Von Videokonferenz bis Anwesenheitskontrolle: die Globalisierung fordert ihren Tribut

Alles Globalisierung, oder was? Die weltweiten Verflechtungen nehmen in vielen Bereichen zu. Wie sagt man so schön: die Welt ist zu einem Dorf geworden. Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten nähern sich an und wachsen immer mehr zusammen. Alle Probleme scheinen planetarisch zu werden – genau wie die dazugehörigen Lösungen. Allerlei Verflechtungen und Beziehungsgefüge sind auf dem Erdball inzwischen zu finden. Doch die Globalisierung hat zu so mancher Absurdität in den Unternehmen und insbesondere in den Chefetagen geführt. Das erlebt auch Hannes: Der 49-jährige studierte Betriebswirt ist Produktionsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung eines internationalen Industriekonzerns. Er gewährt einen Einblick, was auf der Management-Etage so gedacht und getan wird. Übrigens: Ein Schmunzeln aufgrund dieser Business-Satire ist hier durchaus erlaubt…

Aufgrund der Globalisierung hat auch Hannes’ Unternehmen immer mehr Produktionsstätten ins ferne Ausland verlegt. Waren es früher in erster Linie einfache Tätigkeiten mit günstigen Arbeitern in schäbigen Fabriken, sind heute auch einige Managementfunktionen mit deren Protagonisten in der ganzen Welt verteilt.

Jede Länder-Division hat eine kleine Geschäftsleitung, die ihre Arbeiten wiederum mit dem Mutterhaus abstimmt – oder abstimmen sollte. Das verlangt einen Koordinationsaufwand sondergleichen. Hannes hat bisher nicht zu fragen gewagt, was von den eingesparten Kosten durch die Verlegung der Arbeitsplätze am Ende des Tages übrig bleibt, wenn die zusätzlichen Abstimmungsaufwände davon abgezogen werden. In der Hektik des operativen Geschäfts hat sowieso niemand Zeit, sich solche Fragen zu stellen.

Heute ist wieder einmal eine Abstimmungsmonatssitzung. In den seit einigen Monaten nur noch in Englisch verfassten Papieren heißt es in halbkorrektem Englisch »month coordination meeting«. Englisch ist eben so eine Sache für sich. Alle am Tisch sind Universal-Dilettanten. Sie verstehen das meiste, können auch den einen oder anderen Satz radebrechen – aber wirklich beherrschen tut die Sprache niemand. Diese »month coordination meeting« finden jeweils in Form einer Videokonferenz statt. In 30 Minuten geht’s los…

Zwischen Universal-Dilettanten und Blockflötenunterricht

In Coronas Lockdown- und Social-Distancing-Zeiten haben alle viel Übung in Videokonferenzen gesammelt. Soll einer noch sagen, dass solche virtuellen Sitzungen die Zusammengehörigkeit nicht fördern. Man kommt sich näher. Denn: endlich weiß man jetzt, dass der Sohn der HR-Leiterin im Blockflötenunterricht ist, aber wohl noch nicht lange und dass er im selben Zimmer übt, wie der Home-Office-Arbeitsplatz steht.

Längst ist sich auch jeder im Klaren darüber, dass der stellvertretende Finanzchef sich von alten Schlager-CDs, die jeweils als Hintergrund herhalten mussten, nicht trennen konnte.

Unterdessen ist »Business is usual« angesagt und man findet sich wieder im Büro, um von dort aus an der Global-Meeting-Zoom-Conference teilzunehmen. Da sind die Anforderungen natürlich anders …

Globalisierungsenglisch wird gesellschaftsfähig

Einige Vorbereitungen sind noch zu treffen. Hannes muss dafür sorgen, dass er ungestört bleibt. Zwar besteht sein Büro nur noch aus einer leichten Glaswand mitten im Großraumbüro. Es mutet an wie früher die Affenkäfige im Zoo: Jeder sieht hinein und kann bemerken, wer gerade beschäftigt ist. Aber sicher ist sicher. Hannes klebt das Schild »no disturb« an die Türe. Wie es korrekt heißt, weiß er nicht, aber es sollte genügen. »Globalisierungsenglisch« nennt man dies unterdessen auf dem Flur.

Bevor er sich den Feinvorbereitungen am Gerät widmet, muss das Outfit stimmen. Hier in Europa kann man in Jeans und kurzem Hemd arbeiten. Aber die Asiaten schätzen das nicht. Also passt man sich an, um zu zeigen, wo immer noch der Hammer hängt. Die Hose sieht niemand, er braucht ja nicht aufzustehen. Aber ein feines Hemd mit Krawatte und einem Jackett darüber muss sein. Hannes präsentiert sich oben als gestylter Manager, untenrum ist er in Jeans und Adiletten unterwegs.

Erst die Sitzprobe, dann die Webcam einrichten – das Kontrollbild aufschalten. Uuupps, man sieht die Zeichnungen seiner Kinder im Hintergrund. Hannes dreht sich leicht ab, aber so spiegeln die Jeans und die Adiletten in der Scheibe hinter ihm. Er holt ein DIN-A3-Blatt und klebt es an die Scheibe. Das sieht zwar nach notdürftiger Reparatur einer zerbrochenen Glaswand aus, aber dafür spiegelt nichts mehr.

Kennen Sie die heutige 21-stellige Buchstaben-Zahlen-Sonderzeichen-Kombination?

Das Bild passt, Hannes loggt sich ein. Das Passwort erhält er jeweils von der IT-Abteilung zugestellt. Heute ist es eine 21-stellige Buchstaben-Zahlen-Sonderzeichen-Kombination. Hannes vertippt sich drei Mal, dann warnt ihn die Meldung: letzter Versuch! Er nimmt sich also Zeit und tippt so sorgfältig, dass er den Start des Meetings verpasst. Auch die Anwesenheitskontrolle ist schon durch. Beim Moderator erscheint offenbar ein Licht, dass Hannes jetzt auf »grün« ist. Der Chef hat das auch bemerkt und staucht Hannes vor versammelter Mannschaft zusammen: »Now our Chief of Production is here too finally. It was going a long time. How ever.«

Hannes ist stinksauer und beobachtet stillschweigend die anderen auf dem Bildschirm: Der Kollege in Bratislava scheint sich zu langweilen, bohrt in der Nase und realisiert nicht, dass ihm dabei die ganze Welt zuschaut. Währenddessen fährt der Chef fort: »We have today some to do.« Hannes hört zu, macht pflichtbewusst Notizen – schließlich können alle zuschauen. Nach 30 Minuten spürt Hannes, dass er vor der Videokonferenz dringend hätte zur Toilette gehen sollen. Er hat’s vergessen. Jetzt müsste er, kann aber nicht. Statt konzentriert zuzuhören, beschäftigt er sich mit der Frage: »Wie kann ich kurz raus, ohne dass es jemand bemerkt?«

Er kann sich wieder einmal auf seine genialen Einfälle verlassen: Mit dem Smartphone macht er ein Selfie, holt ein Klebeband und klebt Handy und Webcam so zusammen, dass letztere den Screen seines iPhones filmt. Er verschwindet ganz schnell auf das stille Örtchen. Währenddessen sieht dank des »Handy-Tricks« jeder, dass er da ist – wenn auch etwas reglos. Aber das ist immerhin besser als in der Nase zu bohren…

Stefan Häseli, Kommunikationsexperte

 

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