Technologien für die Fertigung: Sechs Investitionen, die sich auch in Krisenzeiten rechnen

Illustration Absmeier foto freepik

Drohende Rezession, hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel – Deutschlands Unternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen.

 

Das Bruttoinlandsprodukt soll in diesem Jahr nur geringfügig wachsen. Doch auch wenn die Nachfrage sinkt und der Kostendruck steigt, sollten Hersteller geplante Projekte nicht auf Eis legen. Denn gerade neue Technologien können in der Krise und der Zeit danach helfen. Oracle zeigt sechs Wege auf, wie Unternehmen gut durch die Krise kommen.

  1. Digitalisierung und Data Analytics 

Durch die Digitalisierung von Produktions-, Beschaffungs-, Lieferketten- und Fertigungsprozessen entstehen intelligente Fabriken, die durch das Internet der Dinge (IoT), künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) zusätzlich beschleunigt werden. Die Grundidee: Die Analyse großer Datenmengen verbessert die Entscheidungsfindung. Laut einer Umfrage von Deloitte nutzten bereits 2013 60 Prozent der Führungskräfte Analysesoftware, oft mit KI-Funktionen, um Engpässe bei Bauteilen rechtzeitig zu erkennen, Lieferrouten zu optimieren, den Kraftstoffverbrauch zu senken und Lieferzeiten zu verkürzen.

  1. Reduzierung von Lieferkettenrisiken 

Die geopolitischen und handelspolitischen Spannungen veranlassen immer mehr Unternehmen, sich nach risikoärmeren Lieferanten umzusehen. Laut einer Studie von BCI Global planen mehr als 60 Prozent der europäischen und US-amerikanischen Hersteller, in den nächsten Jahren einen Teil ihrer Aktivitäten nach Asien zu verlagern. Einige EU-Unternehmen haben auch Tschechien, Polen und Ungarn im Blick – andere Deutschland, die Niederlande, Belgien und Luxemburg.

Moderne Supply-Chain-Technologien können auch dazu beitragen, Lieferkettenrisiken zu verringern. Bessere Einblicke in Arbeitsabläufe, Zeitpläne und Kapazitäten, Fuhrparks und Distributionslager sowie Statusaktualisierungen in Echtzeit ermöglichen es Unternehmen, Engpässe schnell zu erkennen und zu beheben. ML-Funktionen zeigen Anomalien und potenzielle Auswirkungen auf. In einer Studie von KPMG gaben 67 Prozent der CEOs an, dass sie mehr in datengestützte Technologien investieren wollen.

  1. Smart Manufacturing 

Mit Industrie-4.0-Technologien optimieren Hersteller Produktionsprozesse, verbessern die Produktqualität und automatisieren die Wartung. Typische Beispiele sind Drohnen, die Bauschäden an Fabrikanlagen erkennen, Roboter und Cobots sowie Cloud-Anwendungen zur automatisierten Bedarfsplanung. Digitale Zwillinge simulieren die Auswirkungen von Angebots- und Nachfrageschwankungen auf die Fließbandproduktion. Augmented Reality (AR) beschleunigt Reparaturen und 3D-Druck ermöglicht die Herstellung fehlender Ersatzteile. Über das 5G-Netz liefern fahrerlose Fahrzeuge Bauteile an die Fließbänder. Intelligente Lager überwachen den Bestand und fordern selbstständig Teile an.

Laut ABI Research werden die weltweiten Ausgaben für Automatisierungstechnologien von 345 Milliarden US-Dollar 2021 auf über 950 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 steigen. Vor allem die Automobilhersteller investieren in Lösungen zur Senkung der Arbeitskosten und zur Erhöhung von Sicherheit und Produktivität. Im Jahr 2022 sind mehr als die Hälfte des Roboterabsatzes auf die Automobilindustrie entfallen. Insgesamt wird der Weltmarkt für Industrieroboter laut Grand View Research bis 2030 um durchschnittlich 10,5 Prozent pro Jahr wachsen.

  1. Qualifizierte Tech-Fachkräfte 

Auch das verarbeitende Gewerbe ist vom Fachkräftemangel betroffen. Es fehlen Fließbandarbeiter, Schweißer, Maschinenbediener, Industriemechaniker und Produktionsleiter. Durch den verstärkten Einsatz neuer Technologien benötigt die Industrie aber auch Fachkräfte in den Bereichen Robotik, Programmierung, Integration intelligenter Systeme, Prototyping und Cybersicherheit sowie Datenwissenschaftler.

Echtzeitinformationen sind die Voraussetzung für die digitale Vernetzung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sogenannte Connected Frontline-Workforce-Anwendungen (CFW) können den Fachkräftemangel lindern. Auch Aus- und Weiterbildung ist wichtig – zum Beispiel die Workshops der Europäischen Kommission, die sich speziell an die Fertigungsindustrie richten. Und Recruiting-Anwendungen in der Cloud erleichtern die Besetzung technischer Stellen in wettbewerbsintensiven Märkten.

  1. Anything-as-a-Service 

Immer mehr Unternehmen bieten ihre Produkte oder deren laufende Wartung, Überwachung oder Installation als Dienstleistung an. Ein Hersteller von Schweißrobotern übernimmt beispielsweise gegen eine Gebühr eine bestimmte Anzahl von Schweißungen, anstatt seine Roboter zu verkaufen. Diese Einnahmen sind besser planbar als Verkaufserlöse. Darüber hinaus bietet Anything/Everything-as-a-Service zusätzliche Cross- und Upselling-Möglichkeiten. Analysen von Accenture zufolge lassen sich mit diesem Modell jährlich um 15 bis 20 Prozent höhere Umsätze erzielen. Der weltweite Markt soll laut Fortune Business Insights von 545,35 Milliarden US-Dollar 2022 auf mehr als 2,3 Billionen US-Dollar 2029 zulegen.

Auch immer mehr Automobilhersteller setzen auf das Abo-Modell und bieten Zulassung, Steuern, Versicherung, Pannenhilfe und Wartung als Dienstleistungen an. Laut Global Market Insights soll der weltweite Vehicle-as-a-Service-Markt bis 2030 auf 30 Milliarden US-Dollar anwachsen.

  1. Nachhaltigkeit 

Ein Viertel bis ein Drittel der weltweiten Energie wird für Herstellungsprozesse verbraucht. Vor allem die Lieferketten der Hersteller belasten die Umwelt – etwa beim Abbau, der Produktion, dem Transport und der Lagerung von Rohstoffen. Die Branche steht unter massivem Druck, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu werden. Die meisten Unternehmen sind sich dessen bewusst, wie eine Umfrage von Harris Poll zeigt. Demnach ergreifen 56 Prozent Maßnahmen, um nachhaltiger zu wirtschaften – der höchste Anteil aller untersuchten Branchen.

Dabei kommen auch IT-Lösungen zum Einsatz. Mithilfe von Blockchain lassen sich Materialien und Waren leichter zurückverfolgen. Automatisierungs- und Überwachungslösungen bieten detaillierte Einblicke in Produktionsprozesse, Lieferketten und Energieverbrauch. Das hilft Herstellern, ihre Produktivität zu steigern und Einsparpotenziale zu erkennen.

 

»Auch eine schwächelnde Konjunktur sollte Unternehmen nicht davon abhalten, in neue Technologien zu investieren«, erläutert Martin Cereceda, Senior Business Development Manager Manufacturing & Automotive bei Oracle. »Im Gegenteil: Wer digitalisiert, automatisiert und umweltfreundlich vorgeht, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil – in Form von effizienten Geschäftsprozessen, Innovationen und langfristigen Kostensenkungen.«

 

1205 Artikel zu „Fertigung Industrie“

KI-Trends 2024: Hardwaremonopol, Fertigungsindustrie und Regulierung

Gainfarm-CTO und KI-Experte Christian Behrens über die Trends 2024 im Bereich Künstlicher Intelligenz.   Künstliche Intelligenz (KI) war das große Thema in der Tech-Community im Jahr 2023 – und auch 2024 wird KI für reichlich Gesprächsstoff sorgen. »Neue Technologien, Fortschritte und Anwendungsmöglichkeiten werden künstliche Intelligenz immer stärker zu einem wesentlichen Bestandteil der Gesellschaft machen«, sagt…

Fertigungsindustrie am Abgrund: Künstliche Intelligenz als Rettungsanker?

  Die letzten Jahre waren gerade für die Fertigungsindustrie von großen Problemen und Herausforderungen geprägt: Die Lieferketten haben sich vor allem auch in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine als äußerst fragil herausgestellt, woraufhin die Material- und Produktionskosten aufgrund der Energiekrise und der Inflation unentwegt steigen. Dennoch muss die Entwicklung der Digitalisierung vorangetrieben werden.…

Digitaler Zwilling in der Fertigung: Von den technologischen Grundlagen bis zum Einsatz in der Industrie 4.0 

Was ist bei der  Implementierung von Digital Twins in Industrieunternehmen zu beachten?   Digitale Zwillinge liegen überall dort im Trend, wo einfache Datenabrufe bis hin zu Simulationen und Fehlervorhersagen (Predictive Maintenence) messbaren Mehrwert bringen. Sie leisten eine digitale Repräsentation eines Produkts oder sogar ganzer Anlagen. Diese werden dabei mit ausgewählten Merkmalen, Eigenschaften, Zuständen und Verhaltensweisen…

Industrie-4.0-Vernetzung: Der Einsatz von Mobilfunk in der industriellen Fertigung

Das IIoT (Industrial Internet of Things) verlangt nach einer durchgängigen Maschinen- und Gerätevernetzung zwischen Zentrale, Netzwerkrand, Cloud und mobilen Endpunkten. 4G LTE- und 5G-Standards sind die Basis, um kabelgebundene Lösungen zu ergänzen und abzulösen. Sie sind auch die Grundlage für den Einsatz von software-definierten WANs (SD-WANs) am sogenannten Edge.

Industrie 4.0: Additive Fertigung in der Automobil­industrie – Mit Speed von der Idee zur Produktion

Die additive Fertigung hält immer mehr Einzug in die Produktionsstätten der Automobilhersteller. Neben Prototypen, Design, Entwicklung und Digitalisierung der Ersatzteile ermöglicht die AF Kosten, Zeit und Gewicht bei der Herstellung komplexer Teile zu reduzieren sowie eine erhöhte Anpassungsfähigkeit auf Designebene zu erreichen. AF wird die Entwicklung in der Automobilindustrie bei Kleinserien, aber auch in der Massenproduktion erheblich beeinflussen.

Industrie 4.0: Additive Fertigung in der Möbelindustrie – Kundenindividuelles Design, Arbeitsschritte zusammenlegen, Arbeitsplätze zurück holen

In der »Additive Fertigung« (AF), umgangsprachlich auch 3D-Druck genannt, wird eine 3D-Datei eines Objekts erstellt und konvertiert in eine für das additive Fertigungssystem verständliche Sprache, an ein additives Fertigungssystem gesendet und ausgedruckt. Mit Großraumdruckern können kundenindividuelle Möbel gedruckt, die Digitalisierung von der Entwicklung bis zur Herstellung mit konsistenten einheitlich strukturierten Stammdaten bis hinein in die Web-Applikationen geführt werden.

Industrielle Fertigung: Wie innovative Digital-Tools die Montageplanung einfacher und effektiver gestalten

Zwischen der finalen CAD-Konstruktion und einem fertigen Produkt liegt ein langer und komplexer Weg voller Entscheidungen. So entscheidet zum Beispiel die Einkaufsabteilung, welche Teile der Konstruktion selbst gefertigt werden, welche zugekauft und welche in Baugruppen zusammengefasst werden können. In Stücklisten werden sämtliche benötigten Teile aufgelistet und ihre termingerechte Bereitstellung organisiert. Die Montageplanung definiert die sinnvollste…

Industrie 4.0: Ersatzteil-Digitalisierung mit additiver Fertigung – Ein Projektmodell zur praktischen Einführung und Praxisbeispiele

Additive Fertigung wird die Art und Weise, wie Ersatzteile hergestellt, geliefert, gelagert und versendet werden, verändern. Mit AF-Systemen hat sich eine neue Industrie »Manufacturing as a Service« zur Serien- und Massenfertigung etabliert, zudem fertigen 3D-Druckdienstleister einzelne Ersatzteile oder kleine Serien. Dadurch lassen sich Ersatzteile »On Demand« am »Point of Need« fertigen und ausliefern.

20-jähriges Jubiläum der Collaboration-Plattform der Fertigungsindustrie

Von einer visionären Idee zum globalen Supply-Chain-Netzwerk für die Fertigungsindustrie: Bosch, Continental, Schaeffler und ZF feiern das 20-jährige Jubiläum ihres Joint-Ventures SupplyOn   SupplyOn, die globale Collaboration-Plattform der Fertigungsindustrie, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Was im Jahr 2000 als gemeinsame Vision der Automobilzulieferer Bosch, Continental, Schaeffler und ZF seinen Anfang nahm, ist heute die führende Branchenlösung…

Industrie 4.0 – Additive Fertigung – 3D-Druck, ein Game Changer in der Modeindustrie

Mit additiver Fertigung, auch 3D-Druck genannt, wird eine 3D-Datei eines Objekts konvertiert in eine für den 3D-Drucker verständliche Sprache, an einen 3D-Drucker gesendet und ausgedruckt. Es können beliebige Objekte gedruckt werden. Auch für den Modebereich hat sich der 3D-Druck inzwischen als Verfahren etabliert.

Industrie 4.0 – Additive Fertigung

Eine neue IT-Anwendungslandschaft ist entstanden. Mit 3D-Druck werden Wertschöpfungsketten und sogar Geschäftsmodelle verändert. Neben dem 3D-Druck existieren noch weitere Begriffe wie 4D-Druck: hier werden intelligente Materialien eingesetzt, die nach dem Druck durch einen Trigger, etwa einen Lichtimpuls, eine Veränderung des gedruckten Objekts erzeugen 5D-Druck: neben der X-, Y- und Z-Achse beim 3D-Druck existieren hier noch…

Datengetriebene Services für Maschinenbau, Anlagenbau und Fertigungsindustrie erfolgreich entwickeln

Die Digitalisierung industrieller Produktionssysteme gewinnt immer mehr an Bedeutung. Data Analytics bietet vor allem Unternehmen aus dem stark vernetzten Maschinen- und Anlagenbau Chancen, innovative datenbasierte Dienstleistungen zu entwickeln und zu vermarkten. Aber wie sieht eine praxiserprobte Vorgehensweise aus, welche zentralen Herausforderungen gilt es zu meistern?

Trends 2019 in der Fertigungsindustrie: Sicherheit und höhere Service Levels

Immer mehr Fertigungsbetriebe vernetzen und automatisieren ihre Arbeitsplätze. Sie ermöglichen so flexibilisiertes und produktives Arbeiten. Der Hintergrund: Unternehmen wollen sich individuell an Kundenwünsche anpassen können, Wissen aus Daten gewinnen und Produktionen kosteneffizienter machen. Auch viele mittelständische Unternehmen rüsten um, doch stehen sie noch großen technologischen Herausforderungen gegenüber. Wie sollen große Datenmengen verwaltet und vor allem…

Trends in der Fertigungsindustrie: Elektrofahrzeuge, intelligente Arbeitsplätze und Roboter der nächsten Generation

2017 war für die deutsche verarbeitende Industrie ein Jahr des Wandels. Einerseits haben wir die positiven Seiten aufkommender Technologien gesehen, eine Erneuerung der Hightech-Strategie der Bundesregierung sowie die VDMA-Berichterstattung darüber, dass die Industrie das Jahr mit prall gefüllten Auftragsbüchern beendet hat. Auf der anderen Seite hat sich wegen der Automatisierung von Jobs unter den Beschäftigten…

Industrie 4.0 : Fertigungsindustrie stellt die Weichen für Wachstum in 2018

Technologischer Vorsprung und Produktivität – diese zwei Faktoren sind und bleiben die wichtigsten Instrumente der Fertigungsindustrie und nahezu aller anderen Industriezweige im deutschsprachigen Raum, um sich im globalen Markt durchzusetzen. Jedoch: Wettbewerber holen hier auf. Daher gilt: Nicht Einsparungen führen zu Wachstum, sondern Produktinnovationen und -individualisierung, Serviceorientierung sowie die Fähigkeit, sich schnell auf neue Marktanforderungen…

Fertigungsindustrie steht vor neuer Ära

Neue Welle von Megatrends eröffnet neue Produkt- und Servicemärkte im Wert von einer Billion US-Dollar.   Aufsehenerregende Innovationen haben das Jahr 2017 geprägt. Sie reichen von autonomen Taxidrohnen bis hin zu Maschinen zur personalisierten DNA-Dekodierung. Ermöglicht werden sie durch eine neue Welle von Megatrends. Die Innovationen sind Indikatoren für die Entstehung neuer Produkt- und Servicemärkte.…

Fertigungsbranche Top-Ziel der Cyberangriffe auf Industrierechner

Studie: 13,4 Prozent der Industrierechner von WannaCry attackiert.   Etwa jede dritte Cyberattacke auf Rechner für industrielle Kontrollsysteme (ICS, Industrial Control Systems) in der ersten Jahreshälfte 2017 richtete sich gegen Unternehmen aus der Fertigungsbranche. Das zeigt der aktuelle Kaspersky-Bericht über Cyberbedrohungen für industrielle Automationssysteme [1]. Der zahlenmäßige Höhepunkt der Angriffe lag dabei im März 2017…

Diese Trends prägen die Fertigungsindustrie im Jahr 2017

Von der IoT-Integration über neue Service-orientierte Geschäftsmodelle bis hin zu dynamischen Planungsprozessen: Das Industrial Internet of Things (IIoT) und die gestiegenen Kundenerwartungen verändern die Fertigungsindustrie. IFS erläutert die wesentlichen Trends der Branche und welche Anforderungen sich daraus an die Business-Software der Unternehmen ergeben.   Unternehmen integrieren vorhandene IoT-Quellen Das Industrial Internet of Things nimmt 2017…