Mit IT-Security und Business Continuity zum Geschäftserfolg – »Die Logistik muss aufholen«

Die Logistik integriert als Kernbestandteil der Wertschöpfungskette verschiedenste Prozesse von beteiligten Unternehmen und Endkunden – und fristet dennoch oft ein Schattendasein in IT-Strategien. Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, müssen Organisationen in Sachen Cybersicherheit, Business Continuity und Verfügbarkeit zu anderen Branchensegmenten aufschließen.

Logistische Systeme bilden häufig das Rückgrat der Wertschöpfung. Sie überwachen Materialflüsse und sorgen für eine Just-in-Time-Produktion, indem eine kosteneffiziente Planung und Koordination des Produktionsbedarfs, der Lagerhaltung und von Lieferungen ermöglicht wird. Besonders offensichtlich wird die hohe Relevanz logistischer Systeme bei der Kundenzufriedenheit: mit schnellen und zuverlässigen Lieferungen auf Basis abgestimmter Logistikabläufe – und das nicht nur zu Stoßzeiten am Black Friday.

»Logistik kann man eben nicht einfach skalieren«. Umso erstaunlicher ist es, dass die IT in der Logistik im Vergleich zu der Infrastruktur für andere Unternehmensbereiche häufig nicht mithalten kann: »Die Logistik muss aufholen. Wir reden hier von einer, wenn nicht sogar der geschäftskritischen Komponente in den Geschäftsabläufen«, sagt Johannes Meyer, Senior Market Development Manager (Cloud), beim Rechenzentrumsbetreiber und IT-Dienstleister noris network AG aus Nürnberg. Der einst für die Handelsplattform Tradebyte, einer heutigen Zalando-Tochter, zuständige Manager weiß, wovon er spricht. »Die Logistik wird oft unterbewertet, ist aber der Wettbewerbsfaktor schlechthin. Funktioniert das Produktmanagement ein paar Tage nicht, ist das in der Regel kein Beinbruch. Hakt es aber in der Logistik, staut sich das Lager, Kunden bekommen ihre Waren nicht, verlieren das Vertrauen und Einnahmen gehen verloren. Logistik kann man eben nicht einfach skalieren«, sagt Meyer und nennt Amazon und Coca-Cola als Paradebeispiele für reibungslose Logistikprozesse. Für die Tatsache, dass die Logistik oft nicht den gebührenden Stellenwert in den IT-Planungen von Unternehmen einnimmt, hat Meyer eine Erklärung: Alle in der Logistik beteiligten Systeme – auch die von Partnern, Transportunternehmen und Zulieferern – müssen über Schnittstellen miteinander kommunizieren können, weshalb der finanzielle und per-sonelle Aufwand für den Betrieb und die Administration für die IT entsprechend hoch sei. Das beginnt nach den Worten des noris network Managers beispielsweise beim Thema Redundanz.

 

 

Business Continuity alternativlos. Hochverfügbarkeit mit re-dundanten Systemen und Strategien wie Georedundanz und Business Continuity, die in anderen kritischen Teilbereichen wie im Finanz- und Versicherungssektor längst Einzug gehalten haben, müssten zwingend auch für die Anforderungen in der Logistik gelten. Ein Business-Continuity-Ansatz zielt darauf ab, den Geschäftsbetrieb auch in Zeiten von Störungen aufrechtzuerhalten beziehungsweise so schnell wie möglich wiederherzustellen. Das Konzept von noris network mit Rechenzentren in Nürnberg, München oder Hof umfasst beispielsweise die Identifizierung potenzieller Bedrohungen, die Bewertung ihrer Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und die Implementierung von Strategien und Plänen, um diese potenziellen Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Meyer: »Aber natürlich sollten auch Reaktionspläne für aufgetretene Störungen, Wiederherstellungspläne und die Sicherung von Daten in das Dienstleistungsspektrum eines IT-Partners gehören.« Um die Wirksamkeit zu erhöhen, müsse ein Business-Continuity-Konzept regelmäßig überprüft, getestet und optimiert werden.

Cybersicherheit für Logistik immer wichtiger. Hinzu kommt das Dauerthema Cybersicherheit – eine Frage, die die Logistik aufgrund der starken Vernetzung aktuell besonders beschäftigt. Denn immer häufiger werden auch Supply Chains Ziel von Attacken aus dem Internet. »Mit der hohen Abhängigkeit von logistischen Abläufen und deren Vulnerabilität steigt auch das Interesse von Hackern«, sagt Meyer. Tatsächlich kam eine repräsentative Forsa-Umfrage unter 300 Teilnehmern des Groß- und Einzelhandels sowie aus dem Transportsektor im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass mit 22 % fast jedes vierte Handels- und Logistikunternehmen bereits Opfer von Cyberattacken gewesen ist. Ein ständiges Risiko für einen Flächenbrand besteht laut Meyer in erster Linie deshalb, weil Logistikunternehmen oft mit vielen kleineren Unternehmen auf der ganzen Welt verbunden sind, die nicht über die Mittel verfügen, eine hochwertige Cybersicherheitsinfrastruktur aufzubauen. »Die Logistik ist ein neuralgischer Punkt für Cyberattacken. Angriffe haben hier besonders wettbewerbsschädigende Auswirkungen«, so der noris network Manager weiter. Betroffen davon seien häufig Speditionen und andere Logistikunternehmen mit vielen kritischen Daten über Sendungen wie Informationen über Versender und Empfänger oder Tracking-Routen.

Zertifizierungen bezeugen Reifegrad. Aber auch Zertifizierungen sorgen laut Meyer dafür, dass Unternehmen in Sachen Sicherheit auf der sicheren Seite stehen. Dazu gehört unter anderem der Kriterienkatalog C5 (Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue). Er spezifiziert Mindestanforderungen an sicheres Cloud Computing und richtet sich in erster Linie an professionelle Cloud-Anbieter, deren Prüfer und Kunden. Ziel von C5 ist die transparente Darstellung der Informationssicherheit eines Cloud-Dienstes auf Basis einer standardisierten Prüfung, die von Kunden im Rahmen einer eigenen Risikoanalyse verwendet werden kann.

Fest steht: Cybersecurity und Business Continuity sind für die Anforderungen in der Logistik zu ernstzunehmenden Herausforderungen geworden. Angesichts der steigenden Bedrohungen aus dem Internet und der Notwendigkeit reibungsloser Logistikprozesse ist es unerlässlich, in moderne und sichere IT-Infrastrukturen zu investieren. Dienstleister, die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb der IT-Infrastruktur übernehmen, eine benötigte Skalierbarkeit und Hochverfügbarkeit gewährleisten und darüber hinaus die erforderlichen Zertifizierungen aufweisen können, stehen dafür gerade, dass sich Anwender mit logistischen Kernkompetenzen auf ihr Geschäft konzentrieren können.

 


Illustration: © Stashom, Emkamal Kamaluddin | Dreamstime.com

 

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