
Illustration Absmeier foto freepik
Unternehmen und Behörden verfügen über eine Vielzahl von Lizenzen und Softwarepaketen. Doch nutzen sie diese auch optimal aus? Oft wissen Verantwortliche gar nicht, was überhaupt lizensiert ist, welche Anwendungen sich in ihrer Funktionalität überschneiden oder sogar völlig obsolet sind. Unter dem englischen Begriff »Application Rationalization« hat sich eine Methodik entwickelt, die sich der Optimierung der Software-Anwendungslandschaft verschrieben hat. Das Einsparpotenzial ist erheblich.
Im Laufe der Jahrzehnte haben Unternehmen und Behörden viele Lizenzen, Softwarepakete oder Softwaremodule gekauft sowie zahlreiche Dienste und Abonnements gebucht. So besitzen Behörden und Unternehmen eine Vielzahl an Softwarelizenzen, die jeden Monat erhebliche Kosten verursachen. Durch Weiterentwicklung bestehender Softwarepakete, Veränderungen in den Anforderungen und neue Anbieter im Markt, entsteht kontinuierlich eine Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen der Nutzenden und der dazu passenden optimalen Softwareausstattung.
IT-Verantwortliche und Fachbereichsleiter sollten deshalb regelmäßig ihre Softwarelandschaft bewerten und sich fragen:
- Welche Software setze ich insgesamt oder auch nur in einzelnen Standorten ein?
- Passt der Funktionsumfang der Software zu den aktuellen Anforderungen an Funktionalität, Vernetzung, Automation und Bedienkomfort?
- Gibt es konkurrierende Anbieter, die bessere Software anbieten? Ist diese günstiger als die im Einsatz befindliche Software?
- Kann bestehende Software modular so erweitert werden, dass sie andere komplett ablösen kann? Das könnte Lizenzkosten, Schulungskosten und Betriebskosten senken.
- Wenn verschiedenen Anwendungen an unterschiedlichen Standorten für die gleichen Aufgaben eingesetzt werden: Kann hier konsolidiert werden, um Kosten und Aufwände zu senken?
- Wie wirkt sich die Migration von Software in oder aus der Cloud auf Kosten, Performance und Bedienung aus?
- Passt die Anzahl der gekauften/gemieteten Lizenzen zur Anzahl der aktiven Nutzenden?
- Wie groß ist die Schatten-IT und Schatten-KI im eigenen Unternehmen, weil die Angestellten sich selbst Lösungen suchen, die die IT nicht bereitstellt?
Modulare Systeme statt Einzellösungen
Schon diese Fragenliste zeigt, dass Application Rationalization notwendig, aber nicht einfach ist. Das regelmäßige Hinterfragen der eigenen Software-Landschaft hilft aber, unnötige und teure Technologien und deren Folgekosten zu vermeiden.
Beispiel: Eine große Stadtverwaltung benötigte eine Software zur Visualisierung des 3D-Stadtmodells für die Öffentlichkeit und hat diese auch neu angeschafft. Später stellte sich heraus, dass eine einfache Veröffentlichung über Funktionalitäten der bereits im Einsatz befindlichen ArcGIS-Plattform keine zusätzlichen Kosten hervorgerufen hätte. Auch der Schulungsaufwand wäre bei der Nutzung der bestehenden Software wesentlich geringer gewesen.
Vorteile der Anwendungsrationalisierung
Selbst wenn keine neue Anforderung im Raum steht, ist es für IT-Verantwortliche notwendig, die Funktionalitäten der bereits im Einsatz befindlichen Anwendungen stets neu zu bewerten, weil sich diese kontinuierlich an aktuelle Marktanforderungen anpassen. Bestehende Software kann eventuell Aufgaben anderer Anwendungen übernehmen (eventuell ohne oder durch die Erweiterung einer bestehenden Lizenz) und damit die andere Software komplett ablösen. Das senkt nicht nur direkt, sondern vor allem auch indirekt Kosten, weil die IT-Abteilung ein System weniger betreuen, updaten, absichern, Mitarbeitende schulen und Ressourcen dafür vorhalten muss.
Zur regelmäßigen Analyse der Softwarelandschaft gehört auch eine Erhebung, wie intensiv die lizensierten Pakete überhaupt genutzt werden und welche Funktionen sich die Mitarbeitenden wünschen.
Bewusstsein schaffen
Entscheidend für eine erfolgreiche Application Rationalization ist das Bewusstsein bei den Verantwortlichen und im Einkauf, dass eine modulare Erweiterung der bestehenden Systeme oft kostengünstiger und mit weniger Aufwand verbunden ist. Bei Anforderungen aus den Fachabteilungen sollte der erste Gedanke sein: »Kann das auch ein bestehendes System leisten und welche Erweiterungen sind dafür notwendig?« Etabliert die IT zusätzlich ein regelmäßiges Review der eingesetzten Software und deren Erweiterungsmöglichkeiten, wirkt sich das nicht nur positiv aufs IT-Budget aus. Häufig erlaubt eine Entschlackung der eingesetzten Software auch eine bessere Bedienung und mehr Automationsmöglichkeiten, was die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht.
Application Rationalization führt im Endeffekt dazu, dass die eigene Software-Landschaft optimal für alle bestehenden und zukünftigen Anforderungen ausgelegt ist und die Produktivität hochhält.
Florian Simetsreiter, Head of Sales Local Government bei Esri
Florian Simetsreiter ist Head of Sales Local Government bei Esri, Anbieter von Geoinformationssystemen. Ihm ist es wichtig, dass Unternehmen und Behörden mit räumlichen Beziehungen von Daten bessere Entscheidungen treffen, Verfahren und Prozesse optimieren und die eigenen Organisationsziele nachhaltig verfolgen können.
302 Artikel zu „Anwendungen Lizenzen“
News | Business | Effizienz | Tipps | E-Government | Ausgabe 7-8-2024
Günstige Microsoft-Lizenzen für Behörden – So macht es Germering
News | Business | Effizienz | Lösungen | Strategien | Ausgabe 3-4-2024
Gebrauchte Microsoft-Lizenzen – Wenn die Chemie stimmt
News | Business | Strategien | Ausgabe 11-12-2021
Gebrauchtsoftware versus Neusoftware – Neue Kauflizenzen von Microsoft
News | Digitalisierung | Geschäftsprozesse | Trends 2021 | Whitepaper
SAP-Anwendungen erhöhen Komplexität der IT-Landschaft

Systemkomplexität schränkt Innovationsmöglichkeiten ein. Die IT-Landschaft in Unternehmen wird zunehmend komplexer und erschwert damit die Arbeit der IT-Teams. So empfindet mehr als die Hälfte (52 Prozent) der IT-Teams die in ihrem Unternehmen integrierten Technologiesysteme als extrem oder sehr kompliziert. Diese Komplexität schränkt jedoch die Innovationsmöglichkeiten von Unternehmen ein, wie aus einer Umfrage von Avantra, Anbieter…
News | Favoriten der Redaktion | Strategien | Tipps
Open-Source-Lizenzen: Keine Lizenz, große Probleme?

In der modernen Softwareentwicklung werden die dazu nötigen Komponenten wie Puzzleteile aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Open-Source-Komponenten haben daran einen ständig wachsenden Anteil. Der 2020 Open Source Security and Risk Analysis (OSSRA) Bericht hat gezeigt, dass 99 % der überprüften Codebasen Open Source und 100 % der Codebasen aus neun der 17 berücksichtigten Branchen mindestens eine Open-Source-Komponente enthalten [1]. Unternehmen…
News | Lösungen | Strategien
Softwarelizenzen gewinnbringend veräußern – mit einem Partner, dem man vertraut

»Vertrauen ist gut – Kontrolle und Nachweis sind besser« Viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, wissen nicht, auf welchem Softwareschatz sie sitzen. Dabei kommen sie durch Veräußerung ihrer Microsoft-Standardprogramme zu Geld, das sie beispielsweise in strategisch sinnvolle IT-Neuanschaffungen stecken können. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie aktuell unter Covid-19 zahlt sich auf diese Weise freigewordenes…
News | Business | Effizienz | Geschäftsprozesse | Lösungen | Online-Artikel | Services | Strategien | Tipps
5 Mythen über den Handel mit gebrauchten Softwarelizenzen

In Sachen Gebrauchtsoftware herrscht auf Käuferseite oftmals noch große Unsicherheit. Nicht zuletzt, weil einige wenige Händler immer wieder zweifelhafte Angebote auf den Markt bringen. In der Folge verzichten Unternehmen und Behörden manchmal noch auf den An- und Verkauf von gebrauchten Lizenzen, obwohl sie dadurch viel Geld sparen respektive zusätzliche Erlöse erzielen können. Grund genug für…
News | Business | Business Process Management | Effizienz | Geschäftsprozesse | Lösungen | Online-Artikel | Services
Neue Lizenzmodelle zur indirekten SAP-Nutzung: SAP-Lizenzen richtig bewerten

Seit April gibt es ein neues, zusätzliches Lizenzmodell für die indirekte Nutzung von SAP Anwendungen. So sehr diese neue Option zu begrüßen ist, besteht doch nach wie vor ein hoher Beratungsbedarf in den Unternehmen. Nicht nur die Analyse der tatsächlichen Nutzung bereitet den Anwendern Kopfzerbrechen: Kunden, deren Erstlizenzierung bereits einige Jahre zurückliegt, haben kaum mehr…
News | Business Process Management | Tipps
Indirekte Nutzung von SAP-Lizenzen: unkalkulierbare Kosten und Risiken

Eine Mehrzahl der SAP-Bestandskunden schätzt das finanzielle Risiko durch SAP-Forderungen im Bereich »indirekte Nutzung« als möglich bis sehr wahrscheinlich ein. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter SAP-Kunden und DSAG-Mitgliedern. Für die von SecurIntegration durchgeführte Studie hatten insgesamt 61 Unternehmen Fragen zu ihren bisherigen Erfahrungen und zur Risikoeinschätzung geliefert. »Indirekte Nutzung« bedeutet,…
News | IT-Security | Strategien | Tipps
Cybersecurity: Warum 100 % Patches nicht das ultimative Ziel sind

Wenn es um Cybersicherheit geht, erscheint das Patchen von Schwachstellen oft wie der Heilige Gral. Wenn die CVEs (Common Vulnerabilities and Exposures, häufige Schwachstellen und Risiken in Computersystemen) gepatcht sind, ist man sicher, oder? Nun, nicht ganz. Leider ist Patchen nicht so einfach – oder so effektiv – wie Unternehmen glauben. Angesichts begrenzter Ressourcen, Geschäftsunterbrechungen…
News | Digitale Transformation | ERP | Favoriten der Redaktion | Geschäftsprozesse | Strategien
Strategy Royale: Call, Raise or Fold? Strategien für nachhaltige IT-Entscheidungen

Die Technologietage 2025 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) stehen unter dem Motto: Strategy Royale: Call, Raise or Fold? Eine gute Strategie und wohlüberlegte Entscheidungen bilden die Grundlage für Investitionen in IT-Lösungen und SAP-Software. Dem Pokerspiel entlehnt steht Call für mögliche Lösungsansätze für Unternehmen, die ihre eingesetzten SAP-Systeme nutzen wollen und nur so weit investieren,…
News | IT-Security | Künstliche Intelligenz | Strategien
Politischer Stillstand als Chance: Jetzt in vier Schritten NIS2-Umsetzung erfolgreich vorbereiten

Deutschland ist zu spät. Die NIS2-Richtlinie hätte laut den gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union schon im Oktober 2024 in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Selbst ohne den Bruch der Ampelregierung und Neuwahlen wäre das NIS2-Umsetzungsgesetz (NIS2UmsuCG) erst Anfang 2025 verabschiedet worden; jetzt wird nicht vor Ende dieses Jahres damit gerechnet. Betroffene Organisationen erhalten damit eine…
News | Digitale Transformation | Digitalisierung | Industrie 4.0 | Services | Strategien
Construct-X will ein neues Fundament der Digitalisierung des Bauwesens schaffen

In dem auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt werden von einem Verbund aus annähernd 40 Partnern digitale Standards, Werkzeuge und Abläufe entwickelt. Das Verbundteam von Construct-X bilden namhafte Unternehmen der Bauwirtschaft, des Handwerks, der IT-Technologie sowie Forschungs- und universitäre Einrichtungen. Eingebunden sind auch maßgebliche Verbände der Bauwirtschaft und des Handwerks. Construct-X entwickelt unter anderem auf Open-Source-Prinzipien…
News | Infrastruktur | Künstliche Intelligenz | Produktmeldung
Supermicro stellt neue NVIDIA Blackwell Ultra Systeme und NVIDIA RTX PRO 6000 Lösungen vor

Supermicro, ein Anbieter von IT-Gesamtlösungen für KI, Cloud, Storage und 5G/Edge, hat NVIDIA Blackwell Ultra Systeme und Rack-Lösungen vorgestellt, die auf den NVIDIA HGX B300 NVL16- und NVIDIA GB300 NVL72-Plattformen basieren. Die neuen KI-Lösungen von Supermicro und NVIDIA bieten bahnbrechende Leistungssteigerungen für die rechenintensivsten KI-Workloads, wie KI-Reasoning, agentenbasierte KI und Video-Inferenz-Anwendungen. »Wir bei Supermicro…
Trends 2025 | News | Business | Trends Infrastruktur | Cloud Computing | ERP | Strategien
SAP und DSAG: Investitionsbereitschaft in zukunftsweisende Technologien wächst

Auch in diesem Jahr hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) wieder nach den Investitionsplanungen der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefragt. Zentrale Ergebnisse: Die generelle Investitionsbereitschaft in IT-Lösungen und auch in SAP-Lösungen steigt weiter. Bezogen auf die SAP-Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen SAP Business Suite, SAP S/4HANA On-Premises und S/4HANA Cloud zeigt sich, dass S/4HANA…
Ausgabe 1-2-2025 | News | Business | Lösungen
Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung: Tricentis Copilot Suite – Mit KI zu besserer Softwarequalität
Ausgabe 1-2-2025 | News | Cloud Computing | Geschäftsprozesse | Services
M365 versus Office – Ohne Cloud geht auch
News | IT-Security | Tipps
Was tun, wenn die Apple-ID gehackt wurde?

Bei diesen fünf Alarmsignalen ist Handeln angesagt. Eine Apple-ID ist für jeden Hacker besonders wertvoll, weil sich mit ihr eine Vielfalt an cyberkriminellen Handlungen einleiten lässt. Umso wichtiger ist es, diese zu schützen und darauf zu achten, ob es eventuell Anzeichen für einen Hackerangriff gibt. Auf fünf Alarmzeichen sollte geachtet werden. Keeper Security gibt…
Trends 2025 | News | Business Process Management | Cloud Computing | Infrastruktur | Lösungen | Services | Strategien
Blick in die Cloud-native-Kristallkugel – Die Zukunft des Container-Managements

Die Cloud-native Landschaft hat Unternehmen und Technologie in den letzten zehn Jahren verändert, und es ist klar, dass ihre Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Mit Containern, Microservices und Kubernetes an vorderster Front definiert das Ökosystem weiterhin neu, wie Unternehmen Anwendungen erstellen, bereitstellen und verwalten. Wird 2025 angesichts der zunehmenden Komplexität das Jahr sein,…
News | Cloud Computing | Services | Tipps
Kostenfalle Microsoft Cloud: Warum die Preiserhöhungen eine Kostenwelle auslösen – und wie Unternehmen gegensteuern können

Die jüngste Ankündigung von Microsoft schlägt hohe Wellen: Ab April 2025 steigen die Preise für Cloud-Dienste wie Microsoft 365, Teams und Azure um bis zu 40 Prozent. Für Unternehmen, die zunehmend auf die Cloud setzen, bedeutet dies einen enormen Kostenanstieg, der viele Budgets überlasten könnte. Doch diese Erhöhungen sind kein Einzelfall: Es handelt sich bereits…