Wie Sie resiliente Kandidaten im Vorstellungsgespräch richtig identifizieren können

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Resilienz, emotionale Intelligenz und Selbstwahrnehmung gehören zu den meistdiskutierten Soft Skills – doch wie konsequent fließen sie tatsächlich in die Personalauswahl ein? Eine aktuelle Impulsumfrage von Robert Walters unter Fach- und Führungskräften aus Unternehmen in Deutschland zeigt: Zwar wächst das Bewusstsein für diese Fähigkeiten, doch bei der konkreten Anwendung im Recruiting gibt es noch Luft nach oben.

So geben zwar 68 % der Befragten an, in fast jedem Vorstellungsgespräch gezielt Fragen zu Soft Skills wie Resilienz oder Selbstwahrnehmung zu stellen. Gleichzeitig räumen 47 % ein, dass die eigene Praxis zur Einschätzung von Resilienz noch ausbaufähig ist – 24 % empfinden Resilienz sogar als schwer messbar. Und: 16 % der Teilnehmenden fragen diese Kompetenzen bislang gar nicht ab.

Thomas Hoffmann, Managing Director Germany bei Robert Walters, erklärt: »Die Arbeitswelt ist heute stärker von Digitalisierung, Remote-Arbeit und permanentem Wandel geprägt – das verändert auch die Erwartungen an neue Mitarbeitende. Unternehmen suchen nicht mehr nur nach fachlicher Qualifikation, sondern gezielt nach Persönlichkeiten, die in dynamischen Teams effektiv kommunizieren, mit Unsicherheit umgehen und eigenverantwortlich Lösungen entwickeln können. Wer Soft Skills wie Anpassungsfähigkeit, Resilienz und proaktives Denken im Auswahlprozess vernachlässigt, riskiert, die Grundlage für belastbare Teams zu schwächen – und damit die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens aufs Spiel zu setzen.«

 

Resilienz gezielt im Interview erkennen – so gelingt’s

Nur 24 % der Führungskräfte geben an, Resilienz mit gezielten Fragen gut erfassen zu können. Für viele ist es noch schwer greifbar.

Dabei helfen bereits einfache Fragen, um erste Hinweise zu erhalten:

  1. Können Sie eine Situation beschreiben, in der Sie in einer früheren Funktion vor einer großen Herausforderung oder einem Hindernis standen? Wie sind Sie an die Situation herangegangen, und welche Schritte haben Sie unternommen, um sie zu überwinden?

→ Mit dieser Frage werden unmittelbar die Fähigkeiten zur Problemlösung, Anpassungsfähigkeit und Eigeninitiative beurteilt.

  1. Erzählen Sie mir von einer Situation, in der Sie selbstständig an einem Projekt arbeiten mussten. Welche Strategien haben Sie angewandt, um organisiert und konzentriert zu bleiben?

→ Diese Frage gibt Aufschluss über die Fähigkeit der Bewerber, selbstständig zu arbeiten und ihr Zeitmanagement zu verbessern.

  1. Wie gehen Sie mit unerwarteten Veränderungen oder Herausforderungen bei Ihrer Arbeit um? Können Sie ein Beispiel dafür nennen, wie Sie sich an eine bedeutende Neuerung angepasst haben?

→ Mit dieser Frage lässt sich die Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit beurteilen.

 

Emotional intelligent schlägt fachlich stark?

Bei der Frage, was 2025 für die Personalauswahl entscheidend ist, zeichnen sich klare Trends ab: 36 % der Befragten halten emotionale Intelligenz für den wichtigsten Faktor – noch vor Resilienz (32 %) und deutlich vor fachlicher Kompetenz (18 %) und kultureller Passung (14 %).

Thomas Hoffmann betont: »Fachliche Fähigkeiten sind nach wie vor relevant – aber sie reichen nicht mehr aus, um in komplexen Teamstrukturen oder unter Druck erfolgreich zu arbeiten. Mitarbeitende, die empathisch kommunizieren, gut zuhören und ihre Reaktionen reflektieren, leisten heute einen deutlich größeren Beitrag zur Teamleistung.«

 

So prüfen Sie auch Selbstwahrnehmung gezielt im Gespräch

Während Resilienz und emotionale Intelligenz zunehmend im Fokus stehen, bleibt ein weiterer Erfolgsfaktor oft unter dem Radar: die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung. Wer reflektiert, wie das eigene Verhalten auf andere wirkt, kann bewusster handeln – und passt besser in dynamische Teamstrukturen.

Die folgenden Fragen helfen dabei, dieses Soft Skill im Gespräch zu identifizieren:

  1. »Welche Rolle nehmen Sie typischerweise in Teams ein?«

→ Macht sichtbar, ob die Person die eigene Wirkung im Team reflektiert.

  1. »Wie würde Ihre Führungskraft Ihren Arbeitsstil beschreiben?«

→ Fördert Perspektivwechsel und Selbstreflexion.

  1. »Wann haben Sie zuletzt konstruktives Feedback erhalten – und was haben Sie daraus gemacht?«

→ Zeigt, ob jemand bereit ist, sich weiterzuentwickeln und Verantwortung zu übernehmen.

 

Soft Skills gezielt im Auswahlprozess berücksichtigen

Die Ergebnisse der Impulsumfrage zeigen deutlich: Soft Skills wie emotionale Intelligenz, Resilienz und Lernbereitschaft gewinnen an Bedeutung – werden im Recruiting jedoch noch zu selten systematisch berücksichtigt.

Thomas Hoffmann rät Unternehmen: »Prüfen Sie Soft Skills gezielt – zum Beispiel durch Assessment Center, Rollenspiele oder Probearbeiten. Wenn Sie diese Kompetenzen frühzeitig in Ihren Auswahlprozess integrieren, treffen Sie langfristig tragfähigere Personalentscheidungen und stärken die Teamleistung spürbar.«

 

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