Manager sprechen sich selbst hohe Digitalkompetenz zu. Rund jeder Zweite gibt sich die Note »Sehr gut« oder »Gut«. Aber jeder Fünfte sieht neue Technologien grundsätzlich skeptisch.
Geschäftsführer und Vorstände in Unternehmen in Deutschland sprechen sich selbst eine hohe Digitalkompetenz zu. Etwa jeder Sechste (16 Prozent) benotet die eigene Digitalkompetenz mit »sehr gut«, jeder Dritte (34 Prozent) bewertet sich mit »gut«. Im Durchschnitt geben sie sich die Schulnote »gut« (2,3). Allerdings gibt es auch eine grundsätzliche Skepsis neuen Technologien gegenüber und vielen fehlt die Zeit, sich damit zu beschäftigen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 603 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].
Weitere 39 Prozent geben sich aktuell die Note »Befriedigend«, nur 4 Prozent »Ausreichend«. Unverändert hält niemand die eigene Kompetenz für »mangelhaft« oder »ungenügend«. Gleichzeitig sagen 18 Prozent der Befragten, sie seien technologischen Neuerungen gegenüber eher zurückhaltend und 3 Prozent lehnen »die zunehmende Technisierung« sogar ab und geben an, neue technische Geräte oder digitale Dienstleistungen nur zu nutzen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
Digitalkompetenz Manager
Die große Mehrheit der Geschäftsführer und Vorstände ist digitalen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Ein Viertel (26 Prozent) befasst sich ausgiebig mit neuen Geräten und digitalen Technologien und nutzt gerne neue Produkte, wenn sie auf den Markt kommen. Jeder Zweite (53 Prozent) zeigt sich technologischen Neuerungen gegenüber als eher aufgeschlossen und nutzt sie dann, wenn sich ein klarer Mehrwert erkennen lässt.
Allerdings geben drei von vier Managern (73 Prozent) an, dass ihnen häufig die Zeit fehlt, sich mit neuen digitalen Technologien zu beschäftigen. Und das obwohl jeweils zwei Drittel empfinden, dass digitale Technologien ihr privates (70 Prozent) beziehungsweise berufliches (68 Prozent) Leben leichter machen. Jeder Vierte (28 Prozent) fühlt sich manchmal durch digitale Technologien überfordert. Jeder Fünfte (21 Prozent) fürchtet sogar, durch die Beschäftigung mit digitalen Technologien das Kerngeschäft aus den Augen zu verlieren.
[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 603 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft. Die Fragestellungen lauteten »Wie würden Sie Ihre eigene Digitalkompetenz beurteilen?«, Welche der folgenden Aussagen trifft am ehesten auf Sie persönlich zu?« und »Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu beziehungsweise nicht zu?«
Die Angst der Manager vor der Digitalisierung
Deutsche Manager haben Angst vor Fehlern und falschen Entscheidungen. Das sagt der Internet-Experte Tim Cole. Betrachtet man den Digitalisierungsgrad hiesiger Unternehmen, hat er (leider) recht, denn anderen Nationen hinkt Deutschland hier hinterher.
Lesen Sie in unserem Interview, was Cole über das Ende der analogen Zeitrechnung und dringende Digitalisierungsprojekte zu sagen hat.
Aktuelle Studien stellen deutschen Unternehmen in Sachen Digitalisierung nur mittelmäßige Noten aus. Im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in den USA oder Asien hinken sie deutlich hinterher. Woran liegt das? Und wie viel Zeit bleibt, um aufzuholen?
Tim Cole: Ich lebe als Deutschamerikaner seit 50 Jahren in diesem schönen Land, und ich lebe gerne hier. Aber ich muss schon sagen: Viele – zu viele – deutsche Manager haben Angst. Sie haben Angst, Fehler zu machen, falsche Entscheidungen zu treffen – und treffen deshalb lieber gar keine. Und sie haben Angst vor dem Neuen. »Ändern losst sich goar nix, denn sonst hätten wir’s längst gemacht«, sang einst der (Wiener) Kabarettist Georg Kreisler. Was wir in Deutschland vor allem brauchen, ist mehr Mut, denn die Zeit drängt. In der Welt der digitalen Transformation ticken die Uhren im Takt von Moore’s Law – Verdopplung alle 18 Monate. Der Mensch aber lebt nach der analogen Zeitrechnung, und das gilt ganz besonders für Manager und Unternehmer hierzulande. Leider haben wir aber nicht den Luxus, erst einmal abwarten zu können. In der Zwischenzeit ziehen andere an uns vorbei und die Zeit, die es braucht, bis Deutschland seinen Ruf als eine führende Wirtschaftsnation verloren hat, kann man mit einer Eieruhr messen – allerdings einer digitalen!
Gibt es Unterschiede zwischen den Branchen?
Cole: Es geht weniger um Branchen und mehr um Einzelne. Ja, es gibt ganz tolle junge Start-ups in Deutschland. Und ja, es gibt einzelne Mittelständler und sogar große Unternehmen, die verstanden haben, wohin die Reise geht. In meinem aktuellen Buch lobe ich ausdrücklich die Firma Robert Bosch, die sich ja selbst als den »größten Mittelständler der Welt« bezeichnet und wo es Dutzende von Projekten gibt, in denen neue Organisationsformen und Prozesse zumindest ausprobiert werden. Aber auch dort dauert es meines Erachtens viel zu lang, bis man aus dem Probierstadium herauskommt und in den Regelbetrieb gelangt. Das liegt auch ein bisschen an der deutschen Gründlichkeit: Erst wenn alles funktioniert und die letzten Kinken (Seemannssprache für Knoten) ausgebügelt sind, traut man sich damit in die Kernprozesse. Besser wäre es, wenn man solche Projekte kleinteiliger anlegen und so zu schnelleren Ergebnissen kommen würde. Ein solches Projekt sollte auf 90 Tage angelegt sein – länger nicht.
Die digitale Transformation eines Unternehmens ist ein Mega-Projekt und sollte deshalb ganz oben aufgehängt sein. Idealerweise gibt es im Unternehmen einen Chief Digital Officer, der alles zentral lenkt. Wie sieht die Realität aus? Oder anders gefragt: Wie machen es die Best Practices, die Sie kennen?
Cole: Darüber gibt es geteilte Meinungen. Die einen fordern aggressive Führung, favorisieren also den Top-Down-Approach. Andere wie mein Freund Ralf Volmer schreiben: »Wer im Kontext zur Digitalisierung eine aggressive Führung fordert, hat nicht verstanden, wie sich Menschen verhalten, was die (Alten) brauchen und die (Jungen) wollen.« Ich gehöre auch eher zu denen, die den Abbau hierarchischer Strukturen fordern und auf die autonome Selbstorganisation der Mitarbeiter im Team vertrauen. Dazu brauchen wir aber andere Chefs: Leute, die sich als Team-Player verstehen und in der Lage sind, ihre Arbeitsgruppen auf gemeinsame Ziele einzuschwören – dann allerdings auch loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Mitarbeiter selbst ihren Weg finden werden. Leider sieht die Wirklichkeit heute völlig anders aus. So verlangen beispielsweise 75 Prozent aller deutschen Chefs von ihren Mitarbeitern Präsenzpflicht im Büro. Home Office? Von wegen! Flexible Arbeitsmodelle? Nicht mit uns! Es muss sich erst etwas in den Köpfen von denen da oben ändern, bevor es mit dem digitalen Wandel klappen kann.
Textquelle: https://tibapassion.wordpress.com/2016/10/04/die-angst-deutscher-manager-vor-der-digitalisierung/
Mehr dazu wird Tim Cole als Key Note Speaker auf den PM-Tagen am 22. und 23. März 2017 verraten, die schwerpunktmäßig das Thema „Projektmanagement 4.0“ beleuchten. https://www.pmtage.de/home/
Dazu auch ein Kommentar von Prof. Dr. Thomas Druyen [1]
Der Trendindex 2016 von 2bAhead dokumentiert, dass sich die Stimmung in den befragten deutschen Unternehmen vorsichtig in Richtung Innovationsbereitschaft bewegt. Gleichzeitig zeigt die Untersuchung eindrücklich, dass dennoch Angst als größter Innovationsverhinderer sein Unwesen treibt. An dieser Stelle eröffnet sich für die Zukunftspsychologie eine Kommentierungsoption, die ich gerne weiter ausführe. Wie uns Barometer im Leben helfen, adäquat auf Temperaturschwankungen zu reagieren, so geben Stimmungsmessungen einen Hinweis auf unsere Veränderungsbereitschaft. Bei den studienspezifischen Befragungen wird deutlich, dass die eigene Zukunftsflexibilität weit höher eingeschätzt wird, als das diesbezügliche Klima in Deutschland generell.
Strukturelle Staukonstellation
Das ist interessant. Auf der einen Seite bietet diese Einschätzung positive Beurteilungsmöglichkeiten der eigenen Performance, auf der anderen Seite bietet die mangelnde Aufgeschlossenheit auch das Potenzial der Schuldzuweisung. Wir haben es mit einer paradoxen Situation zu tun: einerseits ist die unabdingbare Veränderungsnotwendigkeit erkannt oder gefühlt, andererseits führen Angst, Verdrängung, Ausreden und Gewohnheit zu Passivität, zu Irritation und geradewegs ins Hintertreffen. Dies ist eine strukturelle Staukonstellation, die uns überall begegnet.
Opfer der eigenen Trägheit
Wir sehen einige Unternehmen und Persönlichkeiten, die voranschreiten oder Scoutfunktionen übernehmen und andere, die verharren. Allerdings wird das Warten auf die Folgen des Wartens für die meisten in einer Katastrophe enden. Die technische und exponentielle Beschleunigung verzeiht wohl keine verständnisorientierten und emotionalen Verschnaufpausen. Vor diesem Hintergrund führt das Phänomen der Angst in eine nachteilige und unausweichliche Sackgasse. Die Probleme vervielfältigen sich und wie bei einem Wasserrohrbruch ist man mit Krisenmanagement überflutet und kommt eigentlich zunehmend zu spät. Prävention und Gestaltung bleiben auf der Strecke, man ist ein Opfer der eigenen Trägheit.
Ignoranz als Strategie
In enger Verbindung zu dieser Beharrungsmanie stehen auch die im Trendindex vordringlich erwähnten Handlungsoptionen zum demografischen Wandel. Ein permanent diskutiertes Phänomen, das schon seit Jahrzehnten bekannt und absehbar ist, und dennoch eindrücklich offenbart, wie Politik, Unternehmen und Gesellschaft Ignoranz als Strategie etabliert haben. Die wissenschaftliche Publikationslage ist seit mindestens zwei Jahrzehnten hervorragend. Und auch die Zahl der medialen, bevölkerungsspezifischen, vorsorge- und arbeitstechnischen oder pflegeorientierten Materialien bietet eine ausufernde Informationsgrundlage. Die Ignoranz ist eben keine Verweigerung der Wahrnehmung, sondern viel schlimmer, ein Offenbarungseid in Richtung Umsetzung der klaren Erkenntnisse.
Insofern dokumentieren frühzeitig und eindeutig benannte Trends und der zeitliche Verlauf ihrer Nichtberücksichtigung ein markantes Bild gesellschaftlicher Teilnahmslosigkeit. In den letzten zwei Jahren haben wir eine Studie zum intergenerativen Zukunftsmanagement durchgeführt und publiziert. Darin haben wir uns drei Generationen – Großeltern, Eltern, Enkel – und ihren Umgang mit der demografischen Entwicklung angeschaut. Die Ergebnisse korrespondieren sehr deutlich mit den drei Innovationsblockaden, die von 2bAhead identifiziert wurden. Angst und Glaube spielen dabei eine wesentliche Rolle und stehen in einem eng verknüpften Zusammenhang.
Überforderung und Selbstverteidigung
Die Angst hat viele Ursachen, aber grundsätzlich kann sie gegenwärtig skizzenhaft als Überforderung und Selbstverteidigung verstanden werden. Das Übermaß an Wissen, Information, Neuigkeit und extremer Beschleunigung führt sozusagen zum Selbstschutz in Sphären der Verdrängung, der Ignoranz und der Vereinfachung. Da ist das Festhalten an alten Überzeugzungen und Gewohnheiten, die Verwendung von Schwarz-Weiß-Mustern, eine intuitive Reaktion auf zu viel Komplexität. Der Glaube im vorliegenden Zusammenhang ist eben nicht ein spiritueller oder religiöser, sondern eine eher eingefahrene Form der Überzeugung.
Diese psychologischen Verengungen sind natürlich auch bei Führungskräften zu beobachten und werden im Trendindex unter dem Begriff der Macht interpretiert. Gerade im Bereich der Digitalisierung kann man sehr gut beobachten wie der öffentliche Glaubenskrieg zwischen Singularität und Linearität im Wirtschaftsleben seine Fortführung findet. Je stärker die hierarchische Selbstüberzeugung, desto geringer scheint mir die Zukunftsoffenheit zu sein. Wer die Realität oder die unternehmerischen Perspektiven erzwingen will, scheitert nicht an der Wirklichkeit, sondern an sich selbst. In einer Gemengelage, in der nur die Unvorhersehbarkeit Gewissheit bietet, verändern sich zwangsläufig die Prozesse, aber zwingend bedarf es auch einer Veränderung der Selbstwahrnehmung.
Macht als Bollwerk emotionaler Ratlosigkeit
Vor diesem Hintergrund wird hierarchische Macht oftmals zum Bollwerk emotionaler Ratlosigkeit. Führungspersönlichkeiten, die das Neue in ihrer Wirksamkeit nicht einschätzen können, kleben an bekannten Mustern. Die Tendenz, das Erreichte zu sichern oder sogar Einbußen in Kauf zu nehmen, ist gerade in Deutschland sehr verbreitet. Die Chancen des Möglichen oder des Risikos werden in fast allen Milieus viel seltener wahrgenommen. Diese Mentalität führt automatisch zu unterschiedlichen Verhaltensweisen bei Unternehmern oder Managern. Die verschiedenen Zeithorizonte der Verantwortung ziehen auch andere Verfahrensweisen mit der Zukunft nach sich, da es meist um eine Abwägung zwischen Kurz- und Langfristigkeit geht.
Brücken in die Zukunft
Auch wenn man es kaum noch hören kann, nie war Veränderung so notwendig wie heute. Warum ist man genervt, wenn man diesen Satz hört? Weil man weiß oder ahnt, dass die Selbstveränderungsbereitschaft kaum Schritt halten kann mit den exponentiellen Zäsuren. Und genau dieser Wille zur Veränderung, zur Öffnung, zur Intuition und zur Phantasie sind unsere Brücken in die Zukunft. Dass dies in seriösen unternehmerischen, gesetzlichen und ethischen Bahnen ablaufen soll, ist klar. Und dennoch gilt es Grenzen zu verschieben. Vor allem die eigenen, denn gerade sie streuen uns Sand in die Augen.
Arroganz kann Weisheit oder Souveränität nicht ersetzen
Zum Abschluss des Trendindex fordern die Autoren, dass hinter den Worthülsen auch Strategien und Taten folgen müssen: » Besonders die Vorbildfunktion der Führungskräfte spielt eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, Aktionen in die Tat umzusetzen und Innovationen zu leben und nicht ausschließlich darüber zu reden.« Wie wahr! Zu dieser Umsetzung gehört aber nicht nur die Implementierung einer sich immer schneller entwickelnden Technologie, sondern auch eine neuronale, psychologische und emotionale Weiterbildung. Das Verständnis, guter wissenschaftlicher und spiritueller Lehrer, immer auch Schüler zu bleiben, ist bei den meisten Entscheidungsträgern noch nicht angekommen. Bei aller Unvorhersehbarkeit bleibt eins gewiss, Arroganz kann Weisheit oder besser Souveränität nicht ersetzen. Die Zukunft ist kein Ultimatum für bestimmte Branchen oder Hierarchieebenen, sondern das Resultat der gelebten Verhältnisse.
[1] Prof. Dr. Thomas Druyen, Direktor des Institutes für Vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie sowie des Institutes für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien.
Studie: Jeder dritte Innovationschef der Wirtschaft verhindert Innovationen aus Angst
- Dauerstudie zeigt signifikanten Anstieg des Trendklimas in der deutschen Wirtschaft.
- Top 3 der Innovationsverhinderer sind: Angst, Macht und Glauben.
Laut den neusten Ergebnisse der Dauerstudie »Deutscher Trendindex« zum Trendklima in der deutschen Wirtschaft hat sich das Trendklima in der deutschen Wirtschaft in den vergangenen sechs Monaten signifikant verbessert [1]. In der Studie erreicht das aktuelle Trendklima einen Wert von 144, nach 127 vor einem halben Jahr. Der Trendindex kann einen Wert zwischen 0 und 200 annehmen. Ein Trendindex von 100 würde ein gleichbleibendes Trendklima anzeigen. Werte über 100 signalisieren eine zunehmende Trendorientierung.
Der Director Trend Research, Studies & Events des 2b AHEAD ThinkTanks, Michael Carl, erklärte diese positive Entwicklung mit harten Zahlen. Sowohl hinsichtlich des eingesetzten Innovationsbudgets als auch bei den beschäftigten Innovationsmitarbeitern und bei der Nutzung externer Innovationsdienstleister werden in den befragten Unternehmen aktuell über 10 Prozent mehr Ressourcen für Innovation eingesetzt als noch sechs Monate zuvor. Für die kommenden 6 Monate ist die Stimmung ähnlich positiv. Hier wird insbesondere eine Ausweitung der Beauftragung von externen Innovationsdienstleistern erwartet.
Die wichtigsten Trends und Handlungsoptionen in den Innovationsstrategien der Unternehmen sind:
- Die Einrichtung eines Omnichannel-Managements für den Kundendialog (67 %)
- Maßnahmen als Reaktion auf den demografischen Wandel (66 %)
- Die Entwicklung adaptiver Produkte (64 %)
Allerdings halten die Innovations-Chefs diese Trends für unterschiedlich dringend. Während aktuell und im verbleibenden Rest des Jahres vor allem konkreten Maßnahmen in der systematischen Trendbeobachtung durch Trendscouting und Trendradare (32 %) sowie die Einrichtung und Pflege unternehmensinterner, sozialer Netzwerke (31 %) umgesetzt werden, verlagern sich die konkret geplanten Maßnahmen in den kommenden 2 Jahren auf:
- Maßnahmen gegen den demografischen Wandel (48 %),
- das Omnichannel-Management (46 %) und
- Big Data Analysen zum besseren Kundenverständnis (43 %).
Als weniger dringlich werden konkrete Technologien bewertet. So erreichen nach Meinung der befragten Innovationschefs die Technologien wie der 3D-Druck, Virtual und Augmented Reality sowie das teilautonome Fahren erst in 5 Jahren eine signifikante Dringlichkeit.
Auffällig: Optimismus für eigenes Unternehmen – Pessimismus für Gesellschaft
Ein auffälliges Phänomen unter Deutschlands Innovationschefs ist der Optimismus für den eigenen Verantwortungsbereich bei gleichzeitigem Pessimismus für die Gesamtwirtschaft. So beurteilen 81 % der Befragten das Innovationsklima im eigenen Unternehmen als positiv oder sehr positiv. Unter den gleichen Befragten halten aber nur 48 % auch das Innovationsklima in der Gesamtwirtschaft für positiv oder sehr positiv.
Top 3 der Innovationsverhinderer
Die Dauerstudie »Deutscher Trendindex« hat im vergangenen Halbjahr erstmals auch die Innovationsverhinderer in der deutschen Wirtschaft untersucht. 52 % der Befragten halten Angst für den stärksten Innovationsverhinderer. Die Top 3 der wichtigsten Innovationsverhinderer in der Wirtschaft sind demnach …
- Angst (52 %)
- Macht (37 %)
- Glauben (11 %)
… auf den Plätzen 4-8: Politik, Bürokratie, Bildungssystem, Datenschutz und finanzielle Unsicherheit.
Angst: Mehr als ein Drittel der befragten Innovationschefs (35 %) geben sogar zu, dass sie selbst schon einmal eine Innovation aus Angst verhindert hätten. Wohlgemerkt: Dies sind keine der üblichen Bedenkenträger, sondern diejenigen Führungspersonen, die das Unternehmen angestellt hat, um Innovation zu befördern.
Macht: Mehr als die Hälfte (54 %) der Mitarbeiter deutscher Unternehmen befürchten einen Machtverlust durch die Umsetzung von Innovationsprojekten. Hingegen erwarten nur 40 % einen Machtgewinn durch die Umsetzung von Innovationsprojekten. Und selbst unter den Vorständen erhoffen nur 41 % einen Machtgewinn durch Innovationen. Nur 10 % der Befragten geben an, dass in ihrem Unternehmen die Mehrheit der Innovationsideen die Hürde Macht überwinden. Das bedeutet: In 90 % der Unternehmen scheitert die Mehrheit der Innovationsideen an der Hürde Macht!
Glauben: Starke Innovationen gehen zielgerichtet über existierende Glaubensgrenzen und Denkmuster hinaus und setzen voraus, den Glauben an bestehende Regeln in Frage zu stellen und zu erweitern. Allerdings sind Ingenieure und Fachexperten selten in der Lage, ihren Glauben an die Regeln ihres Bereiches infrage zu stellen. Unter den Befragten herrscht mit 80 % Zustimmung eine große Einigkeit, dass Quereinsteiger innovativer sind als langjährige Experten. Doch wollen die Unternehmen akzeptieren, dass ihre Langzeitexperten dauerhaft weniger innovativ sind? Oder müsste die verantwortungsbewusste Führungsstrategie nicht lauten: ›Mache alle Langzeitexperten zu Quereinsteigern!‹
Der Director Trend Research, Studies & Events des 2b AHEAD ThinkTanks, Michael Carl, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Ursachen dieses Ergebnisses. Carl wörtlich: »Diese Zahlen mögen zwar unser Vertrauen in die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft erschüttern, aber sie sind kein zufälliges Ergebnis. Dies wird sichtbar, wenn man die Frage stellt, wie deutsche Unternehmen ihre Führungskräfte unterstützen, Entscheidungen auf unsicherer Basis zu treffen. Hier werden an den ersten Stellen Uralt-Konzepte wie Netzwerke (52 %) und Fortbildung (49 %) genannt. Dies zeigt deutlich, dass die Unternehmen noch keine Konzepte für den Wandel der Unternehmenskultur in Zeiten eines starken Veränderungsdrucks haben. Kaum jemand hat bislang den Schlüssel gefunden, seine Führungskräfte zu klaren Entscheidungen zu befähigen, mit agilen Methoden in den disruptiven Zeiten der Digitalisierung. Dies wird DAS THEMA der kommenden Monate und Jahre sein!«
[1] Hintergrund: Der 2b AHEAD ThinkTank ist ein Zukunftsforschungsinstitut in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Studien und Trendanalysen des Instituts zu den Lebens-, Arbeits- und Konsumwelten der Zukunft und seine Strategieempfehlungen zu Geschäftsmodellen der Zukunft bilden die Basis für die Zukunftsstrategien vieler Unternehmen. 2b AHEAD versteht sich als der Business-ThinkTank mit dem größten Innovatoren-Netzwerk in der deutschen Wirtschaft. Für seine deutschen und europäischen Kunden analysiert der 2b AHEAD ThinkTank in wissenschaftlichen Trendstudien die Chancen und Risiken der Trendentwicklungen individuell für deren Geschäft. Mit Methoden der qualitativen Sozialforschung erkennen die Zukunftsforscher die Treiber und Blockaden aktueller und kommender Geschäftsmodelle weit über die Branchengrenzen hinaus.
Der »Deutscher Trendindex« ist eine halbjährlich wiederkehrende Dauerstudie des 2b AHEAD ThinkTanks. Die Studie befragt halbjährlich mehr als 200 Innovations-Chefs aus allen Branchen der deutschen Wirtschaft. Sie ist nicht repräsentativ für die Gesamtheit der deutschen Wirtschaft, da sie nur jene Unternehmen befragt, die bereits Innovationsabteilungen oder Innovationsverantwortliche in ihrer Struktur haben. Insofern gibt die Studie ein Stimmungsbild des innovationsbewussten Teils der deutschen Wirtschaft. Die Innovationschefs werden in einer halbjährlich wiederkehrenden Onlinebefragung sowie weiterführenden qualitativen Telefoninterviews nach ihren Einschätzungen zum aktuellen Stand des Trendklimas in ihrem Unternehmen und der Gesamtwirtschaft sowie nach ihrer Prognose für die kommenden sechs Monate befragt.
1162 Artikel zu „Manager Digitalisierung“
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