»Die Alten« werden in der IT begehrt: Wenn Opa noch arbeitet

Von Jugendwahn in den IT-Personalabteilungen kann keine Rede mehr sein. Die Branche entdeckt zunehmend die Vorzüge des Alters. Eine starke Botschaft für IT-Fachleute: Wer mag, findet immer spannende Herausforderungen. Das Geburtsdatum muss dabei keine Hürde sein.

»Meine Frau weiß, dass ich das brauche, um zufrieden zu sein«, erzählt Peter Gethmann, der im knackigen Alter von 79 Jahren einen neuen Job angetreten hat. Der Senior Consultant hatte sich zuvor gegen mehrere Kandidatinnen und Kandidaten durchgesetzt. Im Juni 2020 startete seine Arbeit bei der Adata Software GmbH. Das vorige Projekt bei der Fiducia war durchaus anspruchsvoll. Doch daran, dass es sein letztes gewesen sein könnte, hat Gethmann nie einen Gedanken verschwendet. Wer mit dem Senior Consultant spricht, vermutet angesichts seines Geburtsdatums einen Druckfehler. Steht da wirklich 1941 – kein Irrtum? Tim Seiler, Personalberater bei grinnberg in Stuttgart, musste nochmals nachfassen als er das Baujahr seines heißesten Kandidaten entdeckte. Gethmann besitzt Energie und Esprit, wie man sie bei einem Mittfünfziger selten findet.

 

Personalberater Seiler war für seinen Kunden Adata Software GmbH in Verden/Aller auf der Suche nach einen Entwickler, der mit der Programmiersprache COBOL bestens vertraut ist. Sollte er es wirklich wagen und einen Fast-Achtziger empfehlen? Warum nicht, sagte er sich. Schließlich passte Gethmanns Profil exakt auf die ausgeschriebene Position. Als erfahrener Personalberater spürte Seiler sofort: Der Mann ist gut und hat das nötige Feuer.

 

Simone Wiese ging es ähnlich. Sie ist bei der Adata für das Personalwesen zuständig. »Über das Alter haben wir nur kurz gesprochen«, erinnert sie sich an ihren ersten direkten Kontakt mit dem erfahrenen Bewerber. »Trotzdem dauerte das Einstellungsgespräch länger. In dem Alter hat man einfach viel mehr zu erzählen. Das hat uns begeistert.« Belastbarkeit, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit – damit punktete Peter Gethmann bei der Adata. Der Senior Consultant ist längst kein Einzelfall mehr. In der IT-Branche kann man glücklich alt werden. Selbst dann, wenn ein Job-Wechsel im stolzen Alter von achtzig Jahren nicht jedermanns Sache ist.

 

Das Alter ist kein Faktor

Immer mehr Personalverantwortliche vollziehen die Kehrtwende. Die Zeiten der bedingungslosen Verjüngung im IT-Personalwesen sind passé. Bei zwei guten Bewerbern hat man lange den Jüngeren bevorzugt, Doch dieses ungeschriebene Gesetz gilt längst nicht mehr, auch wenn sich noch zahlreiche Studien finden lassen, die das Gegenteil behaupten. So meldete ein IT-Jobportal jüngst, dass nur rund 2 Prozent aller Jobs an Kandidaten vergeben werden, die älter als 50 Jahre sind. Viele haben noch in Erinnerung, wie im Jahr 2013 ein SAP-Manager spottete, dass 35-jährige Entwickler schon viel zu alt wären. Anscheinend haben sich die Zeiten gewandelt. Längst spielt Erfahrung eine wichtige Rolle – und zwar ausschließlich positiv, wie grinnberg-Personalberater Seiler bestätigt: »Angesichts des IT-Fachkräftemangels kann sich kein Unternehmen mehr leisten, andere als fachliche Kriterien bei der Einstellung zu gewichten. Die fachliche und menschliche Eignung steht im Vordergrund. Sonst nichts.«

 

HR-Verantwortlich sind gut beraten, wenn sie voll auf Qualifikation und Praxiserfahrung ihrer Kandidaten setzen. So wird Seniorität schnell zum Pluspunkt. »Das Alter ist bald nicht mehr da, wenn man ins IT-Fachgespräch einsteigt«, sagt Simone Wiese. Natürlich zieht ihr neuer Kollege den Altersschnitt des Teams nach oben. »Aber das hat keine Rolle gespielt«, bestätigt Wiese. Sie freut sich auf viele Jahre, in denen das Unternehmen von Gethmanns Erfahrung profitieren kann. Auch der Generationenkonflikt sei ausgeblieben, so die Personalverantwortliche: »Das Eis war schnell gebrochen, auch wenn rund 50 Jahre zwischen den Teammitgliedern liegen.«

 

Freude an der Kreativität

Peter Gethmann pendelt jetzt fünfmal die Woche zwischen seinem Wohnort Gnarrenburg und dem Adata-Standort Verden an der Aller hin und her. Er freut sich täglich seine Projekterfahrung und sein COBOL-Wissen einzubringen und weiter zu geben. Er wundert sich längst, dass COBOL und andere Großrechner-Programmiersprachen nur noch wenig gelehrt werden. »Viele dieser Systeme können überhaupt nicht ersetzt werden«, sagt er und ist glücklich, weil damit sichergestellt ist, dass ihm die Herausforderungen nie ausgehen werden.

 

»Ich mag das Gefühl bei der Arbeit etwas Neues zu erstellen,« freut sich der IT-Senior und betont: »Ein Programmierer ist ein unwahrscheinlich kreativer Mensch.« Gethmann sieht einer langen Zusammenarbeit mit Adata entgegen. Dass er unter dem Verdacht stehe, ein Workaholic zu sein oder keine anderen Hobbys zu haben, weist er mit einem Lächeln von sich: »Ich habe den Beruf zu meinem Hobby machen können. Etwas Besseres konnte mir überhaupt nicht passieren.« Von seinen Kindern und Enkelkindern berichtet er: »Alle sind glücklich, dass Opa noch arbeitet.«

 

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