Mentale Erschöpfung ist beruflicher Alltagsschmerz

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Fast jeder zweite Beschäftigte fühlt sich an seinem Arbeitsplatz dauerhaft mental belastet.

 

Mentale Erschöpfung ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ein ständiger beruflicher Begleiter. Das zeigt der aktuelle voiio Resilienz Report, für den 570 Beschäftigte zu Belastungsfaktoren im Job sowie zu deren Symptomen und Ursachen befragt wurden [1]. Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine klare Sprache: 46 % der Befragten fühlen sich in ihrem Beruf regelmäßig mental erschöpft. Weitere 38 % berichten zumindest von gelegentlicher Ermattung am Arbeitsplatz. Gerade mal ein Prozent der Teilnehmenden gibt in der Befragung an, nie von mentaler Müdigkeit betroffen zu sein. Die stärksten mentalen Energieräuber im beruflichen Alltag haben dabei weniger mit individueller Belastbarkeit oder Leistungsdruck zu tun, sondern sind vor allem struktureller Natur. Im Detail: 22 % der Befragten nennen zu viele gleichzeitige Aufgaben oder ständige Aufgabenwechsel als Grund für ihren Erschöpfungszustand. Fast ebenso viele (21 %) berichten von unklaren Prioritäten oder fehlender Planung. Weiteren 13 % macht mangelnde Wertschätzung von Führungskräften zu schaffen. Ständige Erreichbarkeit und eine zu hohe Informationsflut nennen 11 % als Ursache.

 

Mentale Kraftlosigkeit führt zu körperlichen Symptomen

Die Belastung im Job äußert sich bei den Betroffenen sowohl durch körperliche als auch durch emotionale Symptome. So klagen fast ein Viertel der Betroffenen (24 %) über körperliche Stressanzeichen wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen. 16 % registrieren, dass sie immer weniger belastbar werden. Fast ebenso viele (15 %) berichten von Schwierigkeiten, nach Feierabend abzuschalten, beschreiben sich als zunehmend gereizt und ungeduldig und haben mit Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen. Gerade einmal 4 % erkennen in der Selbstdiagnose kaum oder gar keine Symptome.

 

Wirtschaftliche Unsicherheit und gesellschaftliche Polarisierung als zusätzlicher Stressfaktor

Interessant: Neben klassischen beruflichen Ursachen wirken auch externe Einflussfaktoren maßgeblich auf die mentale Leistungsfähigkeit von Beschäftigten. Allen voran: die wirtschaftliche Unsicherheit im Land. Diese nennen 35 % der Befragten als einflussreichen Faktor für ihre mentale Leistungsfähigkeit im Beruf. Gleich danach folgt die als solche wahrgenommene Polarisierung der Gesellschaft, die mehr als ein Viertel (26 %) emotional im Job belastet und eigenen Angaben zufolge ebenfalls auf die Leistungsfähigkeit drückt. Die anhaltende Diskussion um den Einsatz von künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz belastet 19 % der befragten mental. »Die Ursachen für mentale Erschöpfung im Job sind auch, aber nicht immer nur im direkten Arbeitsumfeld zu finden. Unsere Umfrage zeigt, dass externe gesellschaftliche oder wirtschaftliche Einflüsse zu einer emotionalen Überlastung von Mitarbeitenden führen kann. Das sollten Arbeitgeber unbedingt im Blick behalten und mit entsprechenden Arbeitgeberleistungen gegensteuern«, sagt Björn Wind, Geschäftsführer von voiio zu den Ergebnissen. Dazu passt: 26 % der Beschäftigten berichten davon, dass ihr Arbeitgeber regelmäßige Gesundheits- oder Sportangebote für sie schafft. 22,9 % der Unternehmen bieten zudem spezifische Programme zur Stressprävention an

 

[1] Der voiio Resilienz Report basiert auf einer Online-Befragung von 570 Beschäftigten in Deutschland. Er untersucht Häufigkeit und Symptome mentaler Erschöpfung, wesentliche Belastungsfaktoren im Berufsalltag sowie die Auswirkungen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Den kompletten Resilienz-Report ist hier kostenfrei erhältlich: https://voiio.de/materialien/voiio-resilienz-report-2025
voiio ist eine deutsche Plattform für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben der Mitarbeitenden. voiio bündelt über 3.000 qualitätsgeprüfte Angebote aus den Bereichen Gesundheit, Familie und Arbeit – personalisiert und passgenau auf die individuelle Lebenslage der Mitarbeitenden abgestimmt. Gegründet 2018 in Berlin, vertrauen heute mehr als 1.000 Unternehmen deutschlandweit auf voiio als Partner für Mitarbeitendenwohl und Unternehmenserfolg.

 

Wie beugt man mentaler Erschöpfung am Arbeitsplatz vor?

Unternehmen sollten mentale Erschöpfung systematisch vorbeugen, Führung und Arbeitsgestaltung anpassen sowie niedrigschwellige Unterstützungs‑ und Monitoring‑Strukturen einführen. Diese Maßnahmen reduzieren Fehlzeiten, erhalten Produktivität und sichern langfristig Fachkräfte.

 

Überblick

Mentale Belastungen bleiben oft lange unsichtbar, schwächen Kreativität und Produktivität und führen zu erhöhten Fehlzeiten und Fluktuation. Viele Beschäftigte berichten von Erschöpfung und Burn‑out‑Symptomen; das hat messbare wirtschaftliche Folgen für Unternehmen.

 

Präventive Arbeitsgestaltung (Organisatorisch)

  • Arbeitslast reduzieren und priorisieren: Aufgaben klar priorisieren; Überstunden begrenzen; realistische Deadlines setzen.
  • Autonomie stärken: Mehr Entscheidungsspielraum bei Arbeitszeit, Reihenfolge und Methoden erhöht Motivation und senkt Stress.
  • Flexible Arbeitsmodelle: Hybrid‑ und Gleitzeitmodelle zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Erholung.

 

Führung, Kultur und Kommunikation

  • Führungskräfte schulen: Früherkennung, Gesprächsführung bei Belastung und angemessene Reaktionen sind Pflicht.
  • Psychologische Sicherheit fördern: Fehlerkultur, offene Kommunikation und Vorbildverhalten der Führung reduzieren Scham und Verstecken von Problemen.
  • Psychische Gesundheit entstigmatisieren: Führungskräfte sollten psychische Auszeiten normalisieren (z. B. psychische Gesundheitstage) und selbst vorangehen.

 

Konkrete Unterstützungsangebote

  • Niedrigschwellige Angebote: EAPs (Employee Assistance Programs), anonyme Beratungs‑Hotlines, Coaching und Kurzinterventionen.
  • Strukturelle Hilfen: Regelmäßige Pausenräume, begrenzte Erreichbarkeitszeiten, klare Regeln zu E‑Mail‑Nutzung außerhalb der Arbeitszeit.
  • Förderung von Resilienz: Trainings zu Stressmanagement, Schlafhygiene und Erholungstechniken; Teamworkshops zur Arbeitsorganisation.

 

Monitoring, Evaluation und rechtliche Aspekte

  • Frühes Monitoring: Regelmäßige Puls‑Umfragen, Belastungs‑Checks und anonymisierte Gesundheitsdaten (DSGVO‑konform) zur Frü
  • Klare Verantwortlichkeiten: Zuständigkeiten für Prävention, Krisenmanagement und Rückkehr‑Begleitung definieren.
  • Stufenweiser Rollout: Pilotprojekte mit klaren Erfolgskriterien, anschließende Skalierung und Anpassung an Feedback.

 

Priorisierung für die Umsetzung

  • Kurzfristig (0–3 Monate): Führungsschulungen, Regeln zur Erreichbarkeit, Pilot für psychische Gesundheitstage.
  • Mittelfristig (3–12 Monate): EAP einführen, Monitoring‑Routine etablieren, Arbeitsprozesse anpassen.
  • Langfristig: Kulturwandel, kontinuierliche Evaluation und Integration in HR‑

 

Albert Absmeier & KI

 

 

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