Die Fertigungsindustrie strotzt von Beispielen an Unternehmen, die neueste technologische Entwicklungen in ihren Produktionsstätten einsetzen. Ihr Ziel: Verbesserung der Prozesse, höherer Automatisierungsgrad und Förderung des zukünftigen Unternehmenswachstums. Eine Studie von Epicor zeigt, dass sich 95 Prozent der befragten Fertigungsunternehmen in Deutschland in irgendeiner Form mit digitaler Transformation auseinandersetzen
Ein Paradebeispiel ist Siemens, das mithilfe von Automatisierung die Zeit für die Markteinführung von neuen Produkten um ein Drittel verkürzen konnte. Ein weiteres Beispiel ist der Autoteilehersteller Hirotec, der mit cloud-basierten Analytics- und Internet-of-Things-Technologien Systeminspektionszeiten um 100 Prozent reduzierte – eine Maßnahme, wodurch das Unternehmen die schmerzhaften 361-US-Dollar-pro-Sekunde-Rechnungen bei Stillstand während manueller Inspektionen vermeiden kann.
Innovationen inspirieren
Ergebnisse wie diese inspirieren andere Fertigungsunternehmen, von Internet-of-Things-Technologien (IoT) in ihrer Produktion zu profitieren. Tatsächlich sind 69 Prozent der weltweit befragten Fertigungsunternehmen überzeugt, dass ihre Industrie kurz davor steht, IoT im großen Stil oder zumindest auf Testebene einzusetzen. Von den Befragten aus Deutschland ist rund ein Viertel der Ansicht, dass IoT als ausgereifte Technologie bereits heute Vorteile schafft beziehungsweise dabei ist, das Management von Produktionsstätten und Lagern zu revolutionieren.
All dies deutet darauf hin, dass dieser Industriesektor eine spannende Phase der Veränderung erlebt, in der Fertigungsunternehmen Chancen durch digitale Innovation und Transformation nutzen. So zeigt die Studie, dass Fertigungsunternehmen immer stärker auf Technologien setzen. Weltweit haben 79 Prozent Sensoren in ihren Maschinen installiert – für Deutschland liegt der Wert bei 64 Prozent – und 42 Prozent weltweit sowie auch in Deutschland nutzen IoT-Technologien für die Überwachung und den Einsatz von Robotern. Doch es geht nicht nur darum, Fertigungsunternehmen agiler und reaktionsfähiger zu machen. Denn insbesondere ermöglichen es solche Technologien kleineren Firmen, sich gegenüber sehr viel größeren Wettbewerbern zu behaupten, wie etwa Southco bewiesen hat.
Wie bei vielen jungen Trends zeigt auch die Bereitschaft, IoT einzusetzen und in den Griff zu bekommen, regionale Unterschiede. Denn abgesehen vom Hype haben dennoch überraschende 44 Prozent der weltweiten Fertigungsunternehmen noch nichts von IoT gehört oder wissen nur wenig darüber.
Dieser Wert steigt in Deutschland wie auch in EMEA auf fast 57 Prozent, wo die Geschwindigkeit, IoT einzusetzen, deutlich geringer ist als etwa im asiatisch-pazifischen Raum, in dem erheblich mehr Hunger nach neuen Technologien zu verzeichnen ist. Nur 27 Prozent der Fertigungsunternehmen in APAC wissen nichts oder nur wenig über IoT.
Herausforderung der Ergebnismessung
Allerdings: Wo IoT eingesetzt wird – etwa mit Produktionsrobotern, die Daten senden und empfangen können, oder auch im Zusammenhang mit RFID-Technologie, um Lieferungen mit Werkseinrichtungen in Zusammenhang zu bringen – fällt es nicht jedem Hersteller leicht, die Vorteile durch die Implementierung dieser Technologie auch zu messen.
Studien zeigen, dass die Implementierung von IoT-Technologies eine Herausforderung sein kann, ebenso wie die Quantifizierung der Effekte. So gaben rund zwei Drittel (72 Prozent) der weltweit von Epicor befragten Fertigungsunternehmen an, dass sie die möglichen tatsächlichen Vorteile durch die IoT-Investitionen noch verifizieren müssen. In Deutschland gaben immerhin knapp 13 Prozent an, durch IoT definitiv einen messbaren Return-on-Investment zu verzeichnen. Rund 42 Prozent können die Wirtschaftlichkeit ihrer IoT-Installationen nicht beurteilen, weitere 42 Prozent sagten, dass es einige wirtschaftliche Vorteile gibt, es aber schwierig sei, diese zu quantifizieren.
Dies, so scheint es, ist die harte Wahrheit von IoT. Natürlich rücken vernetzte Technologien das Rampenlicht auf die Fertigung. Und ja, sie machen die Fabriken der Zukunft schon heute möglich. Richtig ist auch, dass es herausragende Beispiele von Fertigungsunternehmen gibt, die im Ergebnis ihr operatives Geschäft transformieren. Doch viele Unternehmen in der Fertigungsindustrie haben noch Probleme damit, ihre ganzen Ausgaben für alle diese neuen Technologien zu rechtfertigen.
IoT und ERP in Kombination
Grundsätzlich bedeutet IoT die Erfassung einer riesigen Menge an Daten – von der Produktionslinie bis hin zur übergeordneten Supply Chain. Wichtigste Themen für IoT sind bei den Befragten aus Deutschland verbesserte Rückverfolgbarkeit (34 Prozent) und Sicht auf Daten (34 Prozent). Mit jeweils rund 27 Prozent stehen Aspekte wie vereinfachte Software-Updates durch IoT-Installationen sowie Unterstützung im Instandhaltungsmanagement im Mittelpunkt. Ein Viertel nutzt IoT für verbessertes Reporting beziehungsweise Business Intelligence.
Gut ein Viertel (26 Prozent) gibt zu, dass sie in IoT vor allem deshalb investieren, um von der technologischen Entwicklung nicht abgehängt zu werden.
Wenn IoT tatsächlich Mehrwert für eine Organisation schaffen soll, müssen diese Daten über eine effiziente Lösung für Enterprise Resource Planning (ERP) erfasst und analysiert werden. Denn letztlich kann die Rentabilität nicht ohne Messung der Ergebnisse kalkuliert werden.
ERP-Technologie zusammen mit IoT-Lösungen einzusetzen wird auf breiter Basis in der Fertigungsindustrie unterstützt als Weg, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Viele erkennen die Bedeutung eines ERP-Systems als Herz ihrer Smart Factories, da dadurch ein zentrales Monitoring möglich wird, Daten präzise erfasst werden können, für Entscheidungen die nötigen Informationen verfügbar sind und Verbesserungen messbar werden.
Im Laufe dieses Jahres ist bei den Unternehmen mit installierten IoT-Technologien zu erwarten, dass sie vermehrt auf intelligente, cloud-basierte ERP-Lösungen wechseln, um ihre IoT-Investitionen zu rechtfertigen. Denn dies wird es ihnen ermöglichen, kontinuierlich Vorteile aus den neuen Möglichkeiten zu ziehen, Prozesse zu optimieren und agil zu bleiben – allein durch die leistungsfähige Kombination aus IoT und ERP. Und dass cloud-basierte Systeme einfacher und schneller zu implementieren sind, gilt für Unternehmen aus Deutschland mit 35 Prozent als wesentlicher Vorteil von Cloud. 26 Prozent schätzen solche Systeme agiler und flexibler ein als konventionelle Lösungen. Rund ein Fünftel der Befragten aus Deutschland betonen, dass sie in Zukunft nur noch cloud-basierte Anwendungen in Betracht ziehen.
Die Fertigungsindustrie ist zurück – die Tage schmutziger, schäbiger Fabriken sind vorbei. Vorbei ist auch der hohe Bedarf an menschlicher Arbeitskraft und blauer Bildschirme. Stattdessen beginnt die Industrie-4.0-Welt, in der Fertigung mehr und mehr digital ist. In dieser Welt ist ERP-Software in Verbindung mit Technologien für Smart Factories eine erfolgversprechende Kombination.
Terri Hiskey, Vice President of Product Marketing for Manufacturing bei Epicor Software
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STRATEGIEN | AUSGABE 5-6-2014
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