihre Zielsetzung für den aktuell verfolgten Innovationsansatz vorab klar definiert. 68 Prozent der Befragten erklären stattdessen, die Zielsetzung habe sich eher im Laufe der Zeit ergeben. »Innovation ist ein Trendthema«, kommentiert Stefan Jaschke, Partner bei der Unternehmensberatung Axxcon, diese Zahlen. Allein deshalb würden viele Unternehmen entsprechende Initiativen starten. Teilweise jedoch nur halbherzig, denn die bloße Einrichtung eines Innovationlabs als »Showcase« erbringt noch keine Innovationen. Ohne klare Stoßrichtung und Innovationstätigkeit sei ein Erfolg jedoch fraglich.

 

Nur die Hälfte der Unternehmen verfügt über einen eigenen Innovationsbereich

Ebenfalls für eine oftmals halbherzige Vorgehensweise beim Thema Innovation spricht: Lediglich die Hälfte der befragten Unternehmen verfügt über einen eigenen Bereich, in dem das Thema Innovation organisatorisch verortet ist. An diesem Punkt hängen die Antworten jedoch stark von der Unternehmensgröße ab. Von den Firmen mit einem Umsatz unter 100 Millionen Euro haben sogar 63 Prozent keinen eigenen Bereich, bei den Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro sind es lediglich 26 Prozent. Insgesamt gibt es in 31 Prozent der Unternehmen ein eigenes abteilungsübergreifendes Team, das sich um das Thema Innovation kümmert. 19 Prozent haben eine eigene Abteilung, 14 Prozent eine Stabsstelle und zwei Prozent eine eigens dafür gegründete Firma (Mehrfachnennungen waren möglich). »Welche Organisationsform idealerweise gewählt wird, hängt von den individuellen Gegebenheiten im Unternehmen ab«, erklärt Jaschke. »Auf jeden Fall aber sollte auch in kleineren Unternehmen die Verantwortung für das Thema eindeutig geklärt sein.« Die Studie zeigt: Unternehmen, die einen eigenen Innovationsbereich haben, messen Innovationen insgesamt eine höhere Bedeutung zu. Zudem definieren sie mit 43 Prozent eher Ziele für ihre Innovationsvorhaben als die Vergleichsgruppe mit nur 16 Prozent – einem alarmierend niedrigen Wert.

Auch bei der Wahl der Innovationsarten weist die Studie auf Defizite hin. Denn während sich die meisten Unternehmen wie erwartet auf Prozess- und Produkt-Innovationen konzentrieren (89 beziehungsweise 73 Prozent), wird an Daten-Innovationen mit 54 Prozent und Plattform-Innovationen mit 39 Prozent vergleichsweise wenig gearbeitet. »Das deutet darauf hin, dass oftmals das Bestehende verbessert wird, statt sich um neue und disruptive Geschäftsmodelle zu kümmern. Gerade diese beruhen häufig auf Daten- oder Plattform-Innovationen«, mahnt Michael Gschwendtner, ebenfalls Partner bei Axxcon. Auf diese Weise würden die Unternehmen die Chance auf wirklich bahnbrechende und gewinnbringende Innovationen verspielen.

 

Schwache Umsetzung: Bei den Ergebnissen sinkt die Euphorie deutlich

In den in der Befragung deutlich gewordenen Versäumnissen der Vergangenheit sieht Experte Gschwendtner auch den Grund dafür, dass die Zufriedenheit der Unternehmen mit der bisherigen Erreichung der Innovationsziele zu wünschen übrig lässt. So ist die Steigerung von Kundennutzen und Kundenzufriedenheit das Ziel, dem die Unternehmen mit 60 Prozent am häufigsten »eine sehr große Rolle« beimessen, gefolgt von der Erhöhung des Umsatzwachstums mit 48 Prozent. Die Erschließung neuer Märkte liegt bei 31 Prozent und die Verbesserung des Recruitings bei 17 Prozent. Geht es um die Qualität der Ergebnisse, geben jedoch nur 17 Prozent an, »sehr zufrieden« mit der Steigerung des Kundennutzens zu sein, beim Umsatzwachstum sind es 15 Prozent. »Die Euphorie der Unternehmen ist an dieser Stelle deutlich gebremst«, so Gschwendtner. »Umso wichtiger ist es, künftig durch Stringenz, Disziplin und Methodenkompetenz zu schlagkräftigeren Ergebnissen und vor allem einen deutlich besseren Einsatz der Mittel zu gelangen, denn Innovation darf kein Selbstzweck sein.«

 

[1] Für die Axxcon-Innovationsstudie wurden 200 Geschäftsführer, IT-Leiter und Verantwortliche für das Business Development telefonisch befragt. An der Studie teilgenommen haben Unternehmen aus den Bereichen Produktion und Maschinenbau, IT, Energieversorgung, Handel und Finanzen

 

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