Warum dezentralisiertes Arbeiten dezentralisierte Daten erfordert – Veränderungsbereitschaft

Der sprunghafte Anstieg von Remote Work hat die Arbeitswelt weltweit für immer verändert und wird langfristige Folgen für Unternehmen, einzelne Mitarbeiter und speziell für IT-Abteilungen haben. Die letzten Monate haben gezeigt, dass Betriebe in den meisten Fällen gut beraten sind, gewohnte Praktiken zu überdenken und Prozesse dem »New Normal« anzupassen.

Noch vor weniger als zwei Jahren, vor der Covid-19-Pandemie, war es durchaus üblich für Unternehmen, täglich mehrere hundert Gigabyte hochgranularer CPU-Leistungsmetriken von jedem Endpunkt zu sammeln. Dies erschien damals ineffizient und verschwenderisch, doch viele Betriebe rechtfertigten dies mit der Begründung, Bandbreite und Speicher seien nicht sonderlich teuer. Wir wissen, was danach geschah. Millionen von Endpunkten wechselten in häusliche Breitbandnetze, und plötzlich wurde die Bandbreite für Unternehmen zu einer echten Herausforderung.

Sobald Firmen dem »Pandemie-Überlebensmodus« entkommen und wieder das langfristige Wachstum in den Blick rückt, sollten sie deswegen dringend die Verwaltung ihrer Informationstechnologie überdenken. Denn in Zeiten, in denen Millionen von Menschen jetzt von zu Hause aus auf Netzwerke zugreifen, teilweise mit privater oder ungeprüfter Ausrüstung, ist die Zahl der dezentralen Geräte – und der entsprechenden Daten – dramatisch gestiegen. Im letzten Quartal des Jahres 2020 wurden weltweit mehr als 385 Millionen Smartphones [1] und 80 Millionen PCs [2] ausgeliefert – fast 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Leider haben viele Unternehmen nicht Schritt gehalten, was die Verwaltung dieser Geräte angeht.

Der herkömmliche Data-Lake-Ansatz, bei dem davon ausgegangen wird, dass sich die meisten Endgeräte hinter der Unternehmens-Firewall befinden und an einem zentralen Ort verwaltet werden können, hatte schon lange vor der Pandemie an Relevanz verloren. Der Umstieg auf Telearbeit machte ihn aber praktisch über Nacht obsolet. 

Daten an den Endpunkten verwalten. Da Unternehmen darauf angewiesen sind, dass Mitarbeiter Daten über zunehmend verteilte Netzwerke hinweg erstellen und nutzen, besteht die effizienteste Lösung darin, diese Daten stattdessen auf den Endpunkten zu verwalten, welche die Angestellten tatsächlich nutzen. 

Dieser dezentrale Ansatz, bei dem die Daten an der Edge bleiben, hat mehrere Vorteile:

  • Höhere Geschwindigkeit: Man stelle sich einen typischen Sicherheitsvorgang vor, wie etwa die Anmeldung eines Domain-Administrators auf einem bekanntermaßen kompromittierten Endpunkt. Bei einem herkömmlichen Data-Lake-Ansatz in einem modernen Unternehmen mit mehreren Standorten müssen zu diesem Zweck Login- und Endpunktdatensätze in den Speicher verschoben, die Datensätze normalisiert und eine Übereinstimmung erkannt werden – ein Prozess, der bis zu 45 Minuten in Anspruch nehmen kann. Die gleiche Antwort an der Edge zu erzeugen dauert nur 15 Sekunden.
  • Kosteneinsparungen: Data Lakes erfordern ein erhebliches Maß an Infrastruktur, unabhängig davon, ob sie als Service bezogen oder lokal aufgebaut werden. Beim dezentralen IT-Management werden stattdessen intelligente Fragen an einzelne Endpunkte gestellt, was weit weniger Ressourcen erfordert – Einsparungen, die für überlastete mittelständische Unternehmen immer wichtiger werden. 
  • Geringeres Risiko: Alle Metriken und Ereignisse der Welt nützen nichts, wenn sie unzugänglich in einem Datensee versunken sind. Wenn der Endpunkt lernt, die wichtigen Dinge selbst zu melden, können Unternehmen Ressourcen für Ereignisse mit höherer Priorität und höherem Risiko sparen.

Dezentrales Gerätemanagement. Um zu einem moderneren Ansatz zu gelangen, der Zeit und Geld spart und die Risiken verringert, sollten Unternehmen also idealerweise auf ein dezentrales Gerätemanagement umsteigen. Doch wie lässt sich dies bewerkstelligen?

1. Unterstützung gewinnen

Jede Veränderung erfordert starke Allianzen und Zustimmung im gesamten Unternehmen. Insbesondere benötigt die Geschäftsleitung Beweise, dass die Veränderung dem Unternehmen einen nachweisbaren Nutzen bringen wird, sei es durch eingesparte Kosten, erhöhte Produktivität oder einen anderen messbaren ROI. IT-Manager, die auf ein dezentrales Gerätemanagement-Modell umsteigen möchten, sollten sich deshalb mit entsprechenden Argumenten wappnen, ausgehend vom finanziellen und personellen Aufwand sowie den Beschränkungen, die die herkömmlichen Ansätze speziell in ihrer Umgebung verursachen. Außerdem sollten sie eine klare Roadmap vorlegen können, die zeigt, wie der Umstieg vonstattengehen soll und wie das Momentum des neuen Paradigmas auch nach der Umsetzung aufrechterhalten werden kann. 

2. Die richtigen Tools
und Technologien beschaffen

Die richtige Technologie ist entscheidend für den bleibenden Erfolg eines dezentralen Managementmodells. Bei der Planung der Umstellung und der langfristigen Umsetzung sollten die IT-Verantwortlichen stets die Endziele im Auge behalten: Geschwindigkeit, Kosteneinsparungen und Verringerung der Risiken. Um einen Nutzen zu haben, müssen die Tools vor allem schnell, effektiv und flexibel sein. Ein Produkt, das bei einer Funktion hervorragend abschneidet, aber für nichts anderes verwendbar ist, wird sich schwer rechtfertigen lassen. Ebenso wenig ist ein Produkt tauglich, das zwar theoretisch alles kann, aber keine sofort verfügbaren Funktionalitäten bietet. Edge-Tools sollten in der Lage sein, unverzüglich Fragen zu beantworten und praktisch umsetzbare Informationen zu liefern, ohne die Teams auf einige wenige Anwendungsfälle festzulegen. 

3. Die Menschen mitnehmen

Die Umstellung auf ein dezentrales IT-Management-Modell erfordert mehr als nur eine Änderung der Datenarchitektur der Unternehmen: Die Mitarbeiter müssen auf diese Architektur auch anders reagieren, neue Fähigkeiten entwickeln und Veränderungsbereitschaft demonstrieren. Bei jedem Paradigmenwechsel, auch in der IT, muss die menschliche Seite genauso berücksichtigt werden wie die technische, wenn nicht sogar mehr. Kleine, schnell erzielbare Nutzeffekte und nachweisbare Ergebnisse sind hier der Schlüssel zum Erfolg.

Im Jahr 2021 arbeiten Millionen von Menschen von zu Hause aus, und so war es niemals wichtiger, alle Geräte, auch die Geräte an der Peripherie, zu verwalten, zu überwachen und abzusichern. In der heutigen Situation greifen die Ansätze von gestern zu kurz. Wenn die Daten am Rand des Netzwerks bleiben, können Betriebe zum einen die wichtigen Dinge sehen sowie darauf reagieren und zum anderen Zeit und Kosten sparen und die Risiken reduzieren. Dies wiederum versetzt das Unternehmen in die Lage, seinen Kunden besser gerecht zu werden und die Einsparungen zu nutzen, um in Innovation und langfristige Stabilität zu investieren.

 


Jack Coates,
Senior Director of Product Management
bei Tanium

 

[1] https://www.idc.com/getdoc.jsp?containerId=prUS47410621
[2] https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2021-01-11-gartner-says-worldwide-pc-shipments-grew-10-point-7-percent-in-the-fourth-quarter-of-2020-and-4-point-8-percent-for-the-year

 

Illustration: © MJgraphics/shutterstock.com

 

783 Artikel zu „Edge Computing“

Edge Computing wird zur strategischen Notwendigkeit

Eine jüngst von Lumen Technologies und der Intel Corporation gesponserte weltweite Studie des Analystenunternehmens IDC Corporation besagt, dass bis zum Jahr 2023 über 50 Prozent neuer Enterprise-IT-Infrastrukturen nicht mehr in Rechenzentren, sondern im Edge-Bereich angesiedelt sein werden. Bis zum Jahr 2024, so die Studie weiter, wird die Anzahl der Anwendungen im Edge-Bereich um 800 Prozent…

Cloud Computing und Edge Computing: Wachsende Märkte

Die Studie »From Cloud to Edge« prognostiziert den Aufstieg von Edge Computing und enthüllt die wichtigsten Trends im Cloud-Computing-Markt. Cloud Computing wird bis 2025 den Markt für IT-Infrastruktur anführen, Edge Computing entwickelt sich zu einem exponentiell wachsenden Markt – so das Fazit der Reply Studie »From Cloud to Edge« [1]. Die Studie untersucht den Einsatz…

Edge Computing avanciert zum gewichtigen Pendant der Cloud: 5 Trends, die Edge vorantreiben

Das Bild der primitiven Edge, die bloß Daten weiterleitet, ist überholt. Denn Edge Computing spielt in den verteilten Infrastrukturen des Internet of Things (IoT) eine zunehmend wichtige Rolle. Dabei funktioniert die Technologie nach folgendem Prinzip: Lokale Geräte verarbeiten Daten wie Sensormesswerte direkt und führen eine Geschäftslogik aus, ohne Daten an einen Server zu übertragen. Eine…

Edge Computing: Dezentralisierte Netzarchitekturen beschleunigen Anwendungen und Dienste

Die Unternehmens-IT verändert sich – wieder einmal. Nach der Mainframe-Ära, der verteilten Datenverarbeitung mit Client-Server-Modellen und der Rezentralisierung in die Cloud steht nun erneut ein dezentraler Ansatz im Mittelpunkt: das Edge Computing. Indem Anwendungen, Daten und Dienste vom Core-Rechenzentrum zu den äußeren Rändern des Netzwerks verlagert werden, lassen sich Workloads wesentlich schneller und effektiver verarbeiten.…

Edge Computing: Latenzfreie Datenverarbeitung am Rande der Cloud

So bringt Edge Computing den entscheidenden Vorteil für zeitkritische Datenverarbeitung. Der Großteil der Datenverarbeitungsprozesse in Unternehmen findet mittlerweile in der Cloud statt. Hier ist es möglich, passgenau zugeschnittene Angebote eines Cloudanbieters in Anspruch zu nehmen und so komplett auf eigene, betriebsinterne Server verzichten zu können. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Speicherkapazität ist leicht…

Cloud-Trends 2018: Fachkräftemangel, Edge Computing und Cloud-Infrastruktur

Die ungewisse politische Lage und die Vorschriftenänderungen könnten 2018 für Unternehmen zu einem unberechenbaren Jahr machen. Die richtige Mischung von pragmatischer Kreativität und Initiative zu finden wird von zentraler Bedeutung für Unternehmen sein, weil diese auch in diesem Jahr danach streben werden, flexible, bewegliche und regelkonforme Leistungsmöglichkeiten zu entwickeln. Mark Lewis, EVP Products & Development…

Edge Computing – oder wie Netzwerke intelligenter werden

Ein Beitrag über Chancen, Hindernisse und Trends dieses Lösungsansatzes.   Die wachsende Digitalisierung und Globalisierung erfordert immer modernere IT-Umgebungen: transparent, kostengünstig, einfach zu managen sollen sie sein und sich gleichzeitig flexibel an den Geschäftsbedarf anpassen lassen, um nur ein paar Anforderungen zu nennen. Hybride Cloud-Strukturen waren und sind dann in vielen Fällen das Mittel der…

Vier zentrale Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen

Mithilfe der Ergebnisse aus dem Forschungsbericht »Vier Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen« können Anforderungen besser eingeschätzt und Infrastrukturen optimiert werden.   Im Forschungsbericht »Vier Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen« werden Anwendungsfälle rund um das Thema Edge Computing untersucht, aus denen sich vier zentrale Archetypen für Edge-Anwendungen und die dafür erforderliche Technologie ableiten lassen. Experten von…

Zscaler erweitert Zero-Trust-Security-Portfolio um ZPA Private Service Edge und Browser Isolation

Innovationen der Zero-Trust-Exchange-Plattform, Ressourcen und Best Practises überwinden die Hürden der Einführung von Zero Trust und beschleunigen die digitale Transformation. Zscaler, Anbieter von Cloud-Sicherheit, kündigt Innovationen für die Zscaler Zero-Trust-Exchange-Plattform an und rundet das Portfolio durch neue Angebote zur Sicherung digitaler Unternehmen ab. Neue Sicherheitslösungen, Ressourcen für IT-Führungskräfte sowie Implementierungsleitfäden zur Beschleunigung der Zero-Trust-Adaption werden…

Neue Digitalisierungskonzepte: Mit multifunktionaler Edge-Appliance zum papierfreien Office 

In einigen Unternehmen und Organisationen gilt das Faxen nach wie vor als Standardmethode, um wichtige Dokumente mit Partnern und Kunden auszutauschen. Lange Zeit lag dies an einer mangelhaften digitalen Infrastruktur, die das elektronische Versenden und Empfangen von Nachrichten unmöglich machte. Inzwischen ist die Digitalisierung aber weiter fortgeschritten und das Faxen veraltet. Durch das Faxgerät sind…

Edge-Technologien als Chance für den Netzausbau im ländlichen Raum

Mangelnder Breitbandausbau, das Fehlen von schnellem Internet und 5G-Mobilfunk sorgen seit langem für Diskussionsstoff im Kontext der zunehmenden Digitalisierung. Deutschland liegt beim Thema Datenautobahn im Vergleich weit zurück. Benötigt wird eine Breitband-Infrastruktur, die mit der Digitalisierung Schritt hält – und dies nicht nur in Großstädten, sondern flächendeckend auch in ländlichen Gebieten. Doch gerade in dünn…

Wireless Network Edge Solutions für mehr Flexibilität und Produktivität im Geschäftsalltag

Cradlepoint expandiert in den DACH-Markt: Ernennung von Jan Willeke zum Area Director Central Europe. Cradlepoint, ein Anbieter von Cloud-basierten 4G LTE- und 5G-Wireless Network Edge Solutions, hat im Rahmen seiner neuen strategischen Ausrichtung für den DACH-Markt sein Sales Management-Team erweitert. Das Unternehmen hat Jan Willeke zum Area Director Central Europe ernannt, der langjährige Erfahrung aus…

5G und Intelligent Edge – was erwartet uns 2021?

Illustration: Absmeier,   Autonome Fahrzeuge, Drohnen, Telemedizin und Industrie 4.0 – die Welt bewegt sich am intelligenten Netzwerkrand. Anwendungen erfordern den Umgang mit riesigen Datenmengen für fundierte Entscheidungen und immer mehr Aktivitäten müssen autonom und in Echtzeit stattfinden. Funktionen, die künstliche Intelligenz und Machine Learning nutzen, sind unabdingbar für die Realisierung solcher Anwendungen. Gleichzeitig bilden…

Datensicherheit von der Edge über Core bis in die Cloud – Modernes Datenmanagement

Seit drei Jahrzehnten gibt Veritas den Weg vor, wie sicheres und Compliance-konformes Datenmanagement funktioniert. Das Herzstück ist dabei die Lösung NetBackup, die aktuell in Version 8.3 verfügbar ist und Unternehmen die Freiheit gibt, ihre Anwendungen und IT-Infrastruktur unabhängig von der darunterliegenden IT-Architektur noch ausfallsicherer zu betreiben.

Sichere Kollaboration über Cloud-Dienste: Das Zero-Knowledge-Prinzip

Daten speichern und teilen – in einer mobilen Arbeitswelt sollte das möglichst von überall aus funktionieren. Cloud-Speicher versprechen hier Flexibilität zu transparenten, bedarfsgerechten Kosten. Doch sind Cloud-Speicher auch sicher genug und kommen sie als Alternative zum eigenen Unternehmensserver infrage? Die Arbeitswelt ist flexibler geworden – und das nicht erst in den letzten Monaten, als kurzfristig…

Multi-Cloud und Edge stehen an der Spitze der Prioritätenliste für IT-Entscheider

Obwohl nahezu die Hälfte der IT-Entscheidungsträger weltweit den Umstieg auf eine Multi-Cloud-Architektur planen, werden derzeit noch weniger als 20 Prozent der Unternehmensumgebungen über mehrere Clouds hinweg betrieben. Equinix hat die Ergebnisse einer internationalen Umfrage bekanntgegeben, auf deren Grundlage die aktuellen zentralen IT-Trends aus Sicht führender IT-Entscheider erhoben wurden [1]. Die Ergebnisse der Studie, an der…