Der aktuelle Stand der CSRD

Illustration Absmeier foto freepik ki

Es ist weit über ein Jahr her, dass die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) in Kraft getreten ist. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) hatten eine klare Frist bis zum 6. Juli, um den Text in ihr jeweiliges nationales Recht umzusetzen – aber nur eine Handvoll Länder hat dies erfolgreich abgeschlossen. Jetzt müssen die Länder ihren Gesetzgebungsprozess beschleunigen, um den Unternehmen die nötige Sicherheit zu geben und nicht zuletzt, weil die ersten CSRD-Berichte in nur sechs Monaten fällig sind.

 

Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRA) hat kürzlich eine erste Bewertung einiger Pionierunternehmen und ihrer frühen Umsetzung der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) vorgelegt. Die ersten Erfahrungen mit der Umsetzung sind aufschlussreich und beinhalten Herausforderungen bei der Datenbeschaffung und Qualitätskontrolle für ESG-Kennzahlen, Schwierigkeiten bei der Abbildung und Berichterstattung über detaillierte Komponenten der Wertschöpfungskette sowie eine Verlagerung hin zu datengesteuerten Wesentlichkeitsbewertungen. Da jedoch die meisten Unternehmen nun die notwendigen Schritte unternehmen, um die Anforderungen der CSRD zu erfüllen, würden sie zusätzlich von der Vorhersehbarkeit und Stabilität profitieren, die ein klares rechtliches Umfeld mit sich bringen würde.

 

Da bisher nur acht EU-Länder – darunter Finnland, Dänemark und Frankreich – die Frist eingehalten haben, wird diese Verzögerung die Harmonisierung und Sicherheit der Nachhaltigkeitsberichterstattung in ganz Europa erheblich beeinträchtigen. Verwaltungsverzögerungen, Rückstände und unerwartete Schwierigkeiten bei der Anpassung der nationalen Gesetze an die CSRD-Anforderungen haben dazu beigetragen, den Umsetzungsprozess zu verlangsamen. Für die Unternehmen auf dem gesamten Kontinent ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass diese Probleme angegangen werden und die Länder der Umsetzung der CSRD Vorrang einräumen, da die EU ihre Pläne für einen umweltfreundlichen Übergang weiter vorantreibt.

 

Die Wiederernennung von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin ist ein wichtiger Schritt, da sie in ihrer jüngsten Rede bekräftigt hat, dass der EU Green Deal für die Mitgliedsstaaten der EU weiter vorangetrieben wird, um sicherzustellen, dass die Länder die vereinbarten Klimaneutralitätsziele anstreben. Die Wahl von Ursula von der Leyen hat den Investoren in ganz Europa die Gewissheit gegeben, dass es eine beständige Führung geben wird, die die grünen Ziele der EU ansteuert. Der Schwerpunkt wird nun eher auf der Umsetzung als auf neuen Rechtsvorschriften liegen, um den wirtschaftlichen Realitäten Rechnung zu tragen und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu gewährleisten.

 

In dem Maße, in dem die Länder beginnen, der CSRD Priorität einzuräumen, müssen die Führungskräfte der Wirtschaft erkennen, dass die Auswirkungen dieses neuen Berichtsrahmens über die Einhaltung der Vorschriften und die obligatorische Offenlegung hinausgehen und den Ruf ihres Unternehmens verbessern, die Beziehungen zu den Stakeholdern stärken und das nachhaltige Wachstum fördern können. Nur wenn die Unternehmen diesen Wandel annehmen, werden sie in der Lage sein, in einem zunehmend wettbewerbsorientierten und sich weiterentwickelnden Markt zu bestehen, in dem Transparenz und verantwortungsvolle Praktiken nicht nur erwartet, sondern auch belohnt werden.

 

In Deutschland ist die Umsetzung der CSRD einen Schritt näher gerückt – das Bundeskabinett hat gerade den Gesetzentwurf verabschiedet. Weitere Schritte sind nun wichtig, um die Umsetzung zielgerichtet durchzuführen, zum Beispiel eine enge Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission für technische Unterstützung und Anleitung. Für Unternehmen sind Sensibilisierungskampagnen über die Bedeutung und den Nutzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig.

 

Um die Ziele des EU-Gesetzes zum Green Deal zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Regierung und den Unternehmen erforderlich. Aus Sicht der Unternehmen ist die CSRD eine neue Herausforderung. Laut der ESG-Expertenbefragung geben 98 % der Befragten an, dass sie von der Genauigkeit ihrer ESG-Daten überzeugt sind, aber 83 % stimmen auch zu, dass die Erhebung genauer Daten zur Erfüllung der CSRD-Anforderungen eine Herausforderung für ihr Unternehmen darstellt [1]. Die schnellstmögliche Fertigstellung der CSRD spielt eine entscheidende Rolle, indem sie transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichte fördert. Dies wird noch mehr Unternehmen dazu motivieren, nachhaltige Praktiken einzuführen, da die Berichterstattung ihre Fortschritte und Herausforderungen sichtbar macht. Dies erleichtert die Entwicklung und Förderung umweltfreundlicher Technologien und Verfahren. CSRD hilft den Unternehmen auch, ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Verringerung von Emissionen und Ressourcenverbrauch zu ergreifen. Diese Transparenz und Verantwortung kann das Vertrauen der Öffentlichkeit stärken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt erhöhen, was den Zielen des EU Green Deal entspricht.

Kommentar von Workiva

 

[1] https://www.workiva.com/de/resources/2024-esg-survey

 

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