Durch Cloud-Ausstieg mehr Geld für Investitionen

Illustration Absmeier foto freepik

Aus finanzieller Sicht stellt sich für viele Unternehmen, die ihre IT in den vergangenen Jahren in die Cloud verlagert haben, mittlerweile die Frage »Wieder raus aus der Cloud und zurück ins eigene Rechenzentrum?« oder bleiben.

Das Unternehmen 37signals hat sich für seinen Auszug aus der Cloud u.a. für Systeme von Pure Storage entschieden und konnte bereits im ersten Jahr eine Einsparung von knapp zwei Millionen US-Dollar verzeichnen.

 

37signals und HEY: Einsparungen durch Cloud-Ausstieg werden über fünf Jahre hinweg die 10-Millionen-Dollar-Marke übersteigen

Im vergangenen Sommer hat 37signals, Entwickler von Basecamp, HEY, ONCE und Ruby on Rails, sieben Cloud-Apps, darunter die E-Mail- und Kalender-App HEY, von AWS auf seine eigene Hardware migriert. Es dauerte jedoch bis zum Ende des Jahres, bis alle langfristigen Vertragsverpflichtungen beendet waren, sodass 2024 das erste Jahr war, in dem das Unternehmen wirklich Einsparungen erzielen konnte. Die Geschäftsführung war angenehm überrascht, dass diese sogar noch höher ausfielen als ursprünglich angenommen.

Für 2024 hat 37signals die Cloud-Kosten von ursprünglich 3,2 Millionen US-Dollar pro Jahr auf 1,3 Millionen US-Dollar gesenkt. Das bedeutet eine Einsparung von fast zwei Millionen US-Dollar pro Jahr für dieses Setup. Der Grund dafür, dass es mehr ist als die ursprüngliche Schätzung von sieben Millionen US-Dollar über fünf Jahre, liegt darin, dass das Unternehmen die gesamte neue Hardware in seinen vorhandenen Racks und mit dem verfügbaren Strom im Rechenzentrum einbauen konnte.

Die Ausgaben für die gesamte neue Dell-Hardware – am Ende etwa 700.000 US-Dollar – hat sich im Laufe des Jahres 2023 ebenfalls vollständig amortisiert, während die langfristigen Verpflichtungen langsam ausliefen. Beachtenswert ist, dass dies die Ausrüstung ist, die das Unternehmen voraussichtlich in den nächsten fünf, vielleicht sogar sieben Jahren nutzen wird. Bezahlt wurde alles durch die in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 angesammelten Einsparungen.

Es wird noch besser.

Die restlichen 1,3 Millionen US-Dollar, die das Unternehmen noch für Cloud-Dienste ausgibt, entfallen alle auf AWS S3. Während alle früheren Cloud-Computing- und verwalteten Datenbank-/Suchdienste auf einjährige Verträge mit Bindung ausgelegt waren, ist der Dateispeicher seit 2021 an einen Vier-Jahres-Vertrag gebunden, der erst im nächsten Sommer ausläuft. Das ist also der Zeitpunkt, an dem 37signals aussteigen will.

Das Unternehmen speichert derzeit fast zehn Petabyte an Daten in S3. Dazu gehören viele äußerst wichtige Kundendateien, wie z. B. für Basecamp und HEY, die in doppelter Ausführung über separate Regionen gespeichert werden. 37signals nutzt eine Mischung aus Speicherklassen, um eine optimierte Lösung zu erhalten, die Zuverlässigkeit, Zugriff und Kosten berücksichtigt. Es kostet aber immer noch weit über eine Million Dollar, all diese Daten dort zu speichern – selbst mit den großen Rabatten für langfristige Verträge.

Wenn das Unternehmen im nächsten Sommer migriert, wird es zu einem Dual-DC-Pure-Storage-Setup mit einer kombinierten Kapazität von 18 Petabyte wechseln. Dieses Setup wird für die Erstausstattung an Hardware in etwa so viel kosten wie ein Jahr AWS S3. Dank der unglaublichen Dichte und Energieeffizienz der Flash-Arrays von Pure kann 37signals diese auch in seine vorhandenen Racks im Rechenzentrum einbauen. Die laufenden Kosten werden sich also auf einige bescheidene Serviceverträge beschränken, und das Unternehmen rechnet damit, über einen Zeitraum von fünf Jahren weitere vier Millionen Dollar einzusparen.

Damit belaufen sich die prognostizierten Gesamteinsparungen durch den kombinierten Cloud-Ausstieg auf weit über zehn Millionen Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren – und das bei schnelleren Rechnern und viel mehr Speicherplatz.

Nun ist es wie bei allen Dingen, bei denen es um Cloud vs. On-Prem geht, nie ganz so einfach. Wenn Unternehmen vollständig in der Cloud arbeiten und keine vorhandenen Racks im Rechenzentrum haben, müssen sie auch diese mieten. Viele werden wahrscheinlich überrascht sein, wie günstig das im Vergleich zur Cloud ist. Selbst bei den geschätzten Einsparungen bleibt das Ziel in Bewegung, da das Unternehmen mehr Hardware und mehr Speicherplatz benötigt, weil Basecamp und HEY im Laufe der Jahre weiterwachsen werden.

Es ist dennoch bemerkenswert, durch den Ausstieg aus der Cloud Einsparungen in dieser Größenordnung erzielen zu können. Das Unternehmen ist jetzt seit etwas mehr als einem Jahr aus der Cloud ausgestiegen, und das Team, das alles verwaltet, ist immer noch dasselbe. Mit dem Ausstieg waren keine versteckten Kosten oder zusätzliche Arbeitsbelastung verbunden, die eine Aufstockung des Teams erforderlich gemacht hätten, wie einige Beobachter spekulierten, als HEY dies ankündigte. Alle Aussagen des Unternehmens in seinem Big Cloud Exit FAQ gelten weiterhin.

Es gibt immer noch Arbeit.

Um Apps in der Größe von Basecamp und HEY über zwei Rechenzentren – und bald mindestens ein weiteres – international laufen zu lassen, ist eine umfangreiche und engagierte Crew erforderlich. Es gibt immer etwas zu tun, um all diese Anwendungen, Datenbanken und virtuellen Maschinen zu warten, und ja, gelegentlich muss sogar ein Netzteil oder ein Laufwerkstausch an einer Maschine angefordert werden, aber den Großteil dieser Arbeit galt es auch in der Cloud zu erledigen.

Seit HEY ursprünglich seine Pläne angekündigt hatte, die Cloud zu verlassen, ist das Interesse in der gesamten Branche gestiegen, dasselbe zu tun. Das Motto der 2010er und frühen 2020er Jahre – All-Cloud, alles, die ganze Zeit – scheint endlich seinen Höhepunkt erreicht zu haben – und das ist gut so.

Die Cloud kann dennoch sehr sinnvoll sein. Vor allem in den ersten Tagen, wenn man noch nicht einmal einen ganzen Rechner benötigt oder unsicher ist, ob man bis zum Jahresende noch im Geschäft ist. Oder wenn man mit enormen Lastschwankungen zu kämpfen hat, wie es Amazon überhaupt erst dazu motiviert hat, AWS zu entwickeln.

Sobald jedoch die Cloud-Rechnungen beträchtlich werden, sind es Unternehmen sich selbst, ihren Investoren und dem gesunden Menschenverstand schuldig, zumindest nachzurechnen. Wie viel geben wir aus? Was würde es kosten, diese Computer zu kaufen, anstatt sie zu mieten? Könnten wir versuchen, einen Teil des Setups auf unsere eigene Hardware zu verlagern, vielleicht mit Kamal oder einem ähnlichen Tool? Die potenziellen Einsparungen durch diese Antworten können schockierend sein.

37signals freut sich darauf, seinen AWS-Account diesen Sommer buchstäblich zu löschen, ist aber weiterhin dankbar für den Service und die Lektionen, die das Unternehmen bei der Nutzung der Plattform gelernt hat. Es ist offensichtlich, warum Amazon weiterhin führend im Cloud-Bereich ist. Ebenso ist es gut, dass es jetzt völlig kostenlos ist, seine Daten aus S3 zu entfernen, wenn man die Plattform endgültig verlässt. Das macht die Bilanz noch besser.

David Heinemeier Hansson

David Heinemeier Hansson gründete Basecamp und HEY für die Underdogs als Mitinhaber und CTO von 37signals. Er entwickelte Ruby on Rails. Er schrieb REWORK, It Doesn’t Have to Be Crazy at Work und REMOTE. Er gewann als Rennfahrer in Le Mans, kämpfte als Kartellrechtler gegen die großen Technologiemonopole und investierte in dänische Startups.
[1] Den Originalbericht von 37signals finden Sie hier https://world.hey.com/dhh/our-cloud-exit-savings-will-now-top-ten-million-over-five-years-c7d9b5bd

 

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