Die Deutschen und finanzielle Nachhaltigkeit: Sicherheit in unsicheren Zeiten?

Illustration Absmeier foto freepik

Das Gefühl finanzieller Stabilität und Sicherheit ist für viele Menschen durch hohe Inflation, Zinserhöhungen durch Zentralbanken und wirtschaftliche Unsicherheit gestört. Deshalb werden Konsumenten vorsichtiger, wenn es um die Verwaltung ihrer Finanzen und die Nutzung diverser Zahlungsmethoden geht. Das Schlagwort finanzielle Nachhaltigkeit rückt in den Mittelpunkt. Eine aktuelle Umfrage des Finanzdienstleisters Riverty hat jeweils circa 1.500 Verbraucher in Deutschland, den Niederlanden und Schweden zu ihren persönlichen Finanzen in diesen schwierigen Zeiten befragt.

 

Informiertheit schützt vor Angst

Tatsächlich zeigt die Umfrage, dass die Mehrheit unter finanzieller Nachhaltigkeit primär langfristige finanzielle Stabilität hinsichtlich ihrer persönlichen Finanzen versteht (39 Prozent). Im Gegensatz dazu sehen 12 Prozent eher die kurzfristige finanzielle Stabilität im Fokus. Darüber hinaus geben 29 Prozent der Befragten an, dass informierte finanzielle Entscheidungen zu ihrem Gefühl der finanziellen Nachhaltigkeit beitragen. 34 Prozent halten es für wichtig, die Freiheit zu haben, die Dinge zu kaufen, die sie wollen oder brauchen, während 24 Prozent sich darauf konzentrieren, finanzielle Hindernisse überwinden zu können.

 

Nachhaltig einkaufen

Für die Deutschen ist trotz Krisenstimmung das Thema soziale und ökologische Nachhaltigkeit zunehmend wichtig: 39 Prozent der Befragten legen Wert darauf, dass ihre Ausgaben die Umwelt möglichst nicht belasten. Dieser Prozentsatz ist größer als in den anderen befragten Ländern: In den Niederlanden geben nur 23 Prozent an, dass soziale und ökologische Faktoren bei finanzieller Nachhaltigkeit eine Rolle spielen, in Schweden sind es nur 26 Prozent.

 

Bewährte Lösungen bevorzugt

In ihrem Streben nach finanzieller Stabilität vertrauen die Deutschen übrigens nicht jeder Zahlungsmethode, die ihnen geboten wird: Bei Online-Zahlungen entscheidet sich mehr als ein Drittel aller Befragten (37 Prozent) gegen eine Zahlungsmethode, wenn der Anbieter unbekannt ist. Um zu beurteilen, ob ein Zahlungsanbieter zuverlässig ist, setzen die Befragten auf Bewertungen auf Trustpilot (28 Prozent) und Google (28 Prozent).

 

Kay Dallmann, Senior Vice President Sales & Global Markets bei Riverty, sagt: »Unsere Umfrage zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht einfach blindlings online bezahlen, nur weil sich ihnen die Option dazu bietet. Sie überlegen vielmehr, ob ein Zahlungsanbieter vertrauenswürdig ist, zur persönlichen finanziellen Situation passt und auf Transparenz und Sicherheit setzt.«

 

Das verstehen die Deutschen unter finanzieller Nachhaltigkeit (Copyright: Riverty)

 

Finanzielle Nachhaltigkeit 

Finanzielle Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, das sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es geht darum, private Finanzströme in nachhaltigere Wirtschaftsaktivitäten zu lenken. Aber was genau bedeutet das?

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Sustainable Finance – dieser Begriff steht EU-weit für das Ziel, die Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaftstransformation zu fördern. Konkret geht es darum, den Finanzsektor so auszurichten, dass er die Ziele des Pariser Klimaabkommens unterstützt und die Wirtschaft CO2-ärmer, widerstandsfähiger und ressourceneffizienter macht1.

Die BaFin hat bereits 2019 ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlicht. Darin werden Leitfragen und Beispiele präsentiert, die Unternehmen im Finanzmarkt dabei unterstützen sollen, Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Strategien, der Unternehmensführung und im Risikomanagement zu berücksichtigen. Dieses Merkblatt dient nun als Richtschnur für verbindliche Regelungen, wie beispielsweise die Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Banken (MaRisk)1.

Die EU-Taxonomieverordnung ist ein weiterer wichtiger Schritt. Sie zielt darauf ab, eine Klassifikation von ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten zu etablieren. Damit soll sichergestellt werden, dass Investitionen in wirklich nachhaltige Projekte fließen. Denn nur in einem funktionsfähigen, stabilen Finanzsystem kann ausreichend Kapital in nachhaltige Investitionen gelenkt werden2.

Die BaFin hat das Thema Nachhaltigkeit zu einem ihrer zehn Mittelfristziele erklärt. Sie analysiert finanzielle Risiken, die sich für die von ihr beaufsichtigten Unternehmen rund um das Thema Nachhaltigkeit ergeben, und setzt sich dafür ein, irreführende Vermarktung zu bekämpfen1.

Insgesamt geht es darum, den Finanzsektor aktiv in die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft einzubinden – eine Herausforderung, die sowohl Risiken als auch Chancen birgt. 🌿🌍

Genki Absmeier

 

Weitere Informationen
(1) Nachhaltigkeit: Daran kommt niemand mehr vorbei – BaFin. https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2022/Beitraege_Sustainable_Finance_2022/fa_bj_2212_Sustainable_Finance.html .
(2) Sustainable Finance – Was hat das Finanzsystem mit den …. https://bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2020/05/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-3-sustainable-finance.html .
(3) BaFin – Sustainable-Finance-Strategie der BaFin. https://www.bafin.de/DE/DieBaFin/Sustainable_Finance_Strategie/SF_Strategie_node.html.

 

754 Artikel zu „Nachhaltigkeit Finanz“

Mehr Nachhaltigkeit im und durch den Finanzsektor

Die Finanzdienstleistungsbranche hat sich das Ziel »Netto-Null« auf die Fahnen geschrieben: 67 Prozent der Unternehmen des Sektors erwarten, dass sich ihre Nachhaltigkeitsbemühungen bis 2025 positiv auf ihre finanzielle Performance auswirken werden, so eine Studie von Cognizant und Oxford Economics [1]. Leider bleiben die Maßnahmen der Branche in diesem wichtigen Bereich hinter den Erfordernissen zurück. Obwohl…

Kommunen finanziell schlecht gerüstet für Nachhaltigkeitswende

Die Kommunen in Deutschland haben im Jahr 2022 einen Überschuss erwirtschaftet. Allerdings bleiben die Städte und Gemeinden abhängig von Konjunktur und Bundespolitik und die regionalen Unterschiede sind groß. Viele Kommunen werden damit ihrer Verantwortung für die Nachhaltigkeitswende nicht gerecht werden können.   Nur auf den ersten Blick haben sich die Kommunalfinanzen im vergangenen Jahr günstig…

Nachhaltigkeit als zentraler Aspekt – Die Zukunft der KI-Infrastruktur wird wahrscheinlich ein Hybridmodell sein

Supermicro bringt Innovationen für die IT-Infrastruktur in den Bereichen Enterprise, Cloud, KI, Metaverse und 5G Telco/Edge oft als Erster auf den Markt. Der Anbieter von IT-Gesamtlösungen im Rack-Scale-Format achtet besonders auf ein umweltfreundliches und energiesparendes Portfolio von Servern, Speichersystemen, Switches und Software. Wir sprachen mit Thomas Jorgensen, Senior Director Technology Enablement bei Supermicro über die Entwicklung und die Marktposition, den KI-Trend und die speziellen Anforderungen an die Infrastruktur, über Nachhaltigkeit, Flüssigkühlungslösungen und die Zukunft von Rechenzentren.

Wie intelligente Datenstrategien den Finanzsektor transformieren können

Traditionelle Geldinstitute haben es häufig schwer, in der digitalen Welt mit Neobanken und FinTechs zu konkurrieren. Letztere haben oft die innovativeren Angebote und können damit vor allem bei jungen Zielgruppen punkten. Otto Neuer, Regional VP und General Manager von Denodo zeigt, in welchen Bereichen etablierte Institute aufholen können und sollten und warum eine solide Datenstrategie…

Potenzial von Finanztaxonomien beim Übergang zur Klimaneutralität noch nicht voll ausgeschöpft

DIW-Studie beleuchtet nachhaltige Finanztaxonomien in 26 Ländern und Wirtschaftsregionen weltweit anhand verschiedener Kriterien. Nicht alle Konzepte sind geeignet, um den Übergang zur Klimaneutralität zu unterstützen. EU-Taxonomie schneidet gut ab. Weltweite Harmonisierung der Taxonomien unerlässlich.   Finanztaxonomien klassifizieren wirtschaftliche Aktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit und schaffen damit Transparenz und Orientierung für klimafreundliche Investitionen. So können sie einen…

Finanzplanung für Gründer – mit dem richtigen Businessplan bei Banken und Investoren punkten

Die Finanzierung für das geplante Unternehmen zu finden, ist mit viel Vorbereitung verbunden. Ein guter Businessplan ist der Anfang – vor allem auf eine solide Finanzplanung legen Banken und Investoren großen Wert, wenn es um die Vergabe von Krediten und Fördermitteln geht. Auf folgende Punkte kommt es an.   Finanz-Know-how – wichtig für den langfristigen Erfolg Wer…

In KI und Nachhaltigkeit für sichere und konforme Lieferketten investieren

Globale Lieferketten mit ihren eng getakteten Netzwerken und weltweit verteilten Lieferanten- und Kundenstrukturen sind momentan so fragil wie nie. Personalmangel, unsichere Transportwege, Streiks, geschlossene Häfen oder Naturkatastrophen sind weitere Auslöser, die dafür sorgen, dass globale Lieferkettenstörungen mittlerweile fast schon zum Alltag gehören und es Unternehmen zunehmend schwer machen, präzise zu planen. Um ihre Umsatzziele auch…

Kritik an M365-Einführung: Finanzkontrolle empfiehlt On-Premises-Software

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) empfiehlt dem Bund, Microsoft Office so lange wie möglich ohne Cloud-Anbindung zu nutzen. Die bisherige Annahme, dass ein lokaler Betrieb der Microsoft-Office-Produktpalette ab 2026 nicht mehr möglich ist, könnte sich als falsch erweisen. Die mit der Cloud-Nutzung verbundenen – aus Sicht der EFK teilweise erheblichen – Risiken seien zum Zeitpunkt der…

ESG-Berichtssoftware: Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen

Unternehmen stehen unter wachsendem Druck von Behörden, Mitarbeitern und Kunden, ihre Performance in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance = ESG) zu verbessern. Mit Hilfe von intelligenter Automatisierung und einer ESG-Berichtssoftware können sie die Anforderungen in Angriff nehmen.   Die Rolle von ESG-Berichtssoftware ESG-Compliance bezieht sich auf die Erfassung, Messung, Veröffentlichung…

Green Coding: Mehr Nachhaltigkeit durch Daten-Streaming

Wie können Unternehmen umweltfreundlichere Programmierpraktiken einführen und wie passt Daten-Streaming in diese nachhaltige Zukunft?   Es ist heute kein Geheimnis mehr, dass Big Data erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Daten tragen dazu bei, Prozesse zu rationalisieren, umweltpolitische Entscheidungen zu treffen und neue, nachhaltigere Arbeitsweisen zu entwickeln. Für jedes Gigabyte, das dabei in der…

Vier Schritte zu einem CSRD-konformen Nachhaltigkeitsreporting

Bis spätestens 6. Juli diesen Jahres müssen die EU-Mitgliedsstaaten die CSRD-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt haben. Auch produzierende Unternehmen sollten daher einen Plan entwickeln, den neuen Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung so bald wie möglich nachkommen zu können. Was sie brauchen, ist eine Strategie zum Sammeln von Daten und Erstellen der Reports. Diese kann in vier Stufen…

Versicherungs- und Finanzplattform: Rechtssichere Vertragsabschlüsse – volldigital und in Echtzeit

Die junge Kundengeneration stellt andere Anforderungen an Dienstleister als ihre Eltern, sie will eine größere Flexibilität, individuellere Produkte und besseren Service. Mit einer eventbasierten Softwareplattform können Versicherer und Finanzdienstleister die technische Seite dieser Anforderungen umsetzen: Über intelligente Antragsstrecken werden Vertragsabschlüsse vom Smartphone in Echtzeit möglich – inklusive Validierung und Plausibilisierung der Daten im Hintergrund –…

CSRD: Nachhaltigkeitsvorschriften treiben den Wandel in der Unternehmensberichterstattung voran

Umfrage zeigt, dass Unternehmen die freiwillige Einhaltung der CSRD planen; Praktiker glauben, dass sich die integrierte Berichterstattung positiv auf die Leistung auswirkt.   Die Mehrheit (81 %) der Unternehmen, die nicht der Richtlinie der Europäischen Union zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) unterliegen, beabsichtigen, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung teilweise oder vollständig an die Anforderungen der Richtlinie anzupassen. Dies ergab eine…

Welche Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen Deutschland?

https://de.statista.com/infografik/32032/umfrage-zu-interesse-an-nachhaltigkeits-themen-in-deutschland/ Im Schnitt entfallen laut Eurostat auf jeden Menschen in Deutschland pro Jahr 131 Kilogramm Lebensmittelabfälle – das entspricht einer Gesamtmenge von elf Millionen Tonnen. Ein Gutteil dieser Abfälle ließe sich laut einer vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Thünen-Institut veröffentlichten Studie vermeiden. Ein Thema das viele Konsumentinnen und Konsumenten beschäftigt, wie eine…

GenAI im Finanzsektor: Eine Revolution der Automatisierung und Entscheidungsfindung

Laut Forbes [1] ist Generative AI (GenAI) eines der wichtigsten Anwendungsgebiete der Artificial Intelligence. Sie ist in der Lage, aus einer enormen Menge an Informationen neue Inhalte zu generieren, von denen Kunden und Mitarbeiter von Finanzinstituten gleichermaßen profitieren. Wichtig ist dabei, dass die Trainingsdaten korrekt, überprüfbar und möglichst umfassend sind. GenAI dient als Verstärker menschlicher…

IT Sustainability 2023: IT in vielen Unternehmen an der Speerspitze von Nachhaltigkeitsinitiativen 

Beinahe alle befragten Unternehmen kümmern sich um die Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen. IT-Nachhaltigkeit steht bei der Mehrheit an erster Stelle. 50 Prozent von ihnen befinden sich allerdings noch in den Anfangsphasen der Implementierung. Mangel an notwendigen Tools und Expertise sind Top-Herausforderungen.   97 Prozent der Unternehmen haben Nachhaltigkeitsinitiativen umgesetzt, stecken derzeit mittendrin oder planen sie zumindest.…

Große Mehrheit der Unternehmen rückt Nachhaltigkeit ins Zentrum

Unternehmen arbeiten mit Hochdruck daran, Daten über ihre Nachhaltigkeit und ihren Klimafußabdruck zu erheben. 67 Prozent erkennen darin die Chance, die eigene Organisation weiterzuentwickeln. Bereit für diese neuen Pflichten fühlt sich jedoch nur gut ein Drittel der Unternehmen. Den Investitionsbedarf zur Finanzierung der Transformation sehen die Unternehmen als hoch an, mehr als die Hälfte von…

83 Prozent der KMU legen Wert auf Nachhaltigkeit, aber nur 8 Prozent legen Berichte vor

KMU und Nachhaltigkeit: vom Reporting zum Handeln.   Immer mehr KMU stellen die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit. Das belegt eine von Sage, ICC und PwC veröffentlichte Studie, für die weltweit 16.423 kleine und mittelständische Unternehmen befragt wurden. KMU erzielen bereits Erfolge auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, sind aber oft nicht in der Lage, diese…