Gürkan Uzer ist einer der Initiatoren der Open Business Plattform MUK Digital. Deren Premiere am 17. September 2020 im Rahmen des DIGITAL FUTUREcongress in München war Anlass für ein Gespräch über die Motivation, die Ziele und die erste Resonanz auf die Gründung von MUK Digital.
Eine Frage vornweg zum MUK Digital: Wie spricht man das aus? MUK Digital oder M-U-K Digital? Was ist richtig?
Das wollen wir nicht fest definieren. Genau genommen ist es der MUK IT. Und von der Historie her ist die lange Version von MUK IT Münchner Unternehmerkreis IT. Insofern ist M-U-K genauso gut wie MUK. Die Marke ist der Münchner Unternehmerkreis IT. Das ist nun etwas lang, weswegen wir schon seit vielen Jahren die Abkürzungen M-U-K oder MUK verwenden.
Den MUK gibt es jetzt seit 10 Jahren?
Sogar schon seit 18 Jahren.
An wen wendet sich der Münchner Unternehmerkreis?
Der MUK selbst wendet sich an IT-Unternehmer, aber eben nicht nur an System-Häuser, Software-Entwickler und -Distributoren.
An IT-Unternehmer im Sinne der ganzen IT-Branche, ist das richtig?
Genau, an die gesamte IT-Branche. Um es genauer zu sagen und etwas zu erweitern: Alles was mit IT-Technologie zu tun hat, ist bei uns zuhause. Wir haben eine Reichweite von rund 2.000 Firmen, die regelmäßig in den Kreis kommen, und die bei uns gelistet sind. Diese laden wir seit vielen Jahren zu Veranstaltungen ein, die thematisch sehr eng auf die IT-Unternehmer zugeschnitten sind. Ich betone nochmals: das sind Fachleute aus der IT-Branche, aber das heißt nicht, dass wir uns über Software-Code den Kopf zerbrechen. Wir diskutieren nicht über eine Programmiersprache oder Code. Es geht um die IT-Branche als Ganzes. Die Unternehmer im MUK interessiert die unternehmerische Perspektive. Wir befassen uns mit Führungsthemen und Technologietrends, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz oder IoT. Das sind relative neue Entwicklungen mit enormer Tragweite, und zwar nicht in zehn Jahren, sondern jetzt, ganz aktuell. IT-Unternehmer suchen nach Möglichkeiten, sich zu orientieren: Was ist Hype, was ändert sich konkret? Was bedeutet das für mich? Was bedeutet es für mein Unternehmen? Für mein Angebot? Was bedeutet es in der Beziehung zu meinem Kunden? Muss ich diese Technologie lernen? Wie bringe ich sie mir und meiner Organisation bei? Welche Strukturen brauche ich? Also immer die unternehmerische Perspektive. Genau da setzen wir an, und genau dafür ist diese Community, ein Kreis Gleichgesinnter die beste Antwort.
Das ist also der Nutzen, den der MUK gegenüber diesen Unternehmen erfüllt; quasi der Mehrwert?
Das ist vielleicht der Grund, warum es uns gibt. Aber der Nutzen geht noch ein bisschen darüber hinaus. Wir decken einerseits einen Teil der Fortbildung für Unternehmer und Führungskräfte ab. Wir bieten ein Forum für den Erfahrungsaustausch und ermöglichen das voneinander Lernen in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre. Aber das wäre mir jetzt zu wenig. Denn der Nutzen geht weit darüber hinaus. Im Unternehmerkreis geht es ganz konkret um das Geschäft. Das Geschäft der Mittelständler steht und fällt mit den richtigen Zugängen und Kontakten. Die Herstellung wertvoller Kontakte und der Aufbau von Geschäftsbeziehungen ist der wichtigste Wertschöpfungsfaktor überhaupt. Dadurch wird es möglich, Ressourcen für IT-Projekte zu finden, gemeinsam Projekte zu übernehmen, die der Einzelne nicht leisten könnte, neue Dienstleistungen und Produkte zu den Kunden und in die Märkte zu bringen oder gemeinsam Firmen zu gründen. Auch Vereine wurden über Kontakte aus dem MUK gegründet.
Wie viele Mitglieder hat denn der MUK momentan? Ist er bundesweit oder in Bayern?
Da der Unternehmerkreis ein offenes Konstrukt ist, unterscheiden wir nach Grad der Beteiligung und Teilnahme. Die Veranstaltungsangebote im Unternehmerkreis sind räumlich immer auf München zugeschnitten. Auch die Treffen der Fördermitglieder finden üblicherweise im Raum München statt. Folglich haben wir einen Großteil von Teilnehmern aus dem Münchner Raum, aus Bayern und Schwaben. Es gibt auch Mitglieder, die in Frankfurt, Berlin, Karlsruhe, oder Stuttgart sitzen. Darüber hinaus kommen zahlreiche Unternehmer aus den Nachbarländern, Österreich, Tschechien, Südtirol und Polen zu unseren Veranstaltungen. Dann gibt es regionale Initiativen ehemaliger Fördermitglieder, die sich am Modell »MUK« orientieren wie zum Beispiel im Münsterland. Dies nur als Beispiel, wie weit wir gestreut sind. Aber hier kommt eben die Art der Beteiligung in Spiel. Wenn sie mich fragen »Wer kommt denn Live zu Ihren Events?«, dann gibt es einen regionalen Schwerpunkt. Alle anderen Mitglieder planen sich eine Teilnahme im Rahmen einer Geschäftsreise ein. Es fährt selten jemand mehrere Stunden nur wegen eines zwei- oder dreistündigen Events nach München. Aber dennoch sind das überregionale Mitglieder, die sich gezielt zu bestimmten Themen und Terminen einbringen und sich in Projekten einbringen.
Jetzt haben ja die letzten sechs Monate gezeigt, dass Communities und Business auch digital funktionieren, oder virtuell. Sehen Sie da für den Mittelstand eine große Herausforderung, diese Digitalisierung voranzutreiben? Welche Probleme gibt es da für diesen Wirtschaftssektor aus Ihrer Sicht?
Da muss man unterscheiden zwischen dem Mittelstand im Ganzen und dem IT-Mittelstand. Wir befassen uns vorwiegend mit dem IT-Mittelstand. Da liegen die Dinge natürlich anders als in der restlichen Wirtschaft. Deswegen ist unsere Herangehensweise eine andere. Für den Brückenschlag zur Industrie und der restlichen mittelständischen Wirtschaft arbeiten wir mit den bekannten Verbänden wie dem VDMA Bayern oder den IHKs zusammen, insbesondere mit der IHK München Oberbayern gibt es eine langjährige und sehr gute Zusammenarbeit. Es gibt offene Veranstaltungsformate wie den Kooperationstag zu denen wir gemeinsam einladen und so die Industrie und die IT zusammenbringen. So sollen Themen der Digitalisierung etwa mit den Maschinen- und Anlagenbauer auf den Weg gebracht werden. Das wird aber nur sehr zaghaft angenommen, und ich bemerke in den letzten Jahren, dass gewisse Hürden in den Branchen da sind. Ich weiß nicht, woran das genau liegt.
Soll der MUK Digital also diese Hürden überwinden helfen?
Nicht nur das! Die Beteiligten in der Wirtschaft betrachten die Dinge aus der jeweiligen Perspektive. Um miteinander ins Gespräch zu kommen, sollte es einen »Raum« und ein Thema geben, eine Idee oder ein Projekt. Für den Mittelständler ist es nicht so einfach aus der eigenen Perspektive ein Thema zur Digitalisierung zu entwickeln und dann ist es auch nicht so einfach überhaupt den geeigneten Gesprächspartner für einen solchen Austausch zu finden.
Die Plattform Open Innovation – MUK Digital schlägt unabhängig von Ort und Zeitpunkt eine Brücke zwischen den Beteiligten in der Wirtschaft und bietet dafür einen geschlossenen Vertrauensraum für Unternehmer an. Sie können auf MUK Digital ein Thema frei formulieren, es im Austausch – offline – mit Vielen gemeinsam schärfen und konkretisieren. MUK Digital ist so in der Lage schließlich die richtigen Partner zu einem Projekt zusammen zu bringen. Für Vertraulichkeit und die richtigen Kompetenzen sorgt der Unternehmerkreis, genauso wie wir das seit vielen Jahren sichergestellt haben.
Das Gespräch führte Philipp Schiede
Bild: © MUK Digital
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