Zukunft des Einzelhandels: Von der Einkaufsstraße zur digitalen Konvergenz

https://pixabay.com/de/

Mit Black Friday und Cyber Monday begann die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts für den Einzelhandel. Der Handelsverband Deutschland (HDE) schätzt den Umsatz an den Aktionstagen auf 3,1 Milliarden Euro, 1,05 Milliarden davon geben Verbraucher bereits für Weihnachtseinkäufe aus. Das gesamte Weihnachtsgeschäft bilanzierte der HDE im Vorjahr mit 99,4 Milliarden Euro (18,9 Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel) und rechnet in diesem Jahr mit 102,4 Milliarden Euro.

Heruntergebrochen werden die Verbraucher nach einer Statista-Prognose 2019 durchschnittlich 281 Euro ausgeben, wovon Fachgeschäfte und Fachmärkte voraussichtlich mehr als ein Drittel (etwa 92 Euro) für sich verbuchen. Das würde einem Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen.

Rückblickend kauften Online-Shopper im Jahresendspurt 2018 für 13,3 Milliarden Euro ein (13 Prozent des Einzelhandelsumsatzes). Über das gesamte vergangene Jahr betrachtet setzte der E-Commerce 53,4 Milliarden Euro (zehn Prozent des Einzelhandels) um. Das Online-Portal t3n schätzt den E-Commerce-Markt allerdings größer ein, als ihn aktuelle Erhebungen abbilden.

Die Symbiose von On- und Offline-Handel

Im harten Wettbewerb um die Verbrauchergunst punktet der Online-Handel durch bequemen Lieferservice nach Hause, den schnellen Preisvergleich und die Angebotsvielfalt. Der stationäre Handel hält mit seinen Stärken in der Beratung, im Kundendienst und dem Mitnahmeeffekt der Ware dagegen. Das Online-Shopping hat jedoch eine Disruption im Handel ausgelöst, deren Fortsetzung wir nun in den ersten Omnichannel-Ansätzen erleben.

Der Omnichannel-Einzelhandel führt das Kundenerlebnis (Customer Experience) online und im Laden zusammen. So können sich die »Einkaufsreisen« nahtlos zwischen Online-Shops, Social Media, gezielter Werbung, mobilen Apps und stationären Einzelhandelsgeschäften bewegen. Experten sehen Omnichannel als eine Maßnahme, sich gegen knappe Margen sowie sinkende Kundenfrequenz zu wappnen. Den Symbioseeffekt von On- und Offline-Handel beziffert eine ICSC-Studie für den US-amerikanischen Markt: Demnach geben Kunden zusätzlich durchschnittlich 167 US-Dollar online aus, nachdem sie zuvor 100 US-Dollar im Geschäft vor Ort für Waren bezahlt haben.

Modernisieren von IT und Datenmanagement

Die traditionellen Einzelhändler, die den Handlungsbedarf erkennen, verlagern zunehmend wichtige IT-Infrastrukturen in die Cloud. Dadurch können sie Nachfrage und schwankenden Umsatz skalieren. Wie sich die IT modernisieren und zugleich ein effizientes Datenmanagement aufbauen lässt, zeigt das Beispiel Tavria V. Das ukrainische Unternehmen betreibt Einkaufszentren und Supermärkte, die über 60.000 Produktlinien anbieten. Dutzende von geschäftskritischen Anwendungen stellen hohe Daten-I/O-Anforderungen. Ansatzpunkte bildeten die Virtualisierung dieser Anwendungen in einer Private Cloud, der Umstieg auf All-Flash-Speicher von NetApp und die damit verbundene Daten-Deduplizierung. In Summe reduzierte sich das Datenvolumen so auf ein Achtel. Die installierte NetApp SolidFire Storage-Lösung befähigt zum Anwenden von Quality-of-Service Profilen, was sich in höherer Stabilität und schnellerem Datenzugriff äußert. Mit seiner neuen Scale-Out-Architektur kann Tavria V nun die künftige Expansion kalkulieren.

Generell müssen die IT-Systeme von Einzelhandelsunternehmen eine Ware in der Produktion, die Produktseite in ihrem E-Commerce-Shop und das Produktfoto in einer Online-Werbung als ein und dasselbe Produkt verstehen. Der Weg dahin führt über das Optimieren der Datensätze, die sie erzeugen. Zudem sollte ihr Fokus auf dem Vereinheitlichen doppelter Daten, dem Rationalisieren der Datenbankstrukturen und im Aufbrechen von Informationssilos liegen. Aus dieser Situation ergibt sich folgendes Vorgehen. Zuerst führt eine Firma ihre Daten zusammen. Im nächsten Schritt steht das Vereinen von Offline- und Online-Kanälen an. Die resultierende digitale Konvergenz schafft die Voraussetzung, künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen.

KI geht über die bekannte Personalisierung hinaus

KI wird das Einkaufen weiter personalisieren. Im Online-Shopping funktioniert das Upselling nach dem Motto »Kunden kauften auch«. Analog lassen sich auch Daten aus dem stationären Handel erheben, analysieren und anwenden: von der Anzahl der Kunden, die einen Laden besuchen, über den Weg, den sie im Shop zurücklegen, bis hin zur Interaktion mit verschiedenen Produktlinien. In die Auswertung lassen sich externe Faktoren einbinden, die das Einkaufsverhalten beeinflussen. Darunter fallen beispielsweise Wetter- oder Sportereignisse sowie kulturelle Trends oder Faktoren, die sich auf bestimmte Käufergruppen oder den Standort eines Ladens beziehen. Die KI-gestützte Analytik führt schließlich zu ursachenbasierten Einkaufsvorhersagen wie »Menschen kaufen y wegen x«. So spricht ein Produkt, das einen geringen Transportweg zurücklegt oder in der Region hergestellt wird, Verbraucher an, denen das Verringern der CO2-Emissionen wichtig ist. KI befähigt zu dieser gezielten Kundenansprache.

Nicht nur Off- und Online-Shopping nähern sich an

Sechs von zehn Unternehmen haben ihren Service im Einzelhandel deutlich verändert, um Kunden eine nahtlose und kanalübergreifende Kommunikation zu ermöglichen. Zu diesem Zwischenstand kommt eine Bitkom-Erhebung. Im Nutzen digital konvergenter Daten sowie Kanäle liegt die Zukunft des Einzelhandels. Im Zuge dessen werden sich zwei Effekte einstellen. Zum einen wird sich der Omnichannel-Einzelhandel etablieren, der KI nutzt. Anderseits ist davon auszugehen, dass sich Off- und Online-Shopping weiter annähern. Bereits jetzt liefert der Einzelhandel Anschauungsunterricht für andere Branchen wie den Finanz-, Medizin- und Verkehrssektor. Auch dort stellt sich die Frage, wie sich der Zugriff auf kontextbezogene Erkenntnisse über die Bedürfnisse von Personen auswirken wird.

 

188 Artikel zu „Omnichannel“

Omnichannel-Experience: Kunden wollen nahtlos mit Unternehmen kommunizieren

Angenommen, Sie sind Marketingverantwortlicher eines B2C-Unternehmens, schreiben einen Kunden an und unterbreiten ihm ein zeitlich begrenztes Angebot. Dieser meldet sich beim Servicecenter, um die Bedingungen zu klären. Da die meisten Anrufe nach wie vor aus dem Festnetz eingehen und viele Telefonnummern unterdrückt werden, kann das CRM-System den Anrufer nicht identifizieren – der Kunde muss seine…

Banken und Big Data – Datenschätze für eine erfolgreiche Omnichannel-Strategie richtig nutzen

Heute haben Unternehmen Zugang zu einer noch nie dagewesenen Menge an Daten. Neue Analysemethoden ermöglichen es, diese Informationen zu nutzen, um Geschäftsmodelle anzupassen und neue Strategien zu entwickeln. Denn Unternehmen möchten einen effizienten Weg finden, Big Data zu nutzen, um daraus Wettbewerbsvorteile zu ziehen. Diese Entwicklung hat zu einem großen Hype um Big Data, dem…

Multi-, Cross- und Omnichannel: Wie sieht der Onlinehandel von morgen aus?

Egal ob das neueste Gadget, die Waschmaschine oder aktuelle Fashiontrends – der erste Weg führt den Verbraucher meist ins Internet. Das Ergebnis: E-Commerce boomt weiter. In den letzten zehn Jahren stiegen die E-Commerce-Umsätze im B2C-Segment um fast 200 Prozent. So wurden 2016 44 Milliarden Euro über den Onlinehandel umgesetzt. Ob Mobile, Augmented Reality oder verstärkte…

4 Wege, wie Händler Omnichannel profitabler gestalten können

Es ist erst wenige Jahre her, da war Omnichannel-Handel nur ein Schlagwort und wurde überwiegend theoretisch diskutiert. Die Vorteile zusammengeführter Vertriebskanäle und die übergreifende Kundenerfahrung waren zwar schon damals klar ersichtlich. In der Realität konnten allerdings nur wenige Anbieter dieses Modell umsetzen. Heute dagegen gibt es bereits viele Omnichannel-Erfolgsstories. Entsprechend steigen die Erwartungen der Kunden…

»Omnichannel Trendreport«: Neue Ideen für Online-Händler

Auch 2016 steht im Zeichen des Omnichannel-Handels: Um den Kunden ein maßgeschneidertes Einkaufserlebnis bieten zu können, werden Unternehmen ihre verschiedenen Kommunikations- und Absatzkanäle auch zukünftig immer stärker miteinander vernetzen. Der »Omnichannel Trendreport« von Trendone für Ebay beleuchtet aktuelle E-Commerce-Trends und stellt insgesamt 31 Unternehmen vor, die mit ihren Cases in den Bereichen M-Commerce, Local Commerce,…

5 Trends im Omnichannel für Finanzdienstleistungen

Im ersten Teil der aktuellsten Studie hat ein Anbieter von Dienstleistungen, zur Herstellung von persönlichen Beziehungen zwischen Menschen und Marken, Einblicke in seine Erfahrungen mit seinen Kunden aus der Finanzdienstleistungsbranche gegeben. Nun ist es an der Zeit, über Trends zu sprechen. Es folgt die Zusammenfassung des zweiten Teils der Studie über die fünf Trends von…

Omnichannel-Vertrieb kombiniert mit einer integrativen Vertriebsstrategie

Es wird bestellt – abends auf dem Sofa oder in der Mittagspause. Mit dem Smartphone, über ein Tablet oder ganz klassisch mithilfe des Desktop-PCs. Online ist der Vertriebs- und Kommunikationskanal der Zukunft. Seit kurzem geht der Trend allerdings weg vom reinen Webshop hin zur Verschmelzung sämtlicher Kanäle zu einem Rundum-Einkaufserlebnis. Dem Kunden wird durch die…

Zukunft der Versicherungen: Neue Berufsbilder und neue Produkte durch Omnichannel

Omnichannel-Management stellt die Kundenbeziehung von Versicherern auf eine neue Grundlage. Versicherungen, die ihre Kundenkommunikation heute schon über alle Berührungspunkte integrieren und vernetzen, stellen sich zukunftssicher auf. Diese neue Form des Kundendialogs wird unsere Lebenswelten prägen – und damit auch die Erwartungen von Kunden an die Versicherung ihres Vertrauens. Der Omnichannel-Ansatz führt in Versicherungsunternehmen zu neuen…

Die Zukunft der Digital Experience: e-Spirit launcht Hybrid CMS

Interaktion mit Unternehmen und Marken, so wie sich es die Kunden heute wünschen! Mit dem erweiterten FirstSpirit Hybrid CMS (headless+) können Unternehmen ihre Zielgruppen weltweit an allen Touchpoints und in allen Sprachen begeistern – schnell, individuell, erfolgreich. e-Spirit, Hersteller der FirstSpirit Digital Experience Platform (DXP), hat sein funktionell stark erweitertes, hybrides (headless+) Content-Management-System (CMS) gelauncht…

IT-Vorhersagen für das Jahr 2020 und für 2025

Es ist in der Zukunft ein nahtloser Ansatz zur Verhinderung von Sicherheitsverletzungen durch gestohlene Zugangsdaten, missbrauchte Privilegien oder kompromittierte Fernzugriffe notwendig. Durch erweiterbare Privileged-Access-Management-Plattformen erfahren Organisationen eine einfache Skalierung ihrer Privilege-Security-Programme, um einer veränderten Bedrohungslage für Endpunkt-, Server-, Cloud-, DevOps- und Netzwerk-Umgebungen zu begegnen. Unternehmen brauchen eine erhöhte Visibilität und Kontrolle, um Risikobegrenzung, Compliance-Einhaltung und…

»Experience Gap«: Die große Kluft zwischen Erwartung und Erfüllung

Ratgeber Customer Experience Management: So schaffen Unternehmen Top-Kundenerlebnisse im Außendienst. Oberstes Ziel der meisten Servicedienstleister ist es, positive Kundenerfahrungen zu schaffen. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, gelingt in der Praxis nur wenigen Unternehmen. Laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Temkin bieten gerade einmal sechs Prozent der befragten Firmen herausragende Kundenerlebnisse. Die Folge ist die sogenannte…

SIEM-Lösungen – Schwächen und Angriffe erkennen

Datendiebstahl, gezielte Sabotage oder Überlastung von IT-Systemen können Unternehmen massiv gefährden. Wer sein Unternehmen schützen will, muss sein Unternehmensnetzwerk sehr genau beobachten, um unautorisierte Zugriffe anhand von Anomalien zu erkennen. Ein Security-Information- und Event-Management-System (SIEM) leistet dabei wertvolle Hilfe. Ein IT-Wachdienst, den man jetzt auch mieten kann.

Rechtssicherer Dokumentenaustausch mit NGDX – Sanfte Migration in die digitale Zukunft

Die Digitalisierung schreitet rasend schnell voran und mit demselben Tempo verändern sich auch die Anforderungen, denen Unternehmen, Organisationen und Behörden gegenüberstehen. Sie alle müssen sicherstellen, dass sensible Dokumente auf dem digitalen Weg rechts- und manipulationssicher ausgetauscht werden. Möglich wird dies durch den Einsatz von Dokumentenaustauschverfahren, anhand derer sich die bereits vorhandene Infrastruktur kosteneffizient, unkompliziert und sanft in die digitale Welt migrieren lässt.

Digitaler Posteingang heute: Standardisierte Dokumentenaufbereitung mit zentraler Konvertierungsinstanz

In der digitalen Posteingangsverarbeitung von heute ist es nicht damit getan, Dokumente entgegenzunehmen, auszulesen und an den zuständigen Sachbearbeiter weiterzuleiten. Vielmehr geht es darum, den Content von Beginn an komplett zu erhalten und daraus wichtige Daten zu extrahieren und zen­tral mitzuführen – sind sie doch die Grund­lage für alle nachgelagerten, automatisierten Prozesse im Input Management, auch und gerade auf der Basis von künstlicher Intelligenz (KI).

Kundenkommunikation: Fax ist verbreiteter als Social Media

Beim Kundenservice liegt in Deutschland vieles im Argen. Neue Technologien und Kommunikationsformen wie Chatbots oder Social Media spielen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Selbst das altbekannte Fax wird noch deutlich häufiger als Kommunikationskanal angeboten. So lauten Ergebnisse einer aktuellen Studie von Pegasystems Inc. (NASDAQ: PEGA), einem führenden Anbieter von strategischen Software-Lösungen für Vertrieb, Marketing,…