Zwei von drei Bewerbungen mit Hilfe von KI erstellt – es fehlt Individualität

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  • 80 % der Recruiter bewerten eingehende Bewerbungen als höchstens mittelmäßig.
  • Bewerbungen erfolgen häufig »auf gut Glück«: Fähigkeiten und Berufserfahrung passen oft nicht zum Job.
  • Fast zwei Drittel (61 %) nutzen KI bei Jobsuche und Bewerbung, schöpfen Potenzial aber nicht voll aus.

 

Bewerbungen scheitern, weil sich Jobsuchende oft auf Verdacht bewerben und ihre Unterlagen zu wenig mit den Anforderungen der Arbeitgeber abgleichen. Das ist das Ergebnis einer neuen Stepstone-Studie, für die 3.500 Beschäftigte und 700 Personalverantwortliche befragt wurden.

Künstliche Intelligenz verspricht zwar Abhilfe – ihr Potenzial wird aber noch nicht voll ausgeschöpft. »KI kann ein echter Gamechanger sein. Jobsuchende können schnell wie nie hochqualitative und individuelle Bewerbungsunterlagen erstellen. Die Technologie gibt Orientierung beim Jobwechsel, hilft bei der Recherche, bei der Selbsteinschätzung und vielem mehr«, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkexperte bei The Stepstone Group. »Doch wenn Bewerbende KI nicht richtig einsetzen, hilft die Technologie wenig. Wer massenhaft schlecht optimierte Bewerbungen verschickt, wird auch massenhaft Absagen erhalten und verpasst die Chance auf potenziell spannende Jobs.«

 

Bewerbungen oft erfolglos wegen fehlender Kompetenzen

Vier von fünf Recruiter (80 Prozent) bewerten die eingehenden Bewerbungen mit mittlerer oder geringer Qualität. Am häufigsten werden Bewerbungen im ersten Schritt aussortiert, weil für die Stelle relevante Fähigkeiten fehlen (60 Prozent) oder es an spezifischer Berufserfahrung mangelt (42 Prozent). Kandidaten bewerben sich also häufig ins Blaue: Zwei Drittel der Bewerbenden (63 Prozent) gehen davon aus, dass die Anforderungen in Stellenanzeigen flexibel zu interpretieren seien und 42 Prozent geben an, sich einfach schon einmal »auf gut Glück« beworben zu haben.

»Recruiter erhalten oftmals sehr viele Bewerbungen – mit sehr unterschiedlichem Niveau. Bewerber sollten auf Qualität statt auf Quantität setzen und darauf achten, überzeugend zu begründen, warum ihre Fähigkeiten zum jeweiligen Job passen«, sagt Zimmermann. »Das Stichwort heißt Matching, bei dem vor allem KI bei der Recherche nach dem richtigen Job zum Einsatz kommt: Mit Tools wie dem Lebenslauf-Match sehen Kandidaten, ob ihr Lebenslauf zur Jobanzeige passt.«

 

Potenzial von KI bei Bewerbungen noch nicht optimal ausgeschöpft

Stimmen gesuchte Fähigkeiten und Berufserfahrung mit dem Anforderungsprofil des Unternehmens überein, steht einer Bewerbung nichts mehr im Wege. Künstliche Intelligenz hilft hier, Bewerbungen zu verbessern und auf Schlüsselbegriffe und geforderte Kompetenzen in der Stellenanzeige einzugehen. Ein Großteil der Bewerbenden nutzt sie bereits: Rund zwei Drittel der Befragten setzen KI ein, um Dokumente wie das Anschreiben für die jeweilige Ausschreibung zu optimieren (61 Prozent).

Drei von vier Recruiter (74 Prozent) loben das professionellere Erscheinungsbild der Unterlagen durch den Einsatz von KI. Doch gleichzeitig geben 69 Prozent der Recruiter an, dass Bewerbungsunterlagen in Zeiten von KI weniger individuell auf die ausgeschriebenen Stellen angepasst sind. Drei von vier empfinden Bewerbungen als weniger authentisch (73 Prozent) – zu oft wirken Qualifikationen übertrieben dargestellt (75 Prozent).

»KI ist ein mächtiges Werkzeug – aber perfekt ist nicht immer authentisch«, sagt Tobias Zimmermann. »Entscheidend ist, KI für die Recherche und zur Optimierung der Unterlagen einzusetzen. KI-generierte Formulierungen müssen hinterfragt und kritisch geprüft werden. Das gilt für Anschreiben, aber auch für die Darstellung von Fähigkeiten und Qualifikationen. Personalverantwortliche erwarten mehr als nur gut formatierte Unterlagen. Authentizität, relevante Erfahrungen und eine klare Motivation bleiben entscheidend – gerade im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.«

 

[1] Wie bewerten deutsche Recruiter die Qualität von Bewerbungen, aus welchen Gründen scheiden Kandidaten aus dem Bewerbungsprozess aus und welche Rolle spielt die Nutzung von KI für die Bewerbungsqualität? Welche Hürden stehen Jobsuchenden während des Bewerbungsprozesses im Weg? Im Rahmen der Application Quality Studie von Stepstone wurden zwischen dem 20. März bis 9. April 2025 704 Recruiter befragt, die in ihren Unternehmen für die Einstellung neuer Mitarbeitender verantwortlich sind. Ergänzend dazu wurden zwischen dem 20. März und 30. März 2025 3.495 Kandidaten befragt. Die Ergebnisse der Kandidaten sind repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung nach Alter, Geschlecht und Bildung.

 

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