Developer Experience: Missverständnisse zwischen Entwickler-Teams und Führungsebene

Illustration Absmeier foto freepik

Developer und Führungskräfte sehen Verbesserungsbedarf bei der Developer Experience, aber identifizieren unterschiedliche Baustellen.

Zwei von drei Entwicklern (62 Prozent) sehen noch keine Produktivitätssteigerung durch KI.

Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) verlieren acht oder mehr Stunden pro Woche durch ineffiziente Arbeitsprozesse.

 

Nicht zuletzt durch die zunehmende Verbreitung von Microservices und künstlicher Intelligenz (KI) wird die Arbeit von Entwicklerteams heute immer komplexer. Führungskräfte haben mittlerweile erkannt, dass eine bessere Developer Experience die Produktivität steigert und Talente bindet: Dabei geht es nicht um teure Benefits, sondern um reibungslose Arbeitsprozesse. Atlassian hat in seinem neuen »State of DevEx Report 2024« weltweit über 2.100 Entwickler und Manager aus verschiedenen Branchen zu ihrer Wahrnehmung hierzu befragt [1]. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen Entwicklerteams und ihren Führungskräften – und das beeinträchtigt die Produktivität.

Gemeinsame Vision, unterschiedliche Lösungsansätze

Zwar sind sich Entwickler und Führungskräfte einig, dass eine positive Developer Experience wichtig ist. Doch es herrscht Unstimmigkeit darüber, was verbessert werden muss. So ist die Developer Experience für 63 Prozent der Entwickler ein wichtiger oder sehr wichtiger Faktor für ihre Bereitschaft, den Job zu wechseln. Gleichzeitig erkennen 86 Prozent der Führungskräfte, dass die Developer Experience verbessert werden muss – doch sie wissen nicht wie.

Die Diskrepanz zwischen Entwicklern und Führungskräften zeigt sich besonders in ihren unterschiedlichen Einstellungen zu KI. Während letztere überzeugt sind, dass der Einsatz von KI der effektivste Weg ist, die Produktivität und Zufriedenheit ihrer Teams zu verbessern, haben zwei von drei Entwicklern (62 Prozent) noch keine signifikante Produktivitätssteigerung durch KI erfahren. Zwar kann KI eine wichtige Rolle für die Effizienz von Unternehmen spielen, doch Kommunikationslücken können dazu führen, dass Führungskräfte in Lösungen investieren, die weder die Developer Experience noch die Produktivität ihrer Teams verbessern.

Zeitverlust ist ein weiteres Problem: Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Entwickler verlieren acht Stunden oder mehr pro Woche durch ineffiziente Arbeitsprozesse – das ist ein Fünftel ihrer gesamten Arbeitszeit. Nicht einmal die Hälfte von ihnen (44 Prozent) hat dabei das Gefühl, dass sich ihre Führungskräfte dieses Problems bewusst sind. Auch hier zeigen sich Unstimmigkeiten: Während Entwickler ihren Zeitverlust vor allem auf technische Schulden (59 Prozent) oder unzureichende Dokumentation (41 Prozent) zurückführen, sehen Führungskräfte die Herausforderungen vor allem in der Unterbesetzung (48 Prozent), dem erweiterten Aufgabenbereich von Entwicklern (47 Prozent) oder der Menge an technischem Wissen, das heute erforderlich ist (47 Prozent). Diese unterschiedliche Wahrnehmung kann dazu führen, dass Ressourcen verschwendet werden, um die falschen Probleme zu beheben.

Kommunikation ist der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit

Um die Developer Experience ihrer Teams nachhaltig zu verbessern, müssen Führungskräfte ihre Bedürfnisse wirklich verstehen. Der erste Schritt für sie sollte hierbei immer sein, mit ihren Entwicklerteams zu sprechen und gemeinsam abzustimmen, welche Baustellen es zu klären gilt. Nur so können sie richtig priorisieren und effektive Maßnahmen einleiten.

Auch KI hat das Potenzial, die Developer Experience deutlich zu verbessern: Sie kann dabei helfen, den technischen Aufwand zu verringern, Dokumentationslücken zu schließen und somit Unterbrechungen zu reduzieren. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, müssen Führungskräfte ihre Teams nach Reibungspunkten fragen und Tools einführen, die regelmäßiges Feedback ermöglichen, den Mental Load reduzieren, und Entwickler dabei unterstützen, konzentriert zu arbeiten. Wenn Führungskräfte über die Codegenerierung hinausdenken und die Anforderungen für die einzelnen Schritte des Entwicklungsprozesses besser verstehen, können sie effektive Lösungen entwerfen, die darauf zugeschnitten sind.

»Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass zufriedene Mitarbeiter produktiver sind. Anstatt uns also Gedanken darüber zu machen, was Entwickler effizienter macht, wie wäre es, wenn wir überlegen, was sie glücklich macht? Nicht das oberflächliche Glück, das man mit teuren Werbegeschenken und frisch gezapftem Kombucha kaufen kann – sondern das tiefgreifende Gefühl von Erfüllung, wenn man etwas Großartiges schafft. Bei Atlassian gilt die Philosophie, dass Zuckerbrot effektiver ist als die Peitsche. Wir sind überzeugt, dass sich, wenn wir die Arbeit unserer Entwickler erfüllender gestalten, auch die Produktivität automatisch verbessert«, erklärt Rajeev Rajan, Chief Technology Officer bei Atlassian.

[1] Atlassian hat im Februar 2024 in Zusammenarbeit mit Wakefield Research und den Gründern und Forschern von DX weltweit mehr als 2.100 Entwickler und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen zum Stand der Developer Experience in ihren Unternehmen befragt, um zu untersuchen, was aus ihrer Perspektive für reibungslose Arbeitsabläufe sorgt, was die Produktivität beeinträchtigt und wie sie ihre Arbeitsumgebung im Zeitalter von Microservices und KI einschätzen.
Hierfür wurden zwei globale Umfragen durchgeführt:
Wakefield Research befragte insgesamt 1.250 Tech-Führungskräfte aus den USA, Deutschland, Frankreich und Australien.
DX befragte insgesamt 900 Entwickler aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Litauen, Estland, Spanien, Irland, der Ukraine, Dänemark, der Schweiz, der Tschechischen Republik, Kanada, Brasilien, Indien und Australien.
https://www.atlassian.com/blog/developer/developer-experience-report-2024

 

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