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KI-Modell analysiert Kommunikation der Europäischen Zentralbank – Ermittelter Kommunikationskursindikator in Verbindung mit ökonomischen Indikatoren verbessert Prognose künftiger Zinsschritte – Aktuell hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit spricht für vorsichtiges Vorgehen der EZB.
Die Kommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB) enthält Informationen über den zukünftigen geldpolitischen Kurs, deren Analyse Zinsprognosen erlaubt. Mithilfe künstlicher Intelligenz können diese Prognosen noch verbessert werden – auch für den anstehenden Zinsentscheid am 17. April. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat mithilfe eines KI-gestützten Textanalysemodells den Ton – ob restriktiv, expansiv oder neutral – systematisch erfasst und daraus einen Kommunikationskursindikator abgeleitet. Der Indikator zeigt eine signifikante Vorhersagekraft für zukünftige Zinsentscheidungen. In einem erweiterten Prognosemodell, das auch Inflation, wirtschaftspolitische Unsicherheit und die vorherige Zinsänderung berücksichtigt, steigt die Prognosegenauigkeit für Zinsveränderungen von rund 70 auf 80 Prozent. So konnte das Modell elf der letzten 14 Zinsentscheidungen korrekt antizipieren – gegenüber zehn Treffern ohne Einbeziehung der EZB-Kommunikation.
»Zentralbanken setzen Sprache als geldpolitisches Instrument ein«, erklärt Studienautorin Kerstin Bernoth. »Die Wortwahl in Reden, Pressemitteilungen oder Interviews ist nie zufällig, sondern ganz genau überlegt und erlaubt Schlüsse über die zukünftige geldpolitische Ausrichtung. Unsere KI-gestützte Analyse kann die Prognosegenauigkeit deutlich verbessern.«
Neues Sprachmodell misst den geldpolitischen Ton
Grundlage der Auswertung sind die geldpolitischen Stellungnahmen der EZB von Januar 2019 bis März 2025. Das speziell trainierte Sprachmodell RoBERTa klassifiziert einzelne Sätze nach ihrem inhaltlichen Signal: falkenhaft (restriktiv), taubenhaft (expansiv) oder neutral. Der abgeleitete Kommunikationskursindikator macht die geldpolitische Tonlage über die Zeit hinweg messbar.
So war im Jahr 2019 die Kommunikation eher expansiv, was durch die Coronakrise 2020 noch verstärkt wurde – eine Phase, in der die Inflation sehr niedrig war. Ab Ende 2020 zog die Inflation jedoch spürbar an, begleitet von einer wirtschaftlichen Erholung. Trotzdem blieb die EZB bei einem expansiven Kurs, was teils Kritik hervorrief. Erst Ende 2021 schlug die Kommunikation einen restriktiveren Ton an, der seinen Höhepunkt im zweiten Halbjahr 2022 erreichte – parallel zur Phase mehrerer Zinserhöhungen.
Seitdem ist die Kommunikation zwar grundsätzlich restriktiv geblieben, hat sich aber nach und nach wieder abgeschwächt – begleitet von mehreren Zinssenkungen. Seit Mitte 2024 deutet die Tonlage auf eine neutralere Haltung hin – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass die EZB das als aktuell angemessen betrachtete Zinsniveau bald erreicht sieht.
Zinssenkung im April wahrscheinlich – Unsicherheiten bleiben
Für die bevorstehende Ratssitzung am 17. April 2025 signalisiert das Prognosemodell eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung – trotz der jüngst wieder neutraleren Tonlage. Grund dafür ist vor allem die schwächelnde Konjunktur und eine kontinuierlich rückläufige Inflation, die sich zuletzt im Bereich der Zielmarke der EZB bewegt.
Die Prognose ist jedoch mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. »In den letzten Wochen gab es für die Geldpolitik wichtige Ereignisse, etwa die Ankündigung der Sondervermögen und die Einführung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump. Diese konnten vom Prognosemodell noch nicht berücksichtigt werden«, erklärt Kerstin Bernoth »Eine Pause in der geldpolitischen Lockerung könnte nötig sein, um die Auswirkungen dieser Ereignisse sorgfältig zu bewerten.«
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