Webbasierte Applikationen mit PaaS umsetzen: Wie agile Entwicklung auf der SAP Cloud Platform gelingt

Die »SAP Cloud Platform« bietet die Voraussetzungen, um neue Anwendungen agil zu entwickeln, zu testen und Lösungen zu integrieren. Die folgenden Schritte helfen Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Projekte.

ERP-Systeme sind in vielen Unternehmen unverzichtbar für die Stabilität der Kernfunktionen, – die Entwicklungsumgebung der Zukunft sind sie nicht. Eigenentwicklungen und Innovation finden mehr und mehr auf Plattformen statt, in Form von webbasierten Applikationen und unter Nutzung von PaaS (Platform as a Service). Die Entwicklung geht hin zur Vernetzung mit externen Dienstleistern, Partnern oder Kunden. Dafür sind Lösungen gefragt, die Apps und Microservices, aber auch zielgenaue Funktionalitäten wie Sensordaten oder Logistikdaten zur Sendungsverfolgung mit einbinden. Das Ziel ist also die smarte Kombination vorhandener Bausteine, ergänzt um Eigenanwendungen und integriert unter einer einheitlichen, intuitiven Benutzeroberfläche.

Mit umfangreichen Apps und Services, die ständig erweitert werden, vorgefertigten Software-Bausteinen und mobilfreundlichen Fiori-Oberflächen bietet die SAP Cloud Platform beste Voraussetzungen für eine agile und flexible Entwicklung. In folgenden Schritten können Unternehmen ihre Projekte planen und umsetzen:

 

Anforderungen und Projekt-Scope definieren

Wie in jedem Projekt werden zunächst Anforderungen und Rahmen definiert. Für die geplanten Funktionen ist zu klären, ob sie über Schnittstellen problemlos einzubinden sind. Es lohnt sich auch, die abzubildenden Prozesse auf Vollständigkeit, Redundanzen und mögliche Vereinfachungen hin zu überprüfen. Lückenhafte oder umständliche Prozesse können so vor Entwicklungsbeginn verbessert werden.

 

Usability und User Experience (UX) sind Erfolgsfaktoren

Noch bis vor wenigen Jahren hätte man sich an dieser Stelle wohl darauf beschränkt, alle Daten in einer Maske unterzubringen und Key-User zu definieren. Doch Usability und UX sind längst auch für Businessanwendungen entscheidend, ganz gleich, ob für Kunden, Partner oder die eigenen Mitarbeiter programmiert wird. Deshalb versetzt man sich zunächst im Sinne von Design Thinking in die Rolle der Anwender, um deren Erwartungen zu verstehen: Welche Informationen braucht der Nutzer in der jeweiligen Situation? Welche Endgeräte werden eingesetzt und wie sieht die Anwendungsumgebung aus? Es kann sinnvoll sein, Anwendungen zu splitten oder je nach Benutzergruppe unterschiedliche Apps einzusetzen. So ist etwa für Smartphones eine kompakte und reduzierte Darstellung optimal. Sollen die Informationen dagegen auf einem oder mehreren Großbildschirmen in einem Cockpit oder Büro ausgespielt werden, wird man nicht mit halb leeren Seiten arbeiten wollen, sondern die gesamte Monitorgröße zur Darstellung der Daten nutzen. Sind die Lichtverhältnisse ungünstig oder hat der Anwender parallel Maschinen zu bedienen, bieten sich alternativ Sprachsteuerung oder Scanfunktionen an. Bei mangelnder oder fehlender Netzanbindung, wie zum Beispiel in Windkraftanlagen oder in weitläufigen Lagerräumen, sind Offline-Versionen oder alternative Übertragungstechnologien gefragt.

Nach dem Prinzip »fail early« testet man schon früh mögliche Umsetzungsvarianten. Das geht ohne großen technischen Aufwand. Oft genügen schon einfache Skizzen und Mockups, die den künftigen Usern vorgelegt werden. Mit Plattform-Tools wie SAP Build lassen sich Test-Oberflächen mit wenigen Klicks zusammenstellen. Anhand konkreter Aufgabenstellungen lässt sich ableiten, wie gut die Anwender mit der geplanten Lösung zurechtkommen und wo noch Optimierungsbedarf besteht.

 

Datenschutz und Compliance sicherstellen

Die größten Bedenken in puncto Cloudnutzung verbinden Unternehmen mit Datenschutz und Sicherheit. Tatsächlich sind das zentrale Themen. Welche gesetzlichen und unternehmenseigenen Vorgaben sind einzuhalten? Wie wird der Schutz des eigenen Know-hows sichergestellt? Diese Fragen sind im Vorfeld zu klären. Dabei hilft die Überlegung, welche Daten überhaupt in der Cloud verarbeitet oder gespeichert werden müssen. Werden für eine Interaktion zum Beispiel nur einzelne Angaben wie Materialnummer und Bezeichnung benötigt, müssen nicht ganze Datensätze übertragen werden. Und längst nicht alle Daten sind kritisch, so könnten etwa Services zur Übersetzung oder Sprachausgabe über die Plattform hinzu gebucht werden, wenn sie nicht auf sensible Daten zugreifen müssen. Zudem bietet SAP die Speicherung in Cloudservern in geografischer Nähe des Kunden, darunter auch in Deutschland, an.

Um Compliance- und Sicherheitsanforderungen zu genügen, braucht es ein entsprechendes Berechtigungsmanagement. Damit soll sichergestellt werden, dass nur befugte Personen Datenzugriff haben. Gleichzeitig muss eine Durchgängigkeit gegeben sein; einzelne Nutzer sollten sich nicht mehrfach anmelden müssen. Auch die Datenverfügbarkeit ist ein Thema, unter Umständen müssen Daten redundant vorgehalten werden, um Ausfallsicherheit zu gewährleisten.

 

Entwicklung im Baukasten-Prinzip

Nachdem die Anforderungen spezifiziert sind, prüft man, welche bereits bestehenden Services und Funktionen genutzt werden können und wo noch Eigenentwicklungen nötig sind. Die SAP Cloud Platform bietet dafür zahlreiche vorgefertigte Templates. Dadurch reduziert sich der Entwicklungsaufwand erheblich im Vergleich zu kompletten Neuprogrammierungen.

Im ersten Schritt wird dann ein einfacher Prototyp entwickelt, der auch für den technischen »Durchstich« genutzt wird. Das bedeutet, es soll gezeigt werden, dass alle eingebundenen Systeme miteinander kommunizieren können.

 

Agiler Projektansatz braucht kurze Kommunikationswege

Auch die weitere Entwicklung folgt dem agilen Ansatz: Die Anforderungen sind zu priorisieren, zuerst werden die Minimalanforderungen umgesetzt. Dieses Minimal Viable Product wird anschließend iterativ weiterentwickelt, also durch weitere Features ergänzt. Jede neu ausgelieferte Version wird umgehend getestet. Hier spielt die Plattform einen weiteren Vorteil aus: Über die Cloud lassen sich auch räumlich weit entfernte Anwender bereits in der Testphase mit einbeziehen.

So essenziell die Einbindung aller betroffenen Bereiche im gesamten Projektverlauf ist, zügige Prüfungen und Entscheidungen müssen sichergestellt sein. Langwierige Freigabeschleifen über mehrere Hierarchiestufen würden den agilen Ansatz sonst ad absurdum führen. Um die Geschwindigkeit zu halten, braucht es daher eine verantwortliche Person, die als Product Owner mit allen Anforderungen vertraut ist, die Stakeholder kennt und auch über die nötige Entscheidungsvollmacht verfügt.

Unternehmen können bei der Umsetzung darüber hinaus auf die Hilfe externer Dienstleister zurückgreifen, die bereits über entsprechende Plattform-Expertise verfügen und agile Projekte in diesem Umfeld umgesetzt haben. Damit wird auch die eigene IT entlastet.

Insgesamt ist die Komplexität eines solchen Projekts, speziell der Integration von Anwendungen, also nicht zu unterschätzen. Am Ende aber steht eine zeitsparende, intuitiv zu nutzende Lösung, die dank PaaS auch jederzeit weiterentwickelt und flexibel an neue Anforderungen angepasst werden kann.

Oliver Stengel, business solutions direkt GmbH

Weitere Informationen:      ihremachbarmacher.de/

 

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