Elektronische Rechnungen: XRechnung noch nicht in der Praxis angekommen

Illustration: Absmeier

Seit Ende 2020 nimmt der Bund gemäß einer EU-Richtlinie nur noch Rechnungen in elektronischer Form entgegen. Nach und nach folgen jetzt die einzelnen Bundesländer mit der Pflicht der Rechnungsstellung im Format XRechnung. Zum Stand der technischen Umsetzung der elektronischen Rechnung hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) eine Mitgliederumfrage  durchgeführt [1]. Dabei kam heraus: Zwei Drittel der befragten Unternehmen haben bereits eine Lösung zur Erstellung von XRechnungen im Einsatz, intensiv genutzt wird diese bislang aber von der Mehrheit noch nicht.

 

Die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die XRechnung stehen, gleichwohl sind die Ergebnisse der DSAG-Umfrage durchwachsen: Von insgesamt 145 befragten Unternehmen hatten zwar 66 Prozent bereits eine Lösung zur Erstellung des neuen Rechnungsformates im Einsatz. Eingeführt wurde diese jeweils hälftig durch die eigene IT-Abteilung beziehungsweise gemeinsam mit Beratungsunternehmen. Knapp 20 Prozent befinden sich derzeit noch im Planungsstadium. Zur selben Zeit aber hatten rund 52 Prozent bislang überhaupt erst zwischen null und 100 Rechnungen als XRechnung verschickt.

 

Vielfältigkeit verlangsamt Digitalisierung

»Die verschiedenen XRechnung-Lösungen im Bund und den Bundesländern schaffen eine Vielfältigkeit, die in der EU einzigartig ist. Gleichzeitig hemmt genau dies den entscheidenden Schritt hin zur Digitalisierung«, erklärt Colin Blöcher, Sprecher der Arbeitsgruppe Electronic Invoicing & Real-time Reporting bei der DSAG. »Selbst große Konzerne und untergeordnete Landesbehörden verlangen unterschiedliche Versandwege wie Peppol, E-Mail, manuelle Eingabe, FTP oder De-Mail. Andere EU-Länder haben dies wesentlich effizienter und damit kostensparender für Unternehmen gelöst.«

 

E-Mail ist noch der häufigste Transportweg

18 Prozent der Befragten haben die SAP-eigene Lösung SAP Document Compliance im Einsatz. Mit ihr lassen sich XRechnungen in SAP ERP und S/4HANA erstellen und über Peppol, E-Mail oder ZUGFeRD versenden. Rund 55 Prozent verwenden hierfür Partnerlösungen innerhalb oder außerhalb von SAP. Für den Versand nutzt mit 52 Prozent immer noch eine Mehrheit den E-Mail-Verkehr. Es folgen (mit 25 Prozent) der Upload über öffentliche Portale (ZRE des Bundes, OZG-RE der Bundesdruckerei), Peppol (22 Prozent), ZUGFeRD (20 Prozent) und Portale von Drittanbietern (12 Prozent).

 

Peppol agiert technisch wie ein Einschreiben mit Rückschein, was zurzeit alle anderen Versandarten nur bedingt oder gar nicht leisten. »Dem Versandweg Peppol gehört die Zukunft, da Unternehmen und Behörden auf diese Weise schlanke Prozesse realisieren und wirklich Kosten einsparen können«, prognostiziert Bernd Nowack, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgruppe Rechnungswesen bei der DSAG. »Die anderen Transportarten in Kombination mit entsprechenden Formaten treiben IT- und Prozesskosten eher in die Höhe, denn sie erfordern wegen des unsichereren Transports strengere Kontrolle und ggfs. Nacharbeiten.«

 

Lieferanten, die auf die elektronische Rechnung im Format XRechnung umsteigen, sparen Papier- und Portokosten und profitieren von schnellerem elektronischem Versand von Peppol und damit potenziell schnellerer Bezahlung. Deshalb sollte zu erwarten sein, dass sich nach dem Rechnungsverkehr mit öffentlichen Einrichtungen die XRechnung auch im B2B-Geschäft durchsetzen wird. Genau dies aber steht laut DSAG-Umfrage noch nicht an: Bislang sehen lediglich 13 Prozent der befragten Unternehmen hier weiteres Potenzial für die XRechnung.

 

Für die DSAG-Sprecher sind die Ergebnisse der Mitgliederumfrage daher nicht überraschend. Schon in ihren DSAG-Handlungsempfehlungen zur XRechnung prophezeit die Anwendergruppe Peppol die besten Zukunftsaussichten, wenn es um E-Invoicing geht.

 

 

[1] Erhebungsgrundlage der Umfrage
Die DSAG hat im März 2021 eine Online-Umfrage zu der Umsetzung von elektronischen Rechnungen wie z.B. XRechnung, Peppol, ZUGFeRD durchgeführt. Gefragt wurden exklusiv Teilnehmende von DSAG-Veranstaltungen zur elektronischen Rechnung zwischen 2018 und 2020. Damit wurde eine Zielgruppe befragt, die sich schon mit dem Thema XRechnung beschäftigt hatte. Geantwortet hatten 145 DSAG-Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 

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