Remote-ERP-Einführung während Corona-Lockdown – SkyCell wappnet sich für Eigenproduktion

Kaum ein Fertigungsunternehmen kommt heute mehr ohne ein ERP-System aus. Auch SkyCell, ein Schweizer Anbieter für temperaturgesteuerte Luftfrachtlösungen, entschied sich in Vorbereitung auf die eigene Herstellung innovativer Luftfrachtcontainer für die Einführung einer ERP-Lösung – wegen des Corona-Lockdowns sogar remote. Eine digitale Erfolgsgeschichte.

Pharmazeutische Produkte sind fast ausnahmslos temperatur-, feuchtigkeits- und erschütterungssensitiv. Ein sicherer Transport ist daher mit einigen Risiken verbunden, eine Optimierung der notwendigen Kontrollen hochkomplex. Das gilt insbesondere für die Luftfracht. Zur Lösung dieser Herausforderungen hat das Schweizer Technologieunternehmen SkyCell temperaturregulierte Luftfrachtcontainer sowie eine proprietäre Software für die Transportüberwachung und -simulation entwickelt. Die übergeordneten Ziele: Eine Ausfallrate von weniger als 0,1 % bei gleichzeitiger Reduzierung der CO2-Emissionen um bis zu 50 %. Über 850 Millionen Datenpunkte wertet das Unternehmen hierfür schon heute aus, und der Datenpool wächst kontinuierlich. Ein wesentlicher Teil der SkyCell-Lösung ist zudem ein weltweites Netzwerk an Service-Stationen, das Lagerstätten mit Kühlräumen auf oder in der Nähe von Flughäfen umfasst. Dort bereiten Mitarbeiter die Container für den Transport vor. Mit dieser Tür-zu-Tür-Containerlösung ist das Unternehmen auf dem besten Weg, die globale Pharma-Kühlkette der Vergangenheit grundlegend zu transformieren. Die führenden Pharmaunternehmen setzen bereits auf das Angebot von SkyCell. Hierdurch zählt es weltweit zu den Top-3-Anbietern für temperaturgesteuerte Luftfrachtlösungen. 

Ein ERP-System für intelligente Fertigungsprozesse. SkyCell rüstet sich für die Zukunft. »Da wir die Produktion weiter ausbauen, musste ein modernes und stabiles ERP-System her«, erzählt Dieter Leyendecker, ERP-Projektleiter bei SkyCell. Dabei gilt es, auch die strengen Auflagen der Pharmaindustrie abzubilden, zu denen etwa Audits zur Nachverfolgbarkeit zählen. Mittelfristig plant das Unternehmen nicht nur die Produktion höherer Stückzahlen, sondern auch die Einbindung von Robotern, wie es in der Automobilindustrie gang und gäbe ist. Auf der Suche nach einer geeigneten ERP-Lösung legten die Verantwortlichen daher das Hauptaugenmerk auf drei Gesichtspunkte: »Wir wollten einen ERP-Anbieter, der auf Fertigungsprozesse spezialisiert ist, Erfahrungen aus einer hoch-roboterisierten Branche mitbringt und gute Lösungen für die Rückverfolgbarkeit bietet«, so Leyendecker. Die Wahl fiel schließlich auf das ERP-System PSIpenta des Berliner ERP- und MES-Anbieters PSI Automotive & Industry. 

 

Alle SkyCell-Container sind mit IoT-Sensoren ausgestattet, die sich mit der Daten-Cloud verbinden. Dadurch kann jeder Container aus der Ferne beobachtet und geregelt werden.

 

Remote-Einführung in Corona-Zeiten. Zu einem Novum für alle Beteiligten wurde schließlich die Art der Systemeinführung. Denn nachdem die Vertriebspräsentationen noch vor Ort stattfanden, fiel die geplante ERP-Einführung mitten in die erste Corona-Welle und damit in die Zeit des Lockdowns sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz. SkyCell entschied sich in dieser Situation die ERP-Einführung dennoch voranzutreiben und remote abzuwickeln. Ohnehin war ein entsprechendes Tool für das Projektmanagement eingeplant. Intensiver als ursprünglich vorgesehen kam dann aber die Video-Funktion zum Einsatz. So zeichneten die Verantwortlichen sämtliche digitalen Workshops mit und schnitten hieraus kleinere Szenen zu zentralen Funktionen als Schulungsvideos zusammen. Diese sind nun jederzeit abrufbar und in Kombination mit den vom Anbieter zur Verfügung gestellten Foliensätzen eine gute Grundlage. »Für eine Gruppe bis circa zehn Personen halte ich diese Art der Einführung sogar für zielführender als die traditionelle Herangehensweise«, stellt der erfahrene ERP-Projektleiter rückblickend fest. »Workshops direkt aufnehmen und später in passgenaue Schulungsvideos selbst zusammenstellen zu können, ist ein wirklicher Vorteil. Vor allem hat die Remote-Einführung aber auch zu einer höheren Aufmerksamkeit der Teilnehmer geführt«, erklärt Leyendecker. So mache es einen Unterschied, ob Anwender auf einen großen Bildschirm oder den eigenen Monitor schauen. »Ich konnte beobachten, dass die Hemmschwelle, Verständnisfragen zu stellen, niedriger ist als in einer Face-to-Face-Situation in einem Schulungsraum. Fragen zu stellen ist aber nun einmal ungeheuer wichtig.« 

Komplexe Abläufe in Standard-ERP-Prozesse überführt. Bei der Einführung ging es darum zahlreiche selbsterstellte Tools, Tabellen und Programme abzulösen und durch eine Überführung in integrierte Standardprozesse über teils komplexe Abläufe einen Überblick zu erhalten. Das ERP wird durch zahlreiche Schnittstellen sowohl zur proprietären Transportsoftware und dem eingesetzten Finanzsystem komplett in die bestehende IT-Infrastruktur integriert. »Um für den hohen Grad an Automatisierung und Roboterisierung gewappnet zu sein, wurde in den vergangenen Jahren eine sehr solide Basis aufgebaut und nun durch eine hoch-effiziente Produktionssteuerung erweitert«, erklärt der ERP-Projektleiter. Zu den komplexeren Prozessen zählt hingegen der sogenannte »Isolationsprozess«, der eine wichtige Grundlage für die Containerkonfiguration bildet. »Dieser Prozess strukturiert und unterstützt alle erforderlichen Bearbeitungsschritte der patentierten ISOPET-Isolation«, beschreibt Leyendecker. Mehrere, verschiedene Lieferanten steuert SkyCell hierfür aktuell. Leyendecker: »Glücklicherweise können wir dabei auf Standardprozesse in PSIpenta zurückgreifen und so auch Nebenprozesse effizient strukturieren und dokumentieren.« Hierfür nutzt SkyCell einen Arbeitsplan, der nicht nur die unterschiedlichen Arbeitsschritte als externe Dienstleistungen verwaltet, sondern auch den Materialfluss zwischen den Lieferanten als Streckengeschäft abbildet.

Individuelle Anpassbarkeit der Oberfläche trägt zum Erfolg bei. Das Ergebnis der durchgängigen Just-in-Time-Abläufe: Die Mitarbeiter führen die Verhandlungen mit den Lieferanten heute deutlich schneller und gezielter. Das spart Zeit und Lagerkosten. »Wir haben quasi auf Knopfdruck eine Übersicht über sämtliche Bearbeitungsstände und Kennzahlen«, so Leyendecker. Dankbar ist der ERP-Projektleiter aber nicht nur, dass die wichtigsten Prozesse im Standard der neuen ERP-Lösung abbildbar sind. »Für mich als IT-Fachmann ist auch die Programmieroption über Groovy Skript ein wichtiges Highlight«. Damit lassen sich kleinere, anwenderspezifische Prozesse selbst programmieren und sowohl Kosten als auch Zeit sparen. 

Als IT-Fachmann weiß Dieter Leyendecker nicht zuletzt um die Bedeutung einer intuitiven Bedienbarkeit des Systems – ein Aspekt, der bei der ERP-Auswahl ebenfalls zum Tragen kam. So bietet PSIpenta ab Version 9.0 mit dem sogenannten PSI-Click-Design zahlreiche Optionen, die Benutzeroberfläche an individuelle Aufgabenbereiche oder Bedürfnisse anzupassen. »Ich habe vorher lange mit einem System eines großen Anbieters gearbeitet. Die überfrachteten Bildschirme waren für jeden Anfänger ein Graus und haben eher für Frustration als für Effizienz gesorgt«, so Leyendecker. Für ihn war es daher selbstverständlich, von Anfang an passgenaue Oberflächen zu konfigurieren und etwa auch Listen so farblich einzufärben, dass jeder User auf Anhieb alle für seine Arbeit erforderlichen Felder findet: »Diese Passgenauigkeit trägt unheimlich zur Akzeptanz und damit zum Erfolg des Systems bei, zumal jeder Anwender seine Benutzeroberfläche zusätzlich selbst konfigurieren kann.« 

Gut gewappnet für eine passgenaue Produktionsplanung. SkyCell hat mit der Einführung des ERP-Systems die erste Projektphase abgeschlossen und ist gut vorbereitet für eine effiziente Planung und Produktion. Dabei kommen dem Unternehmen die durchgängig abgebildeten Abläufe, die hohe Transparenz über die Unternehmensprozesse und vor allem auch die Vertrautheit mit den möglichen Fertigungsfunktionen zugute.


Mathias Zimmermann,
Teamleiter Beratung / Projekte Schweiz
bei PSI Automotive & Industry GmbH

 

 

 

Illustrationen: © SkyCell

 

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